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Leerstand seit Jahren ein ProblemIn Zülpich machen immer mehr Geschäfte zu

Lesezeit 4 Minuten
Zülpich von oben

Mehr als 15 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in Zülpich in öffentliche Projekte investiert worden.

  1. Mehr als 15 Millionen Euro sind in Zülpich in öffentliche Projekte geflossen, um das Stadtbild attraktiver zu machen.
  2. Dennoch kämpfte die Stadt seit Jahren mit immer mehr Leerständen. Viele vermissen ein Konzept zur Stärkung der Innenstadt.
  3. Keine einfache Aufgabe für den Stadtentwickler Christoph M. Hartmann. Ein Lagebericht.

Zülpich – Es ist Mittwochnachmittag. Ein Auto rollt langsam über die Pflastersteine der Münsterstraße in Zülpich. Die Fahrerin sucht offenbar einen Parkplatz und sieht, wie zwei Passanten vor einem geschlossenen Ladenlokal stehen. Es handelt sich um den nächsten Leerstand in der Innenstadt. Die Bäckerei hat Ende Dezember geschlossen: Ein weiterer Nackenschlag im Kampf gegen den Leerstand an der Münster- und Kölnstraße.

Mit der Landesgartenschau (Laga) im Jahr 2014 sollte vieles besser werden. Einige Hoffnungen haben sich erfüllt, andere nicht. Zu den Bereichen, in denen es nach wie vor akuten Handlungsbedarf gibt, gehört die Innenstadt. Seit Jahren leert sich das Zentrum, neue Geschäfte oder Gewerbetreibende siedeln sich kaum an. Leerstand in der Innenstadt – das Problem hat Zülpich zwar nicht exklusiv, doch wegdiskutieren lässt es sich auch in der Römerstadt nicht. An flankierenden Maßnahmen hat es in den vergangenen Jahren nicht gemangelt. Nach Angaben von Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) sind zwischen 2010 und 2019 Fördermittel in Höhe von 11,2 Millionen Euro geniert worden. Insgesamt seien sogar mehr als 15 Millionen Euro in öffentliche Projekte geflossen, so der Verwaltungschef. Für Städtebaufördermaßnahmen im Park am Wallgraben und im historischen Stadtkern hat die Stadt laut Hürtgen Fördergelder in Höhe von genau 5 133 405 Euro erhalten. Mit dem Geld wurde der Marktplatz umgestaltet, auch wenn sich der Wunsch nach Außengastronomie nur teilweise erfüllte. Völlig umgestaltet wurde die Kinat – der Hauptkreuzungsbereich der Zülpicher Geschäftsstraßen. „Damit wurde die Aufenthaltsqualität erheblich verbessert und mehr Platz für Außengastronomie und Fußgänger geschaffen“, so Hürtgen. Mit dem Bau des Münstertor-Kreisverkehrs wurde auch der Platz vor dem Stadttor in Angriff genommen. „Vom Stadtumbau hat auch die Nideggener Straße profitiert, die ebenfalls komplett neu gestaltet worden ist – inklusive des Kreisverkehrs“, so Hürtgen.

Eine klassische Flaniermeile ist die Zülpicher Innenstadt nicht.

Die Maßnahmen hatten aber keinen Einfluss darauf, dass einige „Frequenzbringer“ wie Hürtgen es nennt, an der Kölnstraße in den vergangenen Jahren verschwunden sind. Darunter waren Ihr Platz und Schlecker. Plus habe zudem unbedingt aus dem Innenstadtbereich weggewollt. „Da waren bundesweite Insolvenzen dabei. Das kann keine Stadt und kein Einzelhandelskonzept vorhersehen“, so Hürtgen. Zudem sei es nicht einfach, die Ladenlokale mit einer Größe zwischen 200 und 400 Quadratmetern wieder an den Mann oder die Frau zu bringen.

Die Größe sei zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig – erst recht für größere Filialisten. Einige der ehemaligen, seit Jahren leer stehenden Ladenlokale sind mittlerweile verkauft und sollen, vor allem an der Kölnstraße, in Wohnraum umgewandelt werden. Im unteren Bereich der Kölnstraße stagniert die Umwandlung allerdings seit Jahren. „Für das ehemalige Woolworth-Ladenlokal gibt es seit zwei Jahren eine rechtskräftige Umbaugenehmigung. Leider kommt der Umbau nicht so recht voran“, erläutert Hürtgen, der sagt, dass die Stadt in den Jahren 2010 bis 2014 einen Entwicklungssprung gemacht hat, der ohne Laga, wenn überhaupt, nur in zehn bis 20 Jahren machbar gewesen wäre. Die Umstrukturierung im Einzelhandel sei ein Prozess, der nicht von heute auf morgen bewerkstelligt werden könne.

Konzept zur Innenstadtstärkung wird vermisst

Viel passiert ist in den vergangenen Jahren trotzdem nicht. Nicht wenige vermissen ein Konzept, mit dem der Einzelhandel in der Innenstadt gestärkt werden kann. Für die Stadtentwicklung ist Christoph M. Hartmann zuständig, der auch Geschäftsführer der Seepark gGmbH ist – ein zweites sehr zeitintensives Arbeitsfeld. Vertraglich vereinbart hingegen sei, so Hartmann, dass die im Vorfeld der Laga 2014 getätigten Investitionen mindestens zehn Jahre am Netz gehalten werden müssen. „Sonst müssen wir die Fördergelder anteilsmäßig zurückzahlen“, erklärt der Geschäftsführer, der gleichzeitig auch Zülpichs Stadtentwickler ist.

Wer durchgehend geöffnet hat, teilt das den Kunden gerne mit.

Andere Kommunen leisten sich einen hauptamtlichen Geschäftsführer für ein ehemaligen Laga-Gelände. Das sei für Zülpich keine Option, so Hürtgen; „Die Belastung für Christoph Hartmann ist zweifelsohne enorm. Er leistet hervorragende Arbeit und die Räder zwischen Verwaltung, Seepark gGmbH und Aufsichtsrat greifen gut ineinander. Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern.“

Das Problem ist bekannt

Man habe stetig für die Stärkung der Innenstadt gekämpft, so beispielsweise mit der Eröffnung des Museums der Badekultur 2008 und dem Park am Wallgraben. „Mit dem Park wurde das bestehende Defizit an attraktiven innenstadtnahen Park- und Spielflächen behoben“, so Hartmann.

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Vielleicht schrecken die unterschiedlichen Öffnungszeiten potenzielle Kunden davon ab, zum Einkaufen in die Innenstadt zu kommen? Das Problem ist bekannt. Die Verwaltung hat laut Hürtgen mit der Initiative „Zülpich Fachgeschäfte aktiv“ bereits viele, meist vergebliche Versuche unternommen, einheitliche Öffnungszeiten zu realisieren. „Die Interessenlagen der Ladenbetreiber sind teilweise sehr unterschiedlich, weil viele Ladenlokale eigentümergeführt sind“, so der Bürgermeister. Das bestätigt René Bohsem, Vorsitzender von Zülpich aktiv, sagt aber auch: „Viele Geschäfte öffnen nach den Vorlieben der Kunden. Wir sind keine klassische Flanierfußgängerzone, sondern haben hier Fachgeschäfte, die bewusst angesteuert werden.“ Wer in Zülpich ein Geschäft eröffnen wolle, könne auf die Unterstützung von Zülpich aktiv zählen, so Bohsem. Zudem gibt es seit mehr als 15 Jahren in der Stadtverwaltung ein Kataster für leer stehende Geschäftsräume/Ladenlokale, dass von Zeit zu Zeit fortgeschrieben wird. „Auf dieser Basis wird im Alltagsgeschäft versucht, zwischen Nachfrage und Angebot zu vermitteln“, so Hürtgen.