22 Jahre gingen im Euskirchener Klösterchen hochkarätige Konzerte über die Bühne. Jetzt steht das „Grande Finale“ an.
Kultur im KlösterchenKonzertreihe in der Euskirchener Comedia endet nach 22 Jahren
Fast hätte der Abend ein unvorhergesehenes Ende genommen. Als das Felix-Meyer-Trio im Dezember 2022 in der Euskirchener Comedia spielte, fiel von jetzt auf gleich das Licht aus. Es war stockfinster im Saal, doch einem Gast kam die Erleuchtung: In einem nahe gelegenen Baumarkt kaufte er Kerzen, mit denen es gelang, die Bühne spontan so zu erhellen, dass Meyer und seine Band weitermachen konnten. „So haben wir ein tolles Konzert im Kerzenschein erlebt“, sagt Klaus Linden.
Diese Geschichte gehört zu den Anekdoten, die Linden gerne erzählt, wenn er auf die Konzerte zurückblickt, die er für die Kultur-Initiative Klösterchen (KIK) organisiert hat. An diesem Sonntag endet die Reihe nach 22 Jahren mit dem „Grande Finale“. So hat Linden die Abschiedsveranstaltung betitelt. Das Programm werden viele der Künstlerinnen und Künstler bestreiten, die seit 2002 im Veranstaltungssaal im Klösterchen auf der Bühne gestanden haben.
Im Jahr 2000 wurde in Euskirchen die Kultur-Initiative Klösterchen gegründet
Die Bezeichnung des Gebäudekomplexes erinnert an das Franziskanerkloster, das früher an der Ecke Eifelring/Münstereifeler Straße in der Euskirchener Südstadt stand. Sie floss auch in den Namen des 2000 gegründeten Vereins KIK ein. Zwei Jahre später trat der Vorstand mit der Bitte an Klaus Linden heran, das Kulturangebot zu organisieren und zu intensivieren.
In seiner Zeit als KIK-Geschäftsführer zog er mehr 200 Konzertveranstaltungen auf. In der Anfangszeit gehörten auch Vorträge und Filmabende zum Angebot des gemeinnützigen Vereins. Was die Musik anbelangt, habe für ihn nicht das Gefällige gezählt, „sondern das Neue, das Querliegende“, sagt Linden im Gespräch mit dieser Zeitung.
Im Euskirchener Kulturleben bleibt eine Lücke zurück
Wenn beim „Grande Finale“ der letzte Akkord verklungen ist, wird eine Lücke im Euskirchener Kulturleben zurückbleiben. Linden setzte stets auf Qualität statt auf Quote. Er wollte, dass sich die Comedia von anderen Kultur-Einrichtungen unterscheidet. Deshalb habe er grundsätzlich keine Musiker und Musikerinnen eingeladen, die „in jeder Eckkneipe“ auftreten. Mehr noch: Am liebsten engagierte er Ensembles, die bis dahin möglichst noch nie in NRW oder sogar noch nie in Deutschland gespielt hatten, gerne auch Gruppen von anderen Kontinenten.
Dem heute 75-Jährigen kamen immer wieder seine guten Kontakte in der Kulturszene zugute. Viele Bands sah er sich in anderen Städten an, bevor er sie nach Euskirchen lotste. Künstleragenturen, die bei Vertragsabschlüssen mitverdienen, schaltete er nie ein. „Dafür hatte der Verein kein Geld.“ Städtische Zuschüsse, so Linden weiter, habe KIK in der ganzen Zeit nicht erhalten: „Wir haben die Konzertreihe mit privaten Sponsoren, Förderern und den Eintrittsgeldern gestemmt. Dabei waren die Preise moderat. Der durchschnittliche Kartenpreis lag zuletzt bei 15 Euro.“
Der Verein holte immer wieder „Jugend-musiziert“-Bundessieger nach Euskirchen
Von 2005 an lud der Verein über Jahre hinweg auch immer wieder zu „Kino & Vino“ ein, einer Reihe mit Kurzfilmen und Weinausschank. Stolz ist Klaus Linden nicht zuletzt darauf, dass die Kultur-Initiative auch regelmäßig einen Beitrag zur Nachwuchsförderung leistete, und zwar durch das jährliche Konzert mit Bundessiegern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“.
Hochkarätige Musik war über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg das Markenzeichen der Comedia-Konzerte – egal, ob Klassik, Fado, Chansons, Jazz oder Boogie-Woogie gespielt wurde, um Beispiele zu nennen. Einige wenige Künstlerinnen und Künstler hebt Linden in seinem Rückblick hervor: die international gefragte Blockflötistin Dorothee Oberlinger, den renommierten Klarinettisten Ralph Manno, die Akkordeonistin und Sängerin Lydie Auvray und das Quartett Muse de Piano. Unter diesem Namen bestritten 2016 vier Pianistinnen mit koreanischen Wurzeln – Sung-Hee Kim-Wüst, Jiae Kim, Sunhee Kim-Nussbeck und Immin Chung Poser – das Neujahrskonzert im Klösterchen.
Zwei von ihnen werden am Sonntag beim längst ausverkauften Abschlusskonzert dabei sein. Die Namen der weiteren Akteure verrät Linden nicht, stattdessen sein persönliches „Highlight“ der zurückliegenden 22 Jahre: das Gastspiel des argentinischen Akkordeonspielers Chango Spasiuk. Ganz wichtig ist ihm auch die „Euskirchener Zigeunernacht“ mit Markus Reinhardt und anderen Künstlern, die siebenmal ein großes Publikum anlockte.
Mit vielen Musikern und Musikerinnen, die er ins Klösterchen holte, hat Klaus Linden Freundschaft geschlossen. „Die Konzert-Erlebnisse haben mein Leben bereichert“, sagt er. Seit der Corona-Zeit habe er die Veranstaltungen alleine organisiert. Aus diesem Grund, so Linden, und weil der Konzertsaal umgebaut werde und dem Verein anschließend nicht mehr zur Verfügung stehe, habe er beschlossen, sein Engagement als Geschäftsführer zu beenden. Mehr noch: „Auch wenn es für Euskirchen traurig ist: Der Verein wird sich auflösen.“
Grande Finale ist ausverkauft
Die Eintrittskarten für das Abschlusskonzert am Sonntag, 10. März, 17 Uhr, sind vergriffen. Klaus Linden hat 35 Musikerinnen und Musiker engagiert. 16 Kurzauftritte à 14 Minuten sind eingeplant, zudem zwei Pausen. „Mehr Zeit können wir den Gruppen nicht geben, denn um 21.30 Uhr wollen wir fertig sein“, sagt der Organisator. (ejb)