Gerade einmal zehn Minuten hat Gerd Wallraff benötigt, um eine klare Absage in eine begeisterte Zusage zu verwandeln. Zunächst war der Präsident der Hovener Jungkarnevalisten zwar bei der Agentur abgewiesen worden, als er seinen Wunsch geäußert hatte, Ingrid Kühne als Büttenrednerin für den Zülpicher Herrenkommers zu gewinnen. Doch die Bedenken konnten schnell aus der Welt geschafft werden.

„Ich habe betont, dass wir keine Herrensitzung, sondern einen Herrenkommers feiern, bei dem alles deutlich ruhiger und entspannter abläuft“, sagte der Organisator. Zudem könne sich Frau Kühne bei ihrer Kollegin „Achnes Kasulke“ über deren durchweg positiven Erfahrungen in der Römerstadt informieren. Nur wenige Minuten später erfolgte bereits der Rückruf. Dennoch sollten fünf Jahre vergehen, bis der vereinbarte Termin endlich eingehalten werden konnte.

Für die Büttenrednerin war es der erste Auftritt bei einer Herrensitzung

„Zuerst kam uns Corona in die Quere, dann waren es terminliche Überschneidungen und schließlich auch noch ein Unfall im privaten Umfeld“, so Wallraff: „Dafür freuen wir uns jetzt natürlich umso mehr, dass es für unseren zehnten Herrenkommers endlich geklappt hat.“ Die ausgelassene, aber dennoch nicht überdrehte Stimmung im Zülpicher Forum wischte am Sonntagmittag schließlich auch die letzten Bedenken der Büttenrednerin beiseite.

„Ich war schon bei Sitzungen, auf denen sich niemand wirklich für das interessiert hat, was auf der Bühne passiert, sondern alle nur aufs Handy und ins Bierglas starrten“, berichtete Ingrid Kühne kurz vor ihrem Auftritt: „Hier bin ich aber direkt ganz anders empfangen worden und mittlerweile freue ich mich auf meinen ersten Auftritt bei einer Herrensitzung.“ Eine Vorfreude, die die 56-Jährige durch ihr gesamtes Bühnenprogramm begleiten sollte. Sie übernahm die Rolle der Eisbrecherin. In der Schifffahrt würden zu diesem Zweck ja auch immer die „dicken Boote“ eingesetzt.

Ausführlich berichtete sie von den Radtouren mit ihrem Ehemann Ralf. „Wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind, bin ich abends immer richtig müde. Trotzdem sagt Ralf dann oft zu mir, dass wir gemeinsam wieder einen richtig schönen Tag erlebt haben.“ Darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei ihrem Ausflug doch kaum ein Wort gewechselt hätten, kontere der Göttergatte nur kopfnickend mit einem kurzen „Ja, sag ich doch. Ein richtig schöner Tag.“ Neben Ingrid Kühne durften sich die rund 570 Karnevalsfreunde erneut über ein buntes Bühnenprogramm freuen.

Karneval

Zochweg für Rosenmontag geändert: Einige Jecke in Euskirchen sind auf der Palme

Von

Tom Steinicke

Merken

„Dieses Jahr haben wir den Vorteil, dass sich dank der langen Session die Termine über mehrere Wochen verteilen. Darum konnten wir noch mehr große Namen auch aus dem Kölner Raum für uns gewinnen“, berichtete Gerd Wallraff. So sorgten Bands wie die Domstürmer oder die Klüngelköpp für Feierlaune, deren Auftritte dank des traditionellen Haxenessens energiegeladen bejubelt wurden.

„Heute sind wieder fast 500 Haxen vorbereitet worden, die bei unseren Gästen immer für Begeisterung sorgen“, freute sich Simon Deuster von der Prinzengarde Zülpich. Derart gestärkt, genossen die Jecken der Römerstadt einen bunten Jahresauftakt in eine mit großer Vorfreude erwartete Karnevalssession.