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Smarte TechnologieDieser Garten in Euskirchen gießt sich selbst

Lesezeit 5 Minuten
Addi Kirfel und Marion Selbst stehen inmitten ihres gut bewässerten und blühenden Gartens.

Dank intelligenter Technik erstrahlt der Garten von Addi Kirfel und Marion Selbst in satten Grüntönen und in leuchtenden Farben – auch in den trockensten Sommermonaten.

In Addi Kirfels Euskirchener Garten pflegt ein ausgeklügeltes System aus Tröpfchenbewässerung und App-Steuerung die Pflanzen.

Wenn Addi Kirfel und Marion Selbst in den Urlaub fahren, dann überlassen sie die Pflege ihrer Pflanzen nicht den Nachbarn, sondern der Technik.

Addi Kirfel hat irgendwann einfach keine Lust mehr auf analoge Bewässerung gehabt. Vor jedem Urlaub habe er die Nachbarn mit der Gießerei gängeln müssen. In den Sommermonaten tigerte er selbst stundenlang mit der Gießkanne durch den Garten.

Alle Prozesse können optimiert werden – auch im Garten

„Das war ineffizient“, sagt der Administrator für Computernetzwerke. Mit der Gießkanne verschwende man einfach eine Menge Wasser, weil man nie genau einschätzen könne, wie viel Feuchtigkeit die Pflanze tatsächlich brauche. Also begann der ITler den Prozess zu optimieren.

Bei einer Internetrecherche stieß er auf eine Firma, die Systeme zur Tröpfchenbewässerung für Privathaushalte anbietet. „Dabei wird der Pflanze nur so viel Wasser zugeführt, wie sie in diesem Moment benötigt.“ Sein Garten trinke dann also nur, wenn er Durst habe.

Addi Kirfel dreht mit einer Hand an der Wasserzufuhr, mit der anderen hält er eine kleine Pappe, auf der er mit Bleistift den Wasserverbrauch notiert.

Auf seinen besonders niedrigen Wasserverbrauch bei der Bewässerung seines Gartens ist Addi Kirfel stolz. Deswegen führt er Buch über seinen Wasserverbrauch.

Prompt bestellte der Euskirchener ein Starterkit: einen Druckreduzierer für den Wasserhahn und zehn Tropfer. An diesen Tropfern sei ein Tonkegel, den man in die Erde stecke, erklärt Kirfel. Der sei mit Wasser gefüllt. Immer dann, wenn der Ton zu trocken werde, öffne sich das Ventil: „Und dann tropft der Tropfer.“ Sollte es in der Erde aber doch einmal zu feucht werden, weil es viel geregnet hat, dann drücke der Tonkegel die Wassersäule hoch. So werde die Wasserzufuhr verschlossen.

„Ich war damals skeptisch“, sagt Marion Selbst: „Ob so ein paar einzelne Tröpfchen ausreichen würden, die Pflanzen am Leben zu erhalten.“ Doch das Ergebnis sprach für sich. Die Pflanzen blühten prächtig: überall satte Grüntöne, knallige Farben, gesunde Pflanzen. Der Wasserverbrauch war auf ein Minimum heruntergefahren, niemand musste mehr Gießkannen schleppen oder die Nachbarn um Hilfe fragen.

Heute sind 70 Tropfer in dem Euskirchener Garten im Einsatz

Addi Kirfel war angefixt. Die zehn Tropfer des Starterkits reichten bald nicht mehr aus. „Heute haben wir 70 davon im Einsatz“, sagt Kirfel und lacht. Dann zeigt er, wo die acht Millimeter dicken Leitungen verlaufen.

Mit ausgestrecktem Zeigefinger und mal gebückter, mal gestreckter Haltung läuft er durch seinen Garten: „Hier geht es lang, dann da, und hier die Wände hoch, zu den Kübeln, hier an der Hauswand nach oben auf den Balkon, da runter und hier ins Hochbeet, dann unter den Fußboden und dann ...“ Marion Selbst beginnt zu lachen. Dann lacht auch Addi Kirfel. „Wenn schon, dann alles“, sagt er.

Addi Kirfel hockt in seinem Garten im Gras und liest die Bodenfeuchtigkeit an einem Sensor ab, der in der Erde steckt.

Der Sensor bei den Hortensien misst die Feuchtigkeit in der Erde und sendet die Informationen an Addi Kirfels Smartphone.

Am kompliziertesten sei es gewesen, die Leitungen unter den Holzbohlen der Terrasse zu verlegen. Aufreißen wollte Kirfel diese dafür nicht. „Also habe ich mir einen Spezialdraht besorgt, und die dünnen Bewässerungsleitungen unter den einzelnen Brettern durchgezogen“, sagt er. Sieben Stunden habe das gedauert. Marion Selbst schüttelt den Kopf.

Für sie wäre das nichts gewesen, sie würde das schon ungeduldig machen, wenn sie nur darüber nachdächte. „Es war wirklich eine richtige Fummelsarbeit“, sagt Kirfel. Aber dafür sei er genau der Richtige. Das Ergebnis der Friemelei: „Unsere 70 Tropfer bewässern alle Pflanzen, die hier stehen und hängen, und verbrauchen dafür nur etwa drei Liter pro Woche“, sagt Kirfel stolz.

Eine Hand hält ein Smartphone. Auf dem Display ein Foto des Gartens der Euskirchener, darunter eine Temperaturanzeige und ein Regensymbol.

Addi Kirfel präsentiert die App, mit der er seinen Garten immer im Blick hat und auch steuern kann.

Doch Kirfels Tropfbewässerungsanlage ist nicht die einzige smarte Lösung in dem Garten der Euskirchener. Auch unter dem Rasen liegt ein Bewässerungssystem. Ein Schlauch mit Löchern in regelmäßigen Abständen schlängelt sich unsichtbar über das Grundstück.

Das Garten-Prinzip gleicht einer Fußbodenheizung

Das Prinzip gleiche dem einer Fußbodenheizung, erklärt der findige Tüftler. Nur entströme hier keine Wärme, sondern eben Wasser. Und zwar immer morgens um 9 Uhr und mittags um 14 Uhr für jeweils fünf Minuten. „Aber heute nicht“, sagt er. Denn es habe geregnet, und „das System“ habe festgestellt, dass die Bodenfeuchtigkeit bei 75 Prozent liege.

„Das System“ besteht aus einem Feuchtigkeitssensor im Boden und einer App auf seinem Smartphone. Kirfel öffnet die App. Das Menü: „Sensor neben den Hortensien, Water Control Beet, Water Control Rasen“. Klickt Kirfel auf den „Sensor neben den Hortensien“, kann er jederzeit die Feuchtigkeit einsehen, und so die Wasserzufuhr in Beet und Rasen anpassen.

Ich glaube, das hier ist der Garten der Zukunft.
Addi Kirfel

Seine Voreinstellung: Bei einer Bodenfeuchte von mehr als 55 Prozent werden sämtliche Bewässerungen ausgesetzt. Nicht nur die Bewässerung, sondern auch das Schneiden des Rasens wird über die App gesteuert, über den Menüpunkt „Mäh-Robi“. So heißt der autonom fahrende Rasenmähroboter, der unter der Bedachung einer Hütte wohnt, direkt neben der Steuerzentrale des Bewässerungssystems.

Auf der Erde liegen in Schleifen die Bewässerungsschläuche, die Addi Kirfel unter seinem Rasen verteilt hat.

Durch die gleichmäßige Verteilung der Bewässerungsschläuche wird der darüberlegende Rasen überall ausreichend, aber nicht übermäßig gewässert.

„Das ist auch schon alles, was es braucht“, sagt Kirfel: „Die Steuerelektronik, Smartbox, und WLAN.“ Aber man müsse auch „ein bisschen Geld“ in die Hand nehmen, erklärt er. 1000 Euro hat er allein in die Bewässerung für Rasen und Beete gesteckt. Die Smartsteuerung kostete 300 Euro.

„Ich glaube, man muss außerdem ein bisschen verrückt sein“, sagt er. Wer sich einen smarten Garten bauen wolle, der müsse zumindest Tüfteleien lieben, so sein Urteil. Die Nachbarn seien neidisch, erzählt Marion Selbst. Die einen schauten in heißen trockenen Sommermonaten vom Balkon aus lieber in ihren als in den eigenen Garten. Die anderen hätten schon angekündigt, dass auch sie die Anschaffung eines solchen Systems ins Auge gefasst hätten.

Auch wenn die Installation zunächst einmal Geld und Nerven koste, so würden langfristig die Vorteile überwiegen, sagt Kirfel. Das sei neben der ganzen bequemen Automatisierung auch die Einsparung der wertvollen Ressource Wasser. Kirfel: „Ich glaube, das hier ist der Garten der Zukunft.“