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Jockeys hautnahPferdesportfans blickten in Weilerswist hinter die Kulissen eines Rennstalls

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Jockeys sind auf Pferden in schnellen Tempo unterwegs. Im Hintergrund sieht man die Umrandungen einer Rennstrecke.

Das morgendliche Training auf dem Hovener Hof fand mit Publikum statt.

80 Besucher nutzen den Tag der offenen Tür im Rennstall von der Recke in Weilerswist – und der Hausherr freut sich über Jubiläumssieg.

Als Frau kennt man das: Wenn man auf die Waage steigt und nicht die gewünschte Kilozahl erscheint, ist die Hose schuld. Oder das T-Shirt. Man ist einfach falsch angezogen und deshalb zu schwer. Bei Antonia von der Recke ist das Problem eher umgekehrt gelagert. Wenn sie zu leicht ist, muss sie eine dickere Hose anziehen. Wenn das nicht reicht, legt sie dem Pferd einen größeren Sattel auf oder sogar eine Decke mit Bleigewichten.

Solche Feinheiten des Galopprennsports erfuhren die Besucherinnen und Besucher am Samstag beim Tag der offenen Tür im Weilerswister Rennstall Recke.

Christian Von der Recke lehnt lässig an einem Gitter, die Besucher stehen vor ihm.

Christian von der Recke erklärte den Besuchern die Feinheiten des Trainings.

Auf dem Hovener Hof fand die Morgenarbeit mit den Pferden mal nicht in der gewohnten Ruhe und Routine statt, sondern vor Publikum. Der Eintritt zum Tag der Rennställe (siehe: „Tag der Rennställe“) ist traditionell frei, aber man muss sich anmelden.

Denn so ganz auf eigene Faust darf man sich dann doch nicht umschauen in den Ställen. Stattdessen wurden die Besucher in zwei Gruppen über die Anlage geführt, in der einen waren es 35 Teilnehmer, in der anderen 45.

Besucher wurden in zwei Gruppen über die Anlage in Weilerswist geführt

Die mussten allerdings auch ganz schön hart im Nehmen sein. Der Wind pfiff, in den Regen mischte sich ab und zu Graupel. Dafür konnten die Rennfans zuschauen, wie sich die Pferde in Gruppen, Lots genannt, zusammenfinden. Hausherr Christian von der Recke erklärte, wie so ein Lot zusammengestellt wird. Entscheidend seien Alter und Trainingsstand der einzelnen Pferde. „Die Jüngsten bei uns im Training sind zwei Jahre alt, die ältesten zehn“, berichtet Rennreiterin Antonia von der Recke.

Die Jockeys wärmten die vierbeinigen Sportler im Trab auf, dann ging es auf die Trainingsbahn, gefolgt vom Pulk der Besucher. Christian von der Recke stellte einzelne Pferde vor, erläuterte deren Trainingszustand und die Fütterung. Und er machte klar, wie wichtig es ist, dass die Tiere jeden Tag auf die Koppeln am Hovener Hof kommen.

Nach dem Training war Wellness angesagt, mit warmem Wasser wurden Schweiß und Sand aus dem Fell gewaschen. Zum Trocknen ging es dann, warm eingedeckt, in die Führmaschine. Dort drehten die Pferde im Schritt ihre Runden, bis das Fell getrocknet war.

Jubiläumssieg für Rennstallchef Christian von der Recke

Während die Gäste voller neuer Eindrücke und Informationen die Heimreise antraten, ging für Vater und Tochter von der Recke die Arbeit erst richtig los. Am Mittag machten sie sich mit fünf Pferden auf den Weg ins rheinland-pfälzische Zweibrücken. Dass es für Christian von der Recke ein Jubiläum geben würde, stand gewissermaßen fest. Die Frage war nur, mit welchem Pferd er den 2200. Sieg als Trainer erringen würde.

Im Vorfeld hatte er sich deutlich für ein Pferd namens Master Debonair positioniert. Der sei zwar schon zehn Jahre alt, sagte von der Recke im Podcast „Aufgecantert“. Außerdem trete er in seinem ersten Flachrennen an– nach Erfolgen in Hindernisrennen. Und er gehe zudem zum ersten Mal aus der Startmaschine auf die Strecke. Doch der Trainer setzte die Hoffnung auf seine Tochter: „Ich würde mich sehr freuen, wenn Antonia den 2200. Sieg eintüten würde.“

Sieg für „Master Debonair“ aus dem Weilerswister Rennstall von der Recke

Doch da kam ihr Anna van den Troost in die Quere. Sie startete im ersten Rennen für den Weilerswister Stall. Auf dem siebenjährigen Cabot Cliffs erritt sie den Jubiläumssieg für Christian von der Recke. Antonia von der Recke blieben die Siege Nummer 2201 und 2022. Master Debonair erfüllte die Erwartungen, die sein Trainer in ihn gesetzt hatte.

Der Zehnjährige gewann mit 15 Pferdelängen Vorsprung und legte damit eine gelungene Premiere in der für ihn neuen Disziplin hin. Ihren zweiten Sieg für diesen Tag holte sich die 23-Jährige mit Alvediston. Auch der lieferte zuverlässig: Es war sein fünfter Sieg beim siebten Start für den Weilerswister Rennstall.


Die Stars der Rennbahn beim Tag der Rennställe hautnah erleben

2016 hat German Racing den Tag der Rennställe ins Leben gerufen. An einem Wochenende im April öffnen Trainingszentren ihre Türen und ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen des Rennpferdetrainings. In diesem Jahr haben 29 Trainer und Trainerinnen mitgemacht – an 15 Standorten in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Sachsen.

Die Besichtigungstermine sind am Vormittag, damit die Interessenten den Pferden und Jockeys bei der Morgenarbeit zuschauen können. Sie erleben die Stars der Rennbahn hautnah und können Fragen zu Haltung und Training der Galopper stellen.