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Diesmal war es der LandwirtBlühstreifen bei Kall-Keldenich zum zweiten Mal umgepflügt

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf ein umgepflügtes Feld mit einem schmalen Streifen mit Pflanzen an der Seite.

Nicht viel übrig geblieben ist von dem Blühstreifen, den der Bauhof der Gemeinde Kall im vergangenen Jahr neu angelegt hatte, nachdem er zuvor umgepflügt worden war.

Im vergangenen Jahr war es der Kaller Bauhof, diesmal der Landwirt: Die Blühstreifen an einem Acker in Keldenich wurden erneut umgepflügt.

Peter Josef Müller ist frustriert. Der Sötenicher wird nicht müde, sich für Umwelt- und Naturschutz einzusetzen. Doch das Engagement kostet Nerven und Zeit und ist am Ende manchmal auch noch umsonst. Jüngstes Beispiel sind die Ereignisse rund um die Grünstreifen an einen Acker in Keldenich.

Im vergangenen Jahr war Müller aufgefallen, dass bei einem Feld in Keldenich ein Grünstreifen umgepflügt worden war. Den Fall hatte er der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) beim Kreis Euskirchen gemeldet. Die UNB forderte die Gemeinde damals zuerst auf, Kontakt zu dem Landwirt aufzunehmen und weitere Maßnahmen zu unterbinden. Blüh- und Grünstreifen an Feldern bieten Insekten ein vielfältiges Angebot, die wiederum Nahrung für die Jungtiere vieler bodenbrütender Feldvogelarten sind.

Der Bauhof in Kall musste die Blühstreifen neu anpflanzen

Doch dann hatte sich herausgestellt, dass in dem Fall nicht der Bauer, sondern der Bauhof der Gemeinde Kall der Übeltäter gewesen war. Dessen Mitarbeiter hatten die Feldränder bearbeitet, weil sich dort nach Angaben der Gemeinde bei starken Niederschlägen das Wasser gestaut hatte. Der Kreis hatte daraufhin die Gemeinde aufgefordert, die Streifen wieder anzulegen. „Das wurde auch gemacht, aber die Streifen waren zu schmal“, beklagt Müller. Die Straßenparzelle sei fünf Meter breit, die Straße selbst aber nur drei Meter. „Also hätten die Streifen an beiden Seiten jeweils einen Meter breit sein müssen, sie waren aber nur 50 Zentimeter.“

Wie soll Otto Normalverbraucher da noch daran glauben, dass er ernst genommen wird.
Peter Josef Müller

Die Einsaatfläche sei auch nicht vorbereitet worden. Wegen des seiner Meinung nach unangemessenen Vorgehens bei der Wiederherstellung und der offensichtlich mangelnden Absprachen der beteiligten Stellen habe er mehrfach E-Mail-Kontakt mit der UNB aufgenommen. Bei der Behörde kämpfe man aber oft gegen Windmühlen.

Nach der Einsaat im Herbst habe der Landwirt die Fläche dann mit einem Herbizid gespritzt, „wie unschwer an der gelben Verfärbung der Vegetation zu erkennen war“. Von der Saat sei deshalb kaum etwas aufgegangen. Aber damit nicht genug: Zu allem Überfluss seien die Streifen dann noch umgepflügt worden. „Wie soll Otto Normalverbraucher da noch daran glauben, dass er ernst genommen wird“, so Müller.

Der Kreis Euskirchen belässt es zunächst bei einer Ermahnung

Der Kreis Euskirchen teilt dazu mit: „Gemäß der Absprache wurden die Wegesäume im vergangenen Jahr von der Gemeinde Kall mit regionalem Saatgut neu angelegt und anschließend gewalzt.“ Allerdings sei dann zunächst einer der Ackerränder abgemäht, später dann beide Streifen umgepflügt worden.

Zwischenzeitlich habe die UNB persönlichen Kontakt mit dem Landwirt gehabt, der die Fläche bewirtschafte. Dabei habe der Bauer bestätigt, dass er beziehungsweise ein Mitarbeiter die Wegekante mitbearbeitet habe. „Die Untere Naturschutzbehörde hat den Bewirtschafter telefonisch rechtlich belehrt und ihm dargelegt, dass eine Bewirtschaftung einen Meter neben der Wegekante zu unterbleiben hat. Der Bewirtschafter zeigte sich grundsätzlich einsichtig und sagte zu, dies auch an seine Mitarbeiter weiterzugeben“, teilt Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises mit. „Aufgrund dieser Einsichtnahme und der Zusicherung, weitere Eingriffe an der Wegekante zukünftig zu unterlassen, sehen wir zunächst von der Festsetzung eines Bußgeldes ab.“

Der Bewirtschafter erhalte jedoch eine schriftliche Verwarnung mit dem Hinweis, dass bei einem wiederholten Verstoß ein Bußgeld angesetzt werde. Die Wiederherstellung des betroffenen Streifens werde vom Bauhof der Gemeinde Kall übernommen. Peter Josef Müller fragt sich, wie lange er dieses Mal intakt sein wird.