In einer Befragung sprechen sich 99,8 Prozent der Teilnehmer für eine pastorale Einheit mit Euskirchen aus.
StrukturänderungenWeilerswister Katholiken wollen nicht mit Zülpich fusionieren
Mit dem Bus brauche man von Weilerswist nach Zülpich eine Stunde und 20 Minuten, sagt Michaela Jungbluth. Trotz der geografischen Entfernung und der schlechten Verkehrsanbindung sollen die Seelsorgebereiche Zülpich und Weilerswist zu einer pastoralen Einheit zusammengeführt werden. „Das lehnen wir aber kategorisch ab“, sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Christel Jordan.
Weil das Erzbistum Köln von vorneherein deutlich gemacht habe, dass selbstständig zu bleiben keine Alternative für die Weilerswister Katholiken sei, seien sie dazu aufgefordert worden, über alternative Konzepte nachzudenken, sagt Walter Lanzerath, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes. Das hätten sie auch getan. So hätten sie sich etwa gut vorstellen können, mit Euskirchen eine Einheit zu bilden. Innerhalb der Gemeinde Weilerswist gab es zu diesem Vorschlag eine große Zustimmung. 99,8 Prozent der Katholiken, die an einer Befragung teilnahmen, hätten sich diese Zusammenlegung vorstellen können – es gab nur eine einzige Gegenstimme.
Euskirchener hatten kein Interesse an einer Zusammenlegung
Begründet haben die Weilerswister diesen Wunsch mit der infrastrukturellen Anbindung sowie mit der ökumenischen Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde, die man gerne fortführen würde. „Doch die Euskirchener hatten kein Interesse an einer weiteren Ausdehnung“, so Lanzerath. Der Seelsorgebereich sei dort schon so groß, dass dies den leitenden Pfarrer überbeanspruchen würde. „Man hat uns dort also alles Gute gewünscht und uns versprochen, den Weg der Zusammenlegung mitzubegleiten.“
Das Gebilde Euskirchen sei genauso wie das Gebilde Veytal/ Bad Münstereifel als pastorale Einheit bereits verabschiedet. „Deswegen blieb für uns im Kreisdekanat Euskirchen nur die Anbindung an Zülpich übrig“, sagt Lanzerath. Doch geografisch wie personell gebe es einfach keine organische Verbindung: „Da hätte man uns genauso gut Köln-Kalk zuordnen können.“
Weilerswister fühlen sich übergangen und nun auch hingehalten
Es sei also eine Entscheidung gewesen, die eigentlich keine war. Das findet auch Jordan: „Uns wurde zwar gesagt, wir hätten ein Mitspracherecht. Doch am Ende wurde die Zusammenlegung über unsere Köpfe hinweg entschieden. Und den Schwarzen Peter, so Lanzerath, könne das Erzbistum nun den Euskirchenern zuschieben, die die Zusammenlegung abgelehnt hätten.
An diesem Mittwoch hätte ein klärendes Gespräch mit dem verantwortlichen Leiter der Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten, Msgr. Markus Bosbach, stattfinden sollen. Er habe aber abgesagt – wegen einer kurzfristigen Terminverschiebung. Zu dem Gefühl, übergangen worden zu sein, komme jetzt auch das Gefühl, hingehalten zu werden, sagt Jordan. Das Gespräch werde aber nachgeholt, und zwar am 15. Juni, wenn auch nicht mit Bosbach, sondern mit Mitarbeitern aus seinem administrativen Stab.
„Wir verstehen nicht, warum wir nicht selbstständig bleiben können“, sagt Jordan. Schließlich funktioniere die Glaubensgemeinschaft in Weilerswist. Es gebe Pastoren, viele Kommunionkinder, Messdiener und Sternsinger. Das alles komme daher, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter sich engagierten – für die Menschen vor Ort und nicht etwa für ein abstraktes Verwaltungsgebilde, sagt Lanzerath.
So lange solche Systeme noch funktionierten, sollten sie nicht zerstört werden, fügt er hinzu. Lanzerath fürchtet, dass durch stetige Vergrößerung der Bereiche auch die Anonymität in die Gemeinde einziehe: „So wird die Gemeinschaft der Katholiken in Weilerswist zerfallen.“