Pfarrer Erik Pühringer strebt eine pastorale Zusammenarbeit zwischen den Kölner und Aachener Gemeinden an.
UmstrukturierungMechernicher Pfarrer will Grenzen der Bistümer Köln und Aachen aufweichen
Mitten durchs Stadtgebiet Mechernich verläuft sie, die Grenze zwischen dem Bistum Aachen und dem Bistum Köln. Mechernich beispielsweise gehört zu Aachen, fährt man einmal über den Berg weiter nach Kommern, befindet man sich im Erzbistum Köln. Auch Antweiler, Lessenich, Firmenich, Obergartzem, Satzvey und Schaven gehören zu Köln. Der Rest vom Stadtgebiet liegt im Bistum Aachen.
Pfarrer Erik Pühringer, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara Mechernich auf Aachener Seite, will diesen Anachronismus, wie er es nennt, beseitigen oder zumindest aufweichen.
„Ich habe kein Interesse, mir die Kölner einzuverleiben“
Es gehe ihm nicht um eine Verschiebung der Bistumsgrenze, betont er im Gespräch. Das sei ohnehin fast unmöglich und bedürfe einer Zustimmung aus Rom. Viel mehr habe er den Generalvikar in einem Brief gebeten, eine vertraglich geregelte pastorale Zusammenarbeit über die Bistumsgrenze hinweg zu prüfen. „Ich habe kein Interesse, mir die Kölner einzuverleiben“, sagt er. Und weiter: „Es geht mir darum, auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.“
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Damit man nicht immer die gleichen Dinge doppelt mache. Aktuell sei die Zusammenarbeit noch sehr gering. Es gebe hier und da Absprachen, zum Beispiel, was die Versorgung der Kranken angehe. Und die offene Kinder- und Jugendarbeit mache das Bistum Aachen für das gesamte Stadtgebiet.
Pühringers Idee kommt nicht von ungefähr. Die katholischen Bistümer sind gerade dabei, umzustrukturieren. Im Bistum Aachen sollen pastorale Räume entstehen. Dafür gebe es für die Region Eifel derzeit zwei Vorschläge, berichtet Pühringer. Entweder jede GdG werde zu einem pastoralen Raum oder je zwei GdGs werden zu einem pastoralen Raum zusammengeführt. Aktuell hätten sich bereits vier der sechs GdGs für die erste Variante ausgesprochen, so Pühringer.
GdG-Versammlung begrüßt Pühringers Vorschlag mehrheitlich
Auch auf Kölner Seite werde umstrukturiert. Die Mechernicher Gemeinden sollen nun nicht mehr zum Seelsorgebereich Zülpich, sondern zu Bad Münstereifel gehören. Für Pühringer keine ideale Lösung. Die meisten Kinder und Jugendlichen aus diesen Gemeinden besuchten Schulen in Mechernich, der Bezug zu Mechernich sei viel stärker.
Und deshalb habe er nun seine Idee offiziell eingebracht. „Wenn ich eine Strukturdebatte führe und bleibe in meinen alten Grenzen: Inwieweit macht eine Strukturdebatte da Sinn?“, fragt er. Man könne so eine vertragliche Zusammenarbeit vielleicht einfach mal ausprobieren. „Für die Menschen scheint mir das eine sinnvolle Lösung zu sein.“ Bei einer GdG-Versammlung im März habe die große Mehrheit der 60 Anwesenden eine solche pastorale Zusammenarbeit jedenfalls deutlich begrüßt.
Komplettes Neuland sei so etwas für das Bistum Aachen nicht. Es gebe etwas Ähnliches im Grenzgebiet zum Bistum Münster, habe er vom Generalvikar erfahren, sagt Pühringer.
Bistumssprecher und Pfarrer äußern sich kritisch zu Pühringers Idee
Pfarrer Peter Wycislok muss am Telefon kurz auflachen, als er von Pühringers Idee erfährt. Er betreut die sieben Mechernicher Gemeinden im Bistum Köln. „Das ist ein schöner Traum“, sagt er – und wird gleich wieder ernst. Im Grunde sei das eine gute Idee und Pühringer habe mit seinen Argumenten schon Recht. „Aber in der Realität ist das glaube ich weit, weit entfernt.“
Im Prinzip gehe es dabei um die ganz grundsätzliche Frage, wie man mit solchen Grenzregionen umgehe. Schließlich sei Mechernich kein Einzelfall. „Da muss die Bischofskonferenz mal drüber nachdenken“, so Wycislok. Ganz konkret sei er sich allerdings nicht so sicher, ob die Kommerner wirklich zu Mechernich dazugehören wollten. Da gebe es Animositäten. Die Zuteilung der sieben Mechernicher Gemeinden zum Seelsorgebereich Bad Münstereifel sieht er weniger kritisch als sein Kollege. „Das war früher ein Dekanat, von daher wäre das organisch.“
Auch die beiden Bistümer äußern sich verhalten. „Ein solches Vorhaben müsste aufwändig geprüft werden“, schreibt eine Sprecherin des Bistums Aachen. Bisher gebe es im Bistum Köln dazu noch keine persönliche oder offizielle Anfrage. „Wenn dieser Fall eintritt, müsste der Lösungsvorschlag im Dialog mit allen Beteiligten zuerst gründlich geprüft werden, da er rechtliche, dienstrechtliche und pastorale Fragen berührt“, teilt ein Bistumssprecher mit.
Antwort des Bistums wird auf sich warten lassen
Der Aachener Generalvikar Andreas Frick habe auf seinen Brief schnell geantwortet, berichtet Pühringer. Die Idee sei klar formuliert und scheine einen Sinn zu ergeben, zitiert er Frick. Er werde dies mit seinen Hauptverantwortlichen prüfen. Sollte das Bistum Aachen seine Idee positiv bescheiden, sei der nächste Schritt ein Gespräch zwischen den beiden Bistümern, erklärt Pühringer weiter.
Wie dann die konkrete Umsetzung der Idee aussehen könne, dazu könne er sich viel vorstellen, sagt der Pfarrer. Er wolle aber erst Arbeit hinein stecken, wenn es soweit sei. Dass es bei einer solchen Zusammenarbeit viele Dinge zu beachten gibt, macht er an einem einfachen Beispiel deutlich. „Welcher Bischof muss in welcher Reihenfolge im Hochgebet genannt werden?“
Der Pfarrer rechnet nicht mit einer schnellen Antwort vom Bistum. „Wenn ich Ende des Jahres ein Ergebnis habe, wäre das schon sportlich.“ Schließlich arbeite sein Unternehmen für die Ewigkeit, da fielen ein, zwei Jahre nicht so ins Gewicht, sagt er mit einem Augenzwinkern.