Beim THW in Euskirchen und Simmerath sind sieben Pumpen des WVER stationiert. Sie wurden im zehnstündigen Dauerbetrieb getestet.
Übung in HeimbachTHW Euskirchen und Simmerath unterziehen Pumpen einem Stresstest
Welche Bedeutung es hat, für den Ernstfall gewappnet zu sein, wird immer wieder bei Unfällen und Katastrophen deutlich. Bei einer Übung am Jugendstilkraftwerk in Heimbach unterzogen die Einheiten des Technischen Hilfswerks (THW) aus Euskirchen und Simmerath die Hochleistungspumpen, die bei ihnen vorgehalten werden, einem Dauertest. Über zehn Stunden, so die Vorgabe, sollten die Geräte laufen und damit ihre Tauglichkeit beweisen – sollten sie denn einmal benötigt werden.
Dabei sind die insgesamt sieben Geräte, die bei den beiden Einheiten stationiert sind, nur für einen bestimmten Notfall vorgesehen. Sie gehören nämlich dem Wasserverband Eifel-Rur (WVER) und sind aus gutem Grund angeschafft worden. Denn als im Mai 2018 der Abwasserkanal des WVER in Düren-Lendersdorf den Geist aufgab und in sich zusammenbrach, musste schnellstens dafür gesorgt werden, dass die rund 200 Liter Schmutzwasser, die zu dem Zeitpunkt dort pro Sekunde ankamen, um die Schadensstelle herumgeleitet wurden.
THW war 2018 bei Unfall am Abwasserkanal im Einsatz
Diese Aufgabe übernahm direkt nach dem Unfall die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen der THW-Ortsverbände aus Euskirchen und Simmerath. Mit Unterstützung anderer Einheiten standen letztlich bis zu 70.000 Liter pro Minute an Gesamtleistung zur Verfügung. „Damals ist ein Stück des Hauptsammlers, der zur Kläranlage Düren führt, kollabiert“, erläuterte Thomas Meurer, beim WVER zuständig für die Anlage. Ein Teil des insgesamt 14 Kilometer langen Kanals sei beim Bau in den 1970er-Jahren unsachgemäß in Beton ausgeführt worden und im Laufe der Zeit durch Schwefelsäurekorrosion irreparabel beschädigt worden. Nun solle der komplette Kanal erneuert werden.
Um jedoch vorbereitet zu sein, falls bis zur Fertigstellung noch einmal ein ähnlicher Unfall geschieht, habe der Kreis den WVER per Ordnungsverfügung verpflichtet, genügend Pumpleistung bereitzustellen, um bei einem erneuten Einsturz des Kanals die Schadensstelle überbrücken zu können.
Seit einem Jahr stehen sieben Hochleistungspumpen bereit
Sieben Hochleistungspumpen mit verschiedener Leistung stehen dafür seit einem Jahr zur Verfügung. Doch Geräte allein sind nicht die Lösung, sie müssen auch bedient werden. „Ich habe nicht die Leute, die rund um die Uhr in Bereitschaft stehen, um im Notfall die Pumpen zu bedienen“, erläuterte Meurer. So habe man eine Kooperation mit den THW-Verbänden Euskirchen und Simmerath getroffen, dass diese die Pumpen bereithalten und einsetzen können.
Ein Jahr stehen die Pumpen nun in den Unterkünften – Zeit für die erste Wartung und Grund genug, sie einem Stresstest zu unterziehen. Denn außer bei der Einweisung durch den Hersteller Bürger im Herbst am Zülpicher See mussten die Pumpen bisher noch nicht ihre Leistungsfähigkeit beweisen. So bauten die Helfer des THW am Samstagmorgen am Heimbacher Jugendstilkraftwerk ihre Pumpen auf.
Zur Schonung der Fische kamen Schutzkörbe zum Einsatz
„Die Geräte müssen beübt werden, die Routine muss sitzen“, sagte Michael Förster, Gruppenführer des THW Euskirchen. So könne geprüft werden, ob alles dicht sei, wenn die Pumpen im Dauerbetrieb laufen. Auch müssten weitere Maschinisten ausgebildet werden. Zwölf Helfer aus Euskirchen und sieben aus Simmerath waren im Einsatz.
Große Strecken zu überwinden, war dabei nicht gefragt. Das Wasser, das an der einen Stelle aus dem Heimbacher Becken gepumpt wurde, lief wenige Meter weiter wieder zurück in den See. Zur Schonung der Fische kamen Schutzkörbe zum Einsatz. Um keine Sedimente aufzuwirbeln, liefen die Pumpen auch nicht unter Volllast, betonte Meurer.
Eine weitere derartige Übung sei im Jahresverlauf geplant, kündigte Förster an. Abgesehen von den Geräten des WVER verfüge seine Einheit neben der Hannibal-Pumpe mit 5000 Litern über viele Tauchpumpen, so dass insgesamt eine Pumpleistung von 21000 Litern pro Minute zur Verfügung stehe. Das ist notwendig: Die sieben Pumpen aus dem Besitz des WVER, so Meurer, seien ausschließlich für Schadensfälle am Hauptsammler in Düren gedacht.
Der Kanal sei einfach alt, es seien immer noch Betonschächte vorhanden und trotz jährlicher Kontrolle immer noch ein erneuter Schaden denkbar. „Es darf nicht passieren, dass dort eine Havarie geschieht, und die Pumpen sind irgendwo anders im Einsatz“, erklärte er. Doch angesichts der Erfahrungen aus dem Sommer 2021, als bei der Hochwasserkatastrophe jeder Liter Pumpleistung dringend benötigt wurde, sei denkbar, dass in so einem Fall eine übergeordnete Behörde den Einsatz befehle.
Für den Ernstfall gerüstet
Der Hauptsammler, der zum Klärwerk in Düren führt, sorgt für die Entwässerung von Hürtgenwald und Nideggen, allerdings ohne Schmidt. Um bei einem eventuellen Schaden einen Einsatz der sieben Pumpen vorzubereiten, ist der 14 Kilometer lange Kanal in mehrere Abschnitte unterteilt worden. Am oberen Ende des Kanals wird dabei weniger Pumpleistung benötigt als kurz vor dem Klärwerk. An der Schadensstelle in Lendersdorf fließen bis zu 36.000 Liter pro Minute durch den Kanal. Im Mai 2018, dem ersten Dürrejahr, sei es sehr viel weniger gewesen, so Thomas Meurer – „nur“ 12.000 Liter pro Minute.
Die Pumpen, die in den THW-Unterkünften in Euskirchen und Simmerath stationiert sind, sind dementsprechend dimensioniert. Zwei Geräte leisten bis zu 25.000 Liter pro Minute, zwei 15.000 Liter pro Minute und drei 7500 Liter pro Minute. Zum Einsatz kamen bei der Übung vier Pumpen, je eine der beiden höheren Leistungsklassen und zwei mit 7500 Liter an Leistung pro Minute. (sev)