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Ausstellung in ZülpichWie Kunst den Austausch unter den Generationen fördert

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Bild sind die Hand eines alten Menschen und die Hand eines kleinen Kindes zu sehen.

Die Hände von Onkel und Enkeltochter als Verbindung der Generationen gehört zu Marianne Brucker-Meisels Beitrag zur Ausstellung.

Die Ausstellung „Jung und Alt“ im Kunst-Forum Zülpich, die sich mit dem Altern befasst, lässt viel Spielraum für Interpretationen.

Das Alter begleitet den Menschen das gesamte Leben lang. Während die Kindheit zumindest dem subjektiven Empfinden nach häufig durch das Warten auf den nächsten Geburtstag oder andere Feiertage geprägt ist, die im besten Falle Geschenke und Aufmerksamkeit für den Nachwuchs beinhalten, verlieren diese Tage im Laufe der Zeit oftmals an Bedeutung und anderes nimmt diesen Platz ein.

Der Blick auf viele Dinge ändert sich teilweise jede Dekade. Lebensträume erscheinen plötzlich utopisch bis völlig lächerlich, anderes hingegen wird durch wachsende Erfahrungen und Möglichkeiten überhaupt erst realistisch und erstrebenswert. Dieser Dialog zwischen den Generationen, den jeder mit sich selbst ausfechten muss, aber auch mit seinen Mitmenschen teilen kann, ist derzeit Thema einer Gemeinschaftsausstellung in Zülpich im Kunst-Forum.

Die Künstlerinnen und Künstler haben sich dem Austausch gewidmet, der für alle Generationen ein großer Gewinn sein könnte.

Wie eng zwei Menschen verbunden sein können

Wie eng verbunden zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Menschen sein können, beweist Marianne Brucker-Meisel in einer Fotografie. Diese zeigt die ineinandergelegten Hände ihres damals 92-jährigen Onkels und ihrer zwei Jahre alten Enkelin. „Mein Onkel hat sie immer mit seinen Geschichten begeistert, und sie hat schon versucht, ihn bei allem zu unterstützen.“ Ohne Worte und dennoch vielsagend durch eine einzige Geste drückt die Künstlerin eine Vielzahl von Gefühlen aus, die nicht nur Onkel und Enkelin, sondern auch sie selbst bewegt haben.

Im Zülpicher Kunst-Forum stehen Künstlerinnen und Künstler vor Bildern: Olga Schiffer (v.l.), Barbara Tegethoff, Marianne Brucker-Meisel, Roland Berg-Heufken und Grigori Skrylev.

Im Zülpicher Kunst-Forum beschäftigen sich Künstlerinnen und Künstler aus der Region mit dem Thema „Jung und Alt“: Olga Schiffer (v.l.), Barbara Tegethoff, Marianne Brucker-Meisel, Roland Berg-Heufken und Grigori Skrylev.

Auch Roland Berg-Heufken hat für sein Werk einen ähnlichen Ansatz gewählt. Bei der zweiteiligen Malerei steht sein jüngeres Ich vor einem Spiegel, in dem das Abbild seines Vaters zu sehen ist, während direkt daneben der Künstler in seinem derzeitigen Alter seinem Sohn entgegenblickt. „Ich stand mittlerweile schon vor beiden Spiegeln und kann mich in beide Situationen hineinversetzen, was als Kind noch unbegreiflich erschien.“

Ähnlich schwer zu begreifen ist das Thema, dem sich Olga Schiffer in einem Gemälde ihrer Großmutter widmet. „Das Originalbild zeigt meine Oma als junge Frau. Diese Vorlage habe ich mit verblassenden Farbtönen dargestellt, um die bei ihrer Demenz langsam schwindenden Erinnerungen zu verdeutlichen.“

Auch die Tier- und Pflanzenwelt wird in Zülpich thematisiert

Doch nicht nur der Mensch ist dem Thema Alter unterworfen. Barbara Tegethoff beispielsweise hat sich der Tier- und Pflanzenwelt gewidmet. „Selbst aus dem kleinsten Setzling kann ein großer, knorriger Kiefernstamm entstehen.“ Bei Gemälden von Schildkröten oder Elefanten, die für die Künstlerin für hohes Alter stehen, hat Tegethoff mit Marmormehl auf der Leinwand einen rissigen Untergrund geschaffen, der diesen Eindruck noch verstärkt.

Einen noch abstrakteren Weg, sich dem Thema der Ausstellung zu nähern, hat Grigori Skrylev in seinen Blindzeichnungen gefunden. Anhand von Fotografien von Verwandten und Freunden zeichnet der Künstler eigene Bilder, ohne dabei auch nur ein einziges Mal auf die Leinwand zu blicken. „Ein Foto gibt die Wirklichkeit doch schon perfekt wieder, das müssen meine Zeichnungen aber nicht.“ Was dem Maler zur Entspannung dient, bietet für Betrachter der Bilder einen weiteren, unerwarteten Einblick mit viel Interpretationsspielraum.


Die Ausstellung mit dem Titel „Jung und Alt“ kann bis Samstag, 12. April, im Zülpicher Kunst-Forum, Kölnstraße 28, besichtigt werden. Geöffnet ist das Forum sonntags von 14 bis 17 Uhr. Nach telefonischer Vereinbarung unter 0 22 52/9 51 90 oder 01 71/4 77 12 38 stehen die Künstlerinnen und Künstler Rede und Antwort zu ihren Werken.