Lange MängellisteWeilerswister Feuerwehr nur eingeschränkt einsatzbereit

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Ein Feuerwehrmann der Weilerswister Feuerwehr sichert in der Dunkelheit eine Unfallstelle ab.

Bei der Weilerswister Feuerwehr hängt weiterhin der Haussegen schief. Wehrleiter Jürgen Schmitz hat bei Landrat Markus Ramers die Dienstfähigkeit der Feuerwehr infrage gestellt.

Die Weilerswister Feuerwehr ist nach Angaben von Wehrleiter Jürgen Schmitz nur eingeschränkt einsatzfähig. Die Mängelliste bei der Feuerwehr ist lang.

Jürgen Schmitz hält die Weilerswister Feuerwehr für nur eingeschränkt einsatzbereit. Der Leiter der Feuerwehr hat Kreisbrandmeister Peter Jonas sowohl mündlich als auch schriftlich auf zahlreiche Missstände in der Weilerswister Wehr hingewiesen.

Daraufhin habe er pflichtgemäß Landrat Markus Ramers informiert, so Jonas. Der Landrat hat mittlerweile einen Brief an Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst geschrieben – mit der Bitte um Aufklärung und Stellungnahme.

Was sagt Kreisbrandmeister Peter Jonas?

Unter seiner Führung habe es einen solchen Brief noch nicht gegeben, sagt Peter Jonas. Er sicherte im Gespräch mit dieser Zeitung der Gemeinde und der Wehrleitung Unterstützung zu.

Ein Kritikpunkt der Wehrleitung sei die Wartung der Geräte. Dazu sagt Jonas: „Bei festgestellten Schäden oder bei Zweifeln an der Funktionstüchtigkeit ist die Ausrüstung unverzüglich der Benutzung zu entziehen.“

Das gelte sowohl für die Verwaltung als auch für die Feuerwehr. „Wenn Material dauerhaft nicht geprüft wird, kann man natürlich zu der Einschätzung gelangen, dass die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt ist“, so Jonas.

Mängel bei der Ausstattung kann zu Vertrauensverlust führen

Die Gemeinde Weilerswist sei in der glücklichen Lage, einen hauptamtlichen Gerätewart zu haben. Warum es einen Stau bei der Wartung und Überprüfung der Einsatzgerätschaften gebe, müsse geprüft werden.

Die Funktionstüchtigkeit der Geräte sei für Feuerwehrleute extrem wichtig, sagt der Kreisbrandmeister: „Wenn an einer Atemschutzmaske oder einem anderen Gerät ein Problem auftritt, das auf mangelnder Wartung beruht, dann birgt das zumindest die Gefahr, dass die Einsatzkräfte das Vertrauen in das Material verlieren.“

Was sagt Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst?

Zum Brief von Wehrleiter Schmitz könne sie nichts sagen, weil die den Inhalt nicht kenne, sagte Horst in der Ratssitzung am Donnerstag. Stattdessen lenkte die Verwaltungschefin den Fokus auf den Brandschutzbedarfsplan.

Das Ziel müsse „eine bedarfsgerechte Gefahrenabwehr im Rahmen der verfügbaren Mittel sein“. Daran müssen der Rat, die Verwaltung und die Wehrleitung arbeiten. Dass die Wehrleitung andere Vorstellungen – beispielsweise bei Wartungsarbeiten an Geräten – habe, sei legitim. Doch die Ressourcen seien knapp – finanziell und personell. „Die Erstellung des Brandschutzbedarfsplans möchte ich zeitnah an externe Experten vergeben. Natürlich unter enger Einbindung der Feuerwehr“, sagt Horst.

Weilerswists Bürgermeisterin sorgt für Kopfschütteln bei der Feuerwehr

Eine Aussage, für die sie vom Wehrleiter und vielen Feuerwehrleuten im Publikum ungläubiges Kopfschütteln erntete. Externe Experten bringen laut Horst einen neutralen Blick von außen mit: „Ich habe den Eindruck gewonnen, wenn verschiedene Wehren aufeinandertreffen, ist das ein Konkurrenzkampf – wer beispielsweise technisch besser ausgerüstet ist.“

Die Verantwortung für die Feuerwehr liege bei ihr, für den operativen Bereich sei aber die Wehrleitung verantwortlich. Wenn im Einsatz, bei dem ein nicht geprüftes Gerät verwendet wird, jemand zu Schaden komme, müsse „zumindest geprüft werden, ob ich die Verantwortung trage“, so die Bürgermeisterin: „Ich kann ruhig schlafen.“

Was sagt Wehrleiter Jürgen Schmitz?

Nichts. Nicht, weil der Wehrleiter nichts sagen wollte, sondern weil Bürgermeisterin Horst ihm in der Ratssitzung mehrfach das Wort verwehrte. „Das Vertrauensverhältnis ist heute nicht gegeben“, begründete die Bürgermeisterin ihre Entscheidung. Zudem habe Schmitz im Vorfeld nicht mit ihr den Wortbeitrag abgesprochen.

Was sagt der Wehrleiter am Tag nach der Ratssitzung?

Emotional ist Schmitz immer noch angefasst. Die Gedanken an einen Rücktritt kämen zwangsläufig, so der Wehrleiter. Die Geschlossenheit und der Wille, etwas im Sinne der Feuerwehr verbessern zu wollen, treiben ihn aber weiter an, sagt Schmitz. An seinem Posten klebe er jedoch nicht. Als Wehrleiter habe er Verantwortung für die Kameraden. Entsprechend sei es seine Pflicht gewesen, die Missstände beim Kreisbrandmeister anzuzeigen.

Was sagt die Weilerswister Politik?

„Feuerwehrleute aus anderen Kommunen lachen sich kaputt, wenn wir hier über die Anschaffung von Notstromaggregaten streiten“, sagt Hans Peter Nußbaum von der FDP, der das Vorgehen der Verwaltung scharf kritisierte.

Bernd Giesen, Fraktionschef der SPD, wundert sich ebenfalls über die Ausführungen der Bürgermeisterin: „Geld auf dem Konto löscht kein Feuer. Ich verstehe nicht, wo die Mittel sind, die wir seit Jahren in den Haushalt einstellen. Sie verhindern Investitionen unter dem Vorwand von veränderten Gefährdungsanalysen.

Geld sollte besser in die Weilerswist Feuerwehr investiert werden

Wenn Feuerwehrleute nicht genügend Einsatzkleidung hätten, um zwei Brände an einem Tag zu löschen, laufe etwas falsch: „Bei Ihrem interkommunalen Ansatz klappen mir die Fußnägel hoch. Stellen Sie sich mal vor, Frau Bürgermeisterin, wir fahren mit unseren Geräten in einen interkommunalen Einsatz und dann reißt ein Seil, das seit Jahren nicht gewartet worden ist. Dann will ich nicht wissen, was hier los ist.“

Karl-Heinz March von den Grünen sagt: „Wir haben es mit Ehrenamtler zu tun. Was die Verwaltungsspitze hier macht, hat für mich nichts mit einem Vertrauensverhältnis zu tun. Das Verhältnis wird zusätzlich torpediert, wenn jemand Externes hinzugezogen wird.“ Zudem koste dieses Expertise Geld. „Geld, das wir besser in den einen oder anderen Feuerwehrschlauch stecken“, so March.

Uwe Wegner, Fraktionsvorsitzender der UWV, ergänzt: „Den Umgang mit der Feuerwehr empfinde ich als hochproblematisch und sehe die Gefahr, dass wir die Feuerwehr verlieren. Das, was diese Menschen hier erleben, ist absolut demotivierend.“

Dino Steuer, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Wieder wird der Rat zum Pingpongball zwischen Verwaltung und Feuerwehr.“

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