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Fußball-EMEuskirchener „Proll-Runde“ feierte nach DfB-Auftaktsieg ein Comeback

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Autos, aus denen Flaggen herausragten, wurden nach dem Spiel durch Euskirchen gefahren.

Am Europa-Kreisel in Euskirchen wurde nach dem 5:1-Auftaktsieg von Deutschland gegen Schottland Schwarz-Rot-Gold geschwenkt.

Die Euskirchener Polizei hatte sich für den Europa-Kreisel ein Konzept überlegt. Nach dem Sieg gegen Schottland stand es auf dem Prüfstand.

Euphorie, Glückseligkeit, Hoffnung aufs Sommermärchen 2024 – nach dem 5:1-Auftaktsieg der Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft war ganz Deutschland völlig losgelöst. Ganz Deutschland? Nein, zumindest der Europa-Kreisel in Euskirchen wirkte am Freitag nach dem Erfolg über Schottland wie ein verstimmter Dudelsack.

Ordnungsamt und Polizei haben sich im Vorfeld ein Konzept überlegt. Das erschwert die Einfahrt in den Europa-Kreisel, macht sie aber nicht unmöglich. So war die Wilhelmstraße ab der Hochstraße gesperrt. Die Folge: Am Neubau der Eugebau musste links abgebogen werden.

Zwei Männer und eine Frau sind von hinten zu sehen, wie sie das Geschehen auf dem Europakreisel beobachten. Einer trägt eine Polizeiweste, die beiden anderen haben die Aufschrift „Ordnungsamt“ auf dem Rücken stehen.

Polizei und Ordnungsamt hatten ein ausgeklügeltes Konzept entwickelt.

Da auch die Veybachstraße gesperrt war, mussten die Verkehrsteilnehmer in Richtung Bahnhof fahren. An der Alleestraße entschlossen sich die meisten Autofahrer dazu, nach links zu fahren, um am Bahnhof vorbei wieder zur Wilhelmstraße zu kommen.

Eine kleine Renaissance der sogenannten „Proll-Runde“, die bis vor wenigen Jahren vor allem junge Männer fuhren, um ihre tiefergelegten Autos zu präsentieren. Die Einfahrt in den Europa-Kreisel war am Freitagabend lediglich über die Gerberstraße aus Richtung Kommerner Straße möglich.

Sieberather Andre Knips war beim Spiel gegen die Schotten live dabei

Diese Möglichkeit wurde zwar vereinzelt genutzt. Von euphorischen Hupkonzerten, Autokorsos und schwarz-rot-goldenen Fans war am Europa-Kreisel aber nichts zu sehen. Auch Fans, die sich per pedes zum Kreisel aufgemacht hatten, ließen sich an gut zwei Händen abzählen. „Wir haben ja noch früh in der EM“, sagte eine Ordnungsamt-Mitarbeiterin.

Polizei und Ordnungsamt schienen aber auch nicht unglücklich darüber zu sein, dass sich (noch) keine Menschenmenge wie bei der WM 2014 am Kreisel versammelt hatte. „Das ist auch immer gefährlich, weil die Autos nicht gerade langsam durch den Kreisel fahren. Da ist schnell etwas passiert. Wir haben schon erlebt, dass Fans aus dem Kofferraum gefallen sind“, so ein Ordnungsamtsmitarbeiter. Beim WM-Sieg hatten Fans sogar die Stele in der Mitte des Kreisels erklommen.

Andre Knips schaut in die Kamera und hebt die Daumen. Im Hintergrund sieht man die vollbesetzte Münchener Arena.

Der Sieberather Andre Knips verfolgte das EM-Auftaktspiel in München. Von den schottischen Fans zeigte sich der Eifeler begeistert.

Und noch etwas darf bei aller Euphorie nicht aus dem Blick verloren werden. Direkt am Europa-Kreisel befindet sich eine Senioren-Einrichtung. 2014, beim WM-Triumph von Jogis Jungs, war sie noch im Bau.

Während die Euskirchener, zumindest im Straßenverkehr, also mit angezogener Handbremse jubelten, war André Knips mittendrin im Schmelztiegel der Emotionen. Der Sieberather hatte eine Karte für das Eröffnungsspiel in München ergattert.

Die Stimmung im und um das Stadion herum sei unglaublich gewesen, berichtet Knips im Gespräch mit dieser Zeitung. „Tolles Spiel, megageil“, so der Vorsitzende der SpVg Ländchen-Sieberath, die in der kommenden Spielzeit eine Spielgemeinschaft unter neuem Namen mit der SG92 eingehen wird.

EM-Helfer aus dem Kreis Euskirchen freuen sich auf den Einsatz in Köln

Knips war vom Auftritt der Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann regelrecht begeistert. Und auch mit Blick auf die schottischen Fans kommt Knips aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Geschätzt waren das 200.000 Schotten hier in München. Und alle megafriedlich und entspannt. Die saufen wie die Löcher“, sagt Knips. Er habe zwar eine „Unsumme“ für die Karte ausgegeben, aber das sei es „absolut wert gewesen“.

Er habe zahlreiche irische Fans bei der Europameisterschaft 2016 in Lille kennenlernen dürfen. Damals spielte Irland gegen Italien. „Die Iren konnten schon feiern. Wahnsinn. Aber was die Schotten hier in München abgezogen haben. Das ist ein geiles Völkchen“, so Knips.

Mit diesem „Völkchen“ bekommen es am Mittwoch auch der Kaller Jörg Piana, der Keldenicher Roland Huppertz und die Kommernerin Lauri Simon in Köln zu tun. Dann trifft dort Schottland auf die Schweiz. Piana, Simons und Huppertz sind dann im Rahmen der EM als Volunteer im Einsatz.

Und Knips? Für den Eifeler ging es am Samstag direkt nach Berlin. Dort verfolgte er das Duell zwischen Spanien und Kroatien.