SonderpreisVier Gambenspieler ehrte die Manfred-Vetter-Stiftung in Langendorf
Zülpich-Langendorf – Die Manfred-Vetter-Stiftung verlieh am Samstagabend ihren Sonderpreis in der Kategorie „Besondere Ensembles“ beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Eingebettet war die Ehrung in einen Konzertabend. Junge Musikerinnen und Musiker zwischen 13 und 18 Jahren boten in der Remise der Burg Langendorf diverse Beiträge.
In diesem Jahr wurde der Sonderpreis in der Rubrik „Alte Musik“ vergeben. Zwei Ensembles hatten sich qualifiziert und erhalten von der Stiftung je 2500 Euro. Beide sollten beim Konzert mit dabei sein, doch das Barockensemble der Musikschule Erlangen fiel coronabedingt aus, sicherte aber sein Kommen für das nächste Jahr zu. An Bord war das Ensemble „La Banda Barocca“ aus Heidelberg, Mannheim, Hockenheim und Umgebung.
Abwechslungsreiches Konzert
Lea Hoffmann, Valentin Rothbauer, Nikolaus Rothbauer und Sophie Johnson, alle spielen Viola da gamba, eröffneten das grandiose Konzert, das voller Überraschungen steckte und viel Abwechslung bot. Schon die Instrumente waren eine Augenweide. Gamben in unterschiedlichen Größen, mal mit sechs, mal mit sieben Saiten und aus ganz unterschiedlichen Hölzern gearbeitet, eine schöner als die andere.
Die Musik der vier jungen Preisträger hatte etwas Erdiges, da sie in überwiegend tiefen Lagen spielten. Leicht näselnde, zarte Elemente hoben sich von dichten, resoluten Klängen ab. Die Musik bestach durch eine sehr lebendige Schlichtheit und Geradlinigkeit, der Ton war durchweg schnörkellos direkt.
Professionelle Ausstrahlung
Werke von Samuel Scheidt, Diego Ortitz und Michel Corrette forderten die Künstlerinnen und Künstler zu Fingerspitzengefühl, Flexibilität, Präzision und technischer Meisterschaft heraus, die sie mit einer tollen und bereits professionellen Ausstrahlung hervorragend meisterten.
Johannes David Pommée und sein Bruder Valentin Leonhard Pommée gehörten der jüngsten Altersgruppe des Langendorfer Konzertes an. Die beiden Gitarristen hatten Stücke von Johann Sebastian Bach und Chiquinha Gonzaga mitgebracht. In der Partita Nr. 6 e-Moll BWV 830 ließen sie die Stimmen schön und zart ineinandergreifen und feilten den Satz dynamisch sehr fein aus. Mit virtuoser Fingertechnik erarbeiteten sie ausdrucksstarke Spannungsbögen. Dann schlugen die beiden noch temperamentvollere Klänge an. Die brasilianische Komponistin Gonzaga verband in „Gaucho“ die Gitarre mit Percussion-Funktionen und ließ die beiden Künstler zunächst mit geschlagenen und geklopften Rhythmen auf dem Holz beginnen.
Diverse Instrumente vertreten
In derselben Altersgruppe waren auch die Geschwister Malea (Querflöte) und Jannis Bluum (Klavier) im Bundeswettbewerb mit größtem Erfolg angetreten. Sie spielten ein modernes Werk von Otar Taktakischwili aus den 1960er-Jahren. Die Sonata C-Dur hielt fröhliche und melancholische Stimmungen bereit. Mit prägnantem Anschlag begleitete der Pianist die sehr hohen, luftigen Flötentöne. Malea Bluum brachte die volkstümlich georgischen Anklänge zum Blühen, faszinierte mit herausragender Atemtechnik, mit der sie mal scharf anblies und dann die Musik wieder fließen ließ.
Neben der Bühne saß Matthias Pannes vom Projektbeirat Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, der auch im Beirat der Manfred-Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur sitzt und zusammen mit Juliane B. Vetter jährlich die jungen Künstler auswählt und ihnen eine tolle Bühne auf Burg Langendorf bietet, auf der sie in entspannter Atmosphäre und mit optimaler Akustik Konzerterfahrung sammeln können. Die fehlt ihnen nämlich oft noch, und so schickte Pannes die jungen Musiker, die nach ihren beeindruckenden Auftritten am liebsten ganz schnell wieder verschwunden wären, nochmal zum Verbeugen zurück auf die Bühne.
Höhepunkt kam zum Schluss
Nach der Pause nahm die Cellistin Maria Bovensmann das Publikum mit auf eine musikalische Reise von Österreich nach Frankreich. György Ligeti, einer der Pioniere der Neuen Musik, lässt in „Dialogo“ zwei kontrastierende Stimmen in einen interessanten Austausch treten, den Bovensmann mit sehr persönlichem Charakter, verbunden mit ungarischer Musiktradition, interpretierte. Pianistin Kira Ratner begleitete sie beim Prelude von Édouard Lalo, einem kraftvollen und stimmungskontrastreichen Stück.
Der absolute Knaller kam dann zum Schluss. Der 17-jährige Geiger Darius Preuß übertraf mit seiner Interpretation der Carmen-Fantasie op. 25 von Franz Waxman einfach alle Erwartungen.
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Dem Publikum blieb teilweise der Mund vor Staunen offenstehen – kaum zu glauben, was der junge Mann da oben bot. Ihm schienen technisch rein gar keine Grenzen gesetzt zu sein, darüber hinaus brachte er mit vollem Körpereinsatz den Gesamteindruck zur Vollendung und fügte zwischendurch auch noch ein fröhliches Lächeln ein. Von Darius Preuß wird man in der Musikwelt noch viel hören.
Das nächste Konzert in der Remise spielt das Jugend-Jazz-Orchester NRW am 21. August ab 11 Uhr unter freiem Himmel im Burghof.