Das Konzert der „Jugend musiziert“-Preisträger in Zülpich-Langendorf entpuppte sich als Abend voller Überraschungen.
Konzert in der RemiseNachwuchskünstler begeisterten das Publikum in Zülpich
Der Abend steckt stets voller Überraschungen. Wer sich ein Ticket für das Preisträgerkonzert auf Burg Langendorf kauft, weiß nie so genau, was ihn erwartet. Sicher ist aber immer ein sehr abwechslungsreiches Programm auf künstlerisch hohem Niveau und mit jugendlicher Frische.
Über Pfingsten hatte in Zwickau und Umgebung der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ stattgefunden. Wie in jedem Jahr besuchte Matthias Pannes für die Manfred-Vetter-Stiftung die Vorspiele und lud anschließend nicht nur eine Reihe erstplatzierter junger Künstlerinnen und Künstler zum Konzertieren in die Remise der Burg Langendorf ein, sondern bestimmte auch die Gewinner des Sonderpreises der Manfred-Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur. Diesmal war die Kategorie „Besondere Ensembles – Neue Musik“ an der Reihe.
Zülpich: Emmi Tzannis entlockte der Harfe glasklare Klänge
Das Programm, das daraus entstand, erfreute jetzt die Konzertbesucher in der Remise. Die Nachwuchskünstlerinnen und -künstler brachten nicht nur sehr unterschiedliche Werke, sondern auch ganz verschiedene Instrumente mit. An der Harfe eröffnete Emmi Tzannis das teilweise wirklich spektakuläre Konzert. An den glasklaren Klängen von Domenico Scartattis „Andante e cantabile“ aus der Sonata A-Dur K 208, im Original für ein Cembalo komponiert, konnten sich die Zuhörer an dem warmen Sommertag erfrischen.
Ein romantisches Naturschauspiel vertonte Jacques de la Presle in seinem Werk „Le jardin mouillé“. Der französische Komponist und Musikpädagoge verfasste es im Jahr 1913 und schuf darin ein musikalisches Wasserspiel, das die 16-jährige Harfenistin in romantischen, reich umspielten Melodien mit ihrer bemerkenswerten Fingerarbeit fließen und springen ließ.
Als der Moderator Matthias Pannes vom Projektbeirat Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und Beirat der Manfred-Vetter-Stiftung das Blockflöten-Duo Theresia Volbers und Tara Althaus ankündigte, räumte er erst einmal mit dem Klischee vom wenig anspruchsvollen Einstiegsinstrument auf. Langjährige Konzertbesucher auf Burg Langendorf hatten ohnehin nicht mit einer Blockflöten-Darbietung der durchschnittlichen Art gerechnet.
Musikerinnen spielten gleichzeitig auf jeweils zwei Blockflöten
Was die beiden Musikerinnen auf ihren Flöten von der Sopranino- bis zur Bassflöte spielten, war absolut hohe Kunst. Mit einem Barockstück aus der Feder von Johann Vierdanck entführten sie das Publikum in ihre Klangwelt, die dann mit „Floppy Blue“ von Michael Keustermans aus dem Jahr 2011 mit sechs verschiedenen Flöten breit aufgefächert wurde.
Vier davon kamen gleichzeitig zum Einsatz, indem die beiden erstplatzierten Preisträgerinnen der Geburtsjahrgänge 2005/06 jeweils auf zwei Instrumenten gleichzeitig spielten. Pfiffige Rhythmen, forsche Akzente und sehr geräuschhaftes Anblasen gelangen dem Duo dank seiner ausgefeilten Atemtechnik und seiner ansteckenden Spielfreude ausgesprochen effektvoll.
Dann betrat das Ensemble mit Malika Schulze, Sofija Pavlenko (beide Violine), Alexej Fadejew (Viola) und Levi Enns (Violoncello) die Bühne. Das Quartett holte beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ nicht nur in der Kategorie Streichquartett den ersten Platz, sondern auch in der Neuen Musik. Die vier Musikerinnen und Musiker der Jahrgänge 2007 und 2008 erhielten von Juliane B. Vetter den diesjährigen, mit 5000 Euro dotierten Sonderpreis.
Nachwuchs-Musiker beweisen beim Konzert in Zülpich große Präzision
Zunächst durften die Zuhörer über „Officium breve in memoriam Andreae Szervansky“ von György Kurtág staunen. Die Palette außergewöhnlicher Klangfarben reichte von metallisch-quietschenden über flirrende Vibrato-Effekte bis hin zu ruppigen Tönen. Im Saal hätte man mitunter eine Stecknadel fallen hören können, so gebannt lauschte das Publikum der spannenden Musik, die das Quartett mit großer Präzision und viel Feingefühl für die moderne Musik darbot.
Das Sonderpreisträger-Ensemble vom vergangenen Jahr spielte ebenfalls. Emilia Sarau (Blockflöte), Hanna-Leona Hanslik (Violine), Paul Morneburg (Violine), Johannes Görtz (Violoncello) und Manuel Ebert (Cembalo) wollten bereits vor einem Jahr in der Remise der Burg Langendorf auftreten und ihre Auszeichnungen entgegennehmen, aber eine Corona-Erkrankung hinderte sie daran. Nun holten die fünf Preisträgerinnen und Preisträger in der Kategorie „Alte Musik“ das nach.
Das Saxophon-Quartett mit Niko Franke, Elena Kostrya, Julian Schroers und Tae-Ha Lee hatte gleich drei Stücke mitgebracht. Bühnenpräsenz und die Verbindung mit dem Publikum schienen ihnen noch ein wenig fremd, doch die Interpretationen ihres modernen Repertoires erklangen sehr lebendig, mal exotisch, mal anrührend warm und zunehmend eigenwillig.
Mit der Tarantella aus „Venezia e Napoli“ von Franz Liszt schloss der junge Pianist Johnny Jia-Jun Li das bereichernde Überraschungskonzert in der Remise höchst virtuos und ausdrucksstark ab.
Nach der Sommerpause spielt am Samstag, 12. August, von 19 Uhr an in Langendorf das Landesjugendsinfonieorchester Hessen. Es dirigiert Vitali Alekseenok.