Tattoo-Convention in Euskirchen„Ich nehme die Tattoos mit ins Grab“
- Zum dritten Mal findet in Euskirchen die Tattoo-Convention statt.
- Der Andrang bei der Veranstaltung ist so groß wie noch nie zuvor.
- Dabei hat vor allem das Fernsehen dafür gesorgt, dass die Szene einen schlechteren Ruf genießt.
Euskirchen – 25 Tattoo-Stände, 50 Tätowierer aus ganz Deutschland sowie den Nachbarländern und eine Stimmung wie bei der Geburtstagsparty des besten Freundes: Am Samstag und Sonntag stand im Euskirchener City-Forum die Tattoo-Convention 2019 auf dem Programm. Veranstalter Jürgen (Jojo) Kastenholz aus Zülpich hatte das Fest für Tätowierer und diejenigen, die sich gerne stechen lassen, bereits zum dritten Mal organisiert.
Schon bei der ersten und zweiten Auflage der Veranstaltung war das Publikumsinteresse sehr hoch. Doch nun war der Andrang noch größer. „Wir haben mit dieser Resonanz wirklich nicht gerechnet“, staunte Kastenholz. Der Veranstalter schätzte die Zahl der Besucher an beiden Tagen auf insgesamt 1700. Vertreten gewesen seien alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten.
Fernsehsendungen schaden Image der Serie
„Die Sendungen im Fernsehen haben dem wahren Image der Szene sehr geschadet“, sagte Kastenholz. Er führte weiter aus, dass weder der Stich eines guten Tattoos noch die Farben in der von den TV-Sendern suggerierten kurzen Zeit machbar sind. Das sei schon krass.
Die Ursprünge
Die älteste bekannte Tätowierung, im Englischen Tattoo genannt, ist vor 5351 Jahren gestochen worden und stammt aus Ägypten.
Wissenschaftler sind sich einig, dass die durch Stechen in die Hautschichten und Färben der Einstiche entstandenen Bilder von Menschen in der ganzen Welt unabhängig voneinander entwickelt wurden.
In Polynesien, dort wird von Tautau gesprochen, galten Tätowierungen als Rangabzeichen und sollten Schutz bieten. Männer ließen die zum Teil qualvolle Prozedur aus Solidarität zu den Geburtsschmerzen der Frauen über sich ergehen.
„Tattoos spiegeln die eigene Geschichte wider. Es geht häufig um die Stationen, die einer im Leben durchläuft“, berichtete Frank Lindner. Der 48-Jährige Euskirchener hat nach eigenem Bekunden auf seinem Körper einige schwere Schicksalsschläge seines Lebens dokumentiert. Doch er steht dazu und sagte relativ tiefenentspannt: „Ich nehme meine Tattoos definitiv mit ins Grab! Die klaut mir keiner. Mein Konto hingegen wird man plündern.“
Tattoo-Künstler Kris Danen aus den Niederlanden sieht die Sache so: „Leute lassen sich viel zu schnell von der Mode mitziehen und ihre Tattoos weglasern, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen. Statt dessen sollte man besser überlegen, wer man ist, und wer man in zehn Jahren sein möchte.“
Wettbewerb für die besten Tattoo-Künstler
Bei Danen saß Mario Minich aus der Kreisstadt, der zum zweiten Mal beim Tattoo-Künstler war. „Beim ersten Mal war ich schon ziemlich nervös, aber jetzt freut es mich einfach nur. Es ist ein so wichtiges Ereignis!“, sagte er.
Sich tätowieren zu lassen habe ihn eigentlich schon immer gereizt, aber erst im Alter von 57 Jahren habe er es deutlich gespürt, dass er reif fürs erstes Stechen war.
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Jeder Tattoo-Künstler konnte sich nach Absprache mit seinem Kunden für einen Wettbewerb anmelden. Toby Krähe war eines der Jurymitglieder. Der gebürtige Dortmunder hat auf seinem Körper inzwischen 35 Tattoos. Er ist 38 Jahre alt und selbst Tätowierer – seit 18 Jahren: „Mit Tätowieren wird man nicht reich, aber es macht wahnsinnig viel Spaß. Die Kunst besteht darin, die Balance zu finden“. Auf die Frage, ob das Tätowieren das Wichtigste in seinem Leben ist, antwortete Toby Krähe wie aus der Pistole geschossen: „Nein, meine Frau.“
Für die Fans anderer Körperkunst gab es bei der Convention auch Piercing-Stände und Spielzeug für Erwachsene.