Myriam Kemp ist zur Bürgermeisterkandidatin der Grünen gewählt worden. Sie will der Gegenpart zu den Kandidaten der FDP und CDU sein.
WahlGrüne schicken Myriam Kemp in Weilerswist als Bürgermeisterkandidatin ins Rennen
Am dritten Advent ist Myriam Kemp als Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt in Weilerswist eingestiegen. Im September 2025 wird gewählt. Bei der Ortsmitgliederversammlung stimmten 100 Prozent für die 39-Jährige, die auch Co-Chefin der Grünen im Kreis Euskirchen ist.
Ein solches Ergebnis rührte Kemp zu Tränen. „Was bisher nur eine Idee, ein Gedankenexperiment war, wird jetzt endlich Realität“, sagte Kemp: „Der Wahlkampf in Weilerswist hat längst begonnen, und ich bin froh, jetzt miteinsteigen zu können. Ich hoffe, dass dabei niemand vergisst, dass hinter den Kandidaten auch Menschen stehen und wir alle zwar hart in der Sache diskutieren, aber dennoch immer respektvoll miteinander umgehen können.“
Weilerswist: Kemp will Nachfolgerin von Anne Horst werden
Damit ist es nun offiziell, dass Kemp Nachfolgerin von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) werden möchte. „Auch wenn ich mit Anne Horst sicher nicht immer einer Meinung bin, halte ich eine Frau im Rathaus für wichtig“, sagt Kemp: „Bundesweit gab es einen Rückgang der Bürgermeisterinnen von zehn auf neun Prozent.“
Damit bezieht sich die Weilerswisterin auf eine Erhebung der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin (EAF) aus dem Oktober 2020.
Weilerswist: CDU und FDP haben bereits ihre Kandidaten aufgestellt
Anfang September dieses Jahres hat die CDU Dino Steuer (48) als Bürgermeisterkandidaten aufgestellt. Der 69-jährige Hans Peter Nußbaum (parteilos) wurde Anfang Oktober von der FDP ins Rennen geschickt.
Kemp berichtete, dass sie bereits seit Weihnachten vergangenen Jahres erwogen hat, sich als Bürgermeisterkandidatin aufstellen zu lassen. Nachdem Anne Horst mitgeteilt hatte, nicht erneut anzutreten, sei die Entscheidung bei ihr dann endgültig gefallen. „Die beiden bestehenden Kandidaten sind Männer mit einem ähnlichen politischen Hintergrund. Ich sehe es als meine demokratische Pflicht an, eine andere Option anzubieten“, sagte Kemp.
Und weiter: „Meine weibliche Perspektive unterscheidet sich grundlegend von der Sichtweise der anderen Kandidaten.“ Sie habe ein komplett anderes Menschenbild als Hans Peter Nußbaum und Dino Steuer – und ganz andere Ideen davon, wie Weilerswist in zehn Jahren aussehen sollte.
Diese Zukunftsvorstellung der Gemeinde unterscheide sich deutlich vom Status quo, so Kemp: „Wenn ich mir die Gemeinde in 15 Jahren vorstelle, sehe ich eine Gemeinde, die enger zusammengewachsen ist.“ Gerade die Alteingesessenen und die, die neu dazukommen, sollet sich weiter annähern: „Ich sehe uns als eine durch Zusammenhalt gestärkte Gemeinde.“
In diesem Zusammenhang verwies Kemp auf die gestiegene Zahl einsamer Menschen in der Bevölkerung. „Wir haben die Möglichkeit, das zu ändern, indem wir zum Beispiel Dritte Orte schaffen.“
Bibliothek soll zur Begegnungsstätte werden
So solle etwa die Gemeindebibliothek an der Gesamtschule zur Begegnungsstätte werden. Kemp: „Menschen mit internationalem Hintergrund und in verschiedenen Altersgruppen sollen sich gegenseitig ihr Wissen vermitteln und sich dann auch in die Gemeinde einbringen können. Solche Projekte empfinde ich als sehr wertvoll.“
Sie definiere sich nicht ausschließlich als Grüne, sagt Kemp über sich: „Ich möchte ganz explizit eine Bürgermeisterin für alle Menschen sein, ohne parteipolitisches Pathos.“ Die inhaltliche Schnittmenge mit den Grünen sei die größte, „aber ich bin nicht nur kerngrün“. Sie betrachte die Dinge ganzheitlich: „Ich möchte gar nicht den Klimaschutz nach vorne stellen, sondern den Schutz der Menschen.“
Grünen-Kandidatin legt Wert auf Transparenz
Hierzu zählen für Kemp nach eigenem Bekunden die Vorbereitung auf Naturkatastrophen, die Vorbeugung von Nahrungsmittelknappheit und der Emissionsschutz.
„Mir ist es wichtig, als Bürgermeisterin transparent zu sein und ein offenes Ohr für die Bürger zu haben und das nicht nur im Rahmen eines Kölschs“, sagte Kemp. Damit bezieht sich auf die Aktionsreihe „Auf ein Kölsch“, bei der Anne Horst sich mit Bürgerinnen und Bürgern in „lockerer Runde“ austauscht, wie es auf der Gemeindeseite der Bürgermeisterin heißt.
Kemp zufolge ist ein Gespräch unter vier Augen nahbarer: „Ich stelle mir vor, ein offenes Rathaus zu etablieren. In zunächst vier Stunden im Monat sollen Bürgerinnen und Bürger halbstündige Sprechstunden zu verschiedenen Zeiten angeboten bekommen, damit es für alle passt.“ Einzelpersonen oder Gruppen könnten dabei über alle Themen reden, die sie gerade beschäftigen.“
Die neue Bürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen betont: „Ich mache das Mandat nicht für mich, sondern ich mache das der Sache wegen – ich möchte Sachpolitik für die Gemeinde machen.“ (mit arn)