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Nach der FlutFür das THW im Kreis Euskirchen ist der Einsatz noch lange nicht beendet

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Die Behelfsbrücke über die Erft in Roitzheim will das THW noch in diesem Jahr wieder zurückbauen.  

Kreis Euskirchen – Die Arbeit des Technischen Hilfswerks (THW) im Flutgebiet ist auch knapp 13 Monate nach der Katastrophe noch nicht beendet. „Wir werden wahrscheinlich noch in diesem Jahr die Behelfsbrücke in Roitzheim abbauen“, sagt Burkhard Aehlich, Zugführer des THW-Ortsverbands Euskirchen. Im Dezember 2021 hatte das THW das 41 Tonnen schwere Bauwerk über die Erft mithilfe eines Krans und Seilen installiert.

Genauso regelmäßig wie die Brücke durch das THW kontrolliert werden muss, werden auch die Mobilen Hochwasserpegel (MHP) in festgelegten Abständen überprüft und gewartet. Entlang der Erft und Ahr hatten THW-Einsatzkräfte acht solcher Systeme an Stellen installiert, an denen kein fester Pegel mehr vorhanden war. An der Erft in Bad Münstereifel überwacht das THW immer noch mit einem MHP den Wasserstand.

Auch bei THW-Helfern im Kreis hat die Flut Spuren hinterlassen

Die akkubetriebenen Geräte ermitteln mit verschiedenen Sensoren außerdem Werte wie Sauerstoffgehalt, pH-Wert sowie Leitfähigkeit und senden diese direkt an die zuständigen Behörden. „Eine Dauerlösung ist das nicht“, so Aehlich, der sich für ein besseres Gewässermonitoring ausspricht. Der erste Pegelmesser des Erftverbands an der Erft komme erst in Arloff. „Dann kann es in Bad Münstereifel schon zu spät sein“, sagt der Zugführer.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Genau wie bei so vielen Menschen im Kreis Euskirchen und Mitgliedern anderer Hilfsorganisation hat die Hochwasserkatastrophe vom 14. und 15. Juli des vergangenen Jahres Spuren hinterlassen – positive wie negative. „Wir haben am Europa-Kreisel in der Flutnacht Menschen von Stromkästen geholt, die sich dorthin gerettet hatten“, berichtet Aehlich. Das Hochwasser, die Einsätze, die Wochen und Monate haben sich eingebrannt.

Bis zu 800 Einsatzkräfte pro Tag an der Unterkunft

Teilweise waren bis zu 800 Einsatzkräfte an nur einem Tag auf dem THW-Gelände an der Otto-Lilienthal-Straße in Euskirchen. Mehrere Tausend waren es insgesamt. „Dort war die Welt in Ordnung. Kurz hinter der Kreuzung, in Richtung Roitzheim, hatte das Wasser aber mit aller Wucht zugeschlagen“, so der Zugführer.

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Eine Brücke bei Arloff wurde vom THW gesprengt.

Das THW hatte innerhalb weniger Stunden ein komplettes Lager an der Liegenschaft aus dem Boden gestampft – inklusive eigener Tankstelle, Werkstatt, Schlaflager und Mitarbeitern für die psychologische Betreuung der Einsatzkräfte. „Der Bedarf an psychologischer Unterstützung war groß. Wir haben viel Leid und Zerstörung gesehen“, sagt Dirk Preel, der die Gesamteinsatzleitung innehatte.

Die Autos kontrolliert und markiert

Die THW-Mitglieder schauten in zahlreiche Fahrzeuge rein, die in Flüssen lagen, unter Geröll verschüttet waren oder schlichtweg nicht mehr da standen, wo sie vor dem 14. Juli abgestellt worden waren. „Wir haben jedes kontrollierte Fahrzeug mit Sprühfarbe markiert. Wenn man nicht weiß, was sich in einem Auto befindet, ist das ein großer psychologischer Druck“, erklärt Aehlich.

THW im Dauereinsatz

13.668 Arbeitsstunden

Die Mitglieder der Ortsverbände Schleiden und Euskirchen leisteten während der Flutkatastrophe gemeinsam 13.668 Arbeitsstunden. Das sind insgesamt 570 Tage oder 1,56 Jahre. Vor, während und nach der Flut wurden laut Aehlich 43.000 Sandsäcke verfüllt.

Helfer aus dem ganzen Land

Rund 17 000 Einsatzkräfte aus allen 668 THW-Ortsverbänden waren während der Flut in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Das THW war in den Krisengebieten mit all seinen Einheiten und Teileinheiten gefragt. „Es war wirklich ein Einsatz von A wie Abstützen bis Z wie Zuwege bauen“, sagt Burkhard Aehlich, Zugführer aus Euskirchen. An der Liegenschaft des THW in Euskirchen neben der L 194 waren in Spitzenzeiten nach Angaben Aehlichs etwa 800 Einsatzkräfte vor Ort – an nur einem Tag.

Schleidener gerieten selbst in Gefahr

Allein der Ortsverband Schleiden war mit seinem Zugtrupp, der Bergungsgruppe sowie der Fachgruppe Notinstandsetzung und Notversorgung insgesamt mehr als 6000 Einsatzstunden im Schleidener Tal, Blankenheim, Dahlem, Bad Münstereifel und Euskirchen sowie Stolberg und Roetgen im Einsatz. „Vom 14. Juli an waren wir die ersten drei Wochen im Dauereinsatz. Gegen 4.30 Uhr begann unser Einsatz mit einem Sandsacktransport nach Stolberg, ehe wir um 6 Uhr selber bei uns im Ortsverband mit dem Befüllen von Sandsäcken angefangen haben. Die Arbeit mussten wir gegen 22 Uhr einstellen, da wir uns selbst in Sicherheit bringen mussten“, erinnert sich Daniel Schwarzer, Ortsbeauftragter des Ortsverbands Schleiden. (tom)

In Euskirchen stand zudem noch eine andere Aufgabe ganz oben auf der Prioritätenliste: die Justizvollzugsanstalt mit Notstrom zu versorgen. „Einfach nur Essen zu liefern wäre aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen“, erklärt der Zugführer.

Ein Helfer im Einsatz schwer verletzt

Ein Ehrenamtler verletzte sich beim Einsatz in der Flut so schwer, dass er seinen ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben kann. Dank des Arbeitgebers, so Aehlich, habe der Mann aber im Betrieb eine neue Aufgabe erhalten. 35 neue Mitglieder habe der Ortsverband seit der Flut hinzugewinnen können.

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Zahlreiche Sandsäcke  füllte das Schleidener THW, bevor   das Wasser in die Liegenschaft des Ortsverbands  in Oberhausen eindrang.

Ein wenig frustriert gewesen seien in den ersten Tagen nach der Flut die eigenen Kräfte aus Euskirchen, lässt Aehlich die Zeit Revue passieren. Der Grund: Sie konnten nicht, wie sie wollten. Die Euskirchener Ehrenamtler übernahmen zunächst vor allem Lotsenaufgaben für die THW-Einheiten, die aus ganz Deutschland kamen. „Es war schon nicht leicht, an genügend Kartenmaterial zu kommen. Aber wenn die Straßen und Brücken nicht mehr existieren, dann hat man ein Problem. Deswegen haben wir mit unseren Ortskenntnissen die auswärtigen Einheiten unterstützt“, so Preel.

Sorgen an der Steinbachtalsperre

Ein zentraler Einsatzort für das THW war die Steinbachtalsperre. „Ich hatte Angst um meine Leute“, sagt Aehlich: „Die Gefahr des Dammbruchs kann ich nicht bewerten.“ Deswegen habe er sich primär keine Gedanken um einen Dammbruch gemacht. „Meine Sorge war, dass vielleicht jemand übermotiviert ist und ins Wasser stürzt. Dass ein Fahrzeug abrutscht, weil der Boden so aufgeweicht war“, so Aehlich, der sich dafür ausspricht, den Katastrophenschutz zu stärken.

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„Aber ab gewissen Lagen ist es vielleicht sinnvoll, dass nicht mehr auf Länderebene zu koordinieren. Da muss größer gedacht werden“, sagt er und fügt hinzu: „Zu predigen, dass man 50 000 Feldbetten vorhalten sollte, ist nicht sexy. Aber wir müssen alles durchspielen.“