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Baustelle an KarnevalRosenmontagszug in Zülpich erhält mehr Sicherheit und neuen Weg

Lesezeit 5 Minuten
Ein Blick aus dem Wagen auf die zahlreich erschienen Karnevalisten in Zülpich.

Damit die großen und kleinen Jecken wie bisher unbeschwert beim Straßenkarneval feiern können, wurde ähnlich wie in Euskirchen das Sicherheitskonzept für den Zülpicher Rosenmontagszug angepasst.

An sechs Stellen wird der Rosenmontagszug in Zülpich mit Hindernissen gesichert. Prinz Basti I. erhält eine traurige Nachricht.

Philipp Dordel hat die eine oder andere Nachtschicht hinter sich. Der Grund: Der Zugleiter des Zülpicher Rosenmontagszugs musste in den vergangenen Tagen das bisherige Sicherheitskonzept umfangreich überarbeiten. Wie in Euskirchen wirkt sich der Terroranschlag von Magdeburg kurz vor Weihnachten auch in der Römerstadt auf den Karneval aus.

An sechs Stellen müssen nach Angaben von Dordel vor und während des Zugs mobile Hindernisse für potenzielle Attentäter aufgestellt werden. Das ist das Ergebnis einer Besprechung mit Ordnungsamt, Polizei, Verwaltungsspitze, Rettungsdienst, Security-Firma und Feuerwehr im Zülpicher Rathaus. Das Problem: Die Hindernisse müssen mobil sein. Einen oder mehrere Betonblöcke auf die Straße zu stellen, kommt nicht infrage, weil dann der Bereich für die Feuerwehr oder den Rettungsdienst ebenfalls unpassierbar wäre.

Rosenmontag: Bauhof sichert Zülpicher Jecke mit zwei Lkw

„Es war ein sehr konstruktives Gespräch, bei dem alle sofort Lösungsvorschläge unterbreitet haben“, sagt Dordel. So habe sich die Stadt sofort bereit erklärt, dass der Bauhof zwei schwere Fahrzeuge zur Verfügung stellt, um sie als Hindernisse zu nutzen und damit schon mal zwei der sechs Punkte zu sichern. Auch zwei Landwirte aus dem Stadtgebiet haben laut Dordel ihre Bereitschaft erklärt, mit Traktoren auszuhelfen. „Das ist das Schöne am Zülpicher Karneval – hier hält man zusammen“, berichtet Dordel.

Auch die Security-Firma, die der Karnevalsverein Zölleche Öllege als Veranstalter des Zoch seit Jahren engagiert, wolle den ältesten Karnevalsverein der Stadt ebenfalls bestmöglich unterstützen.

Als Veranstalter einer solch großen Veranstaltung macht man sich immer Gedanken, welche Auswirkungen so etwas haben kann. Deshalb bin ich auch nicht vom Glauben abgefallen.
Philipp Dordel, Zugleiter des Rosenmontagszugs in Zülpich

Dass auch in Zülpich das Sicherheitskonzept nach dem Anschlag von Magdeburg angepasst werden muss, kam für Dordel nicht sonderlich überraschend. „Als Veranstalter einer solch großen Veranstaltung macht man sich immer Gedanken, welche Auswirkungen so etwas haben kann. Deshalb bin ich auch nicht vom Glauben abgefallen“, so der Zugleiter.

Zumal, so Dordel, die Behörden keine Hinweise darauf haben, dass es für den Rosenmontagszug in Zülpich eine konkrete Gefährdungslage gebe, sondern das Konzept prophylaktisch erarbeitet worden sei. Nach Informationen dieser Zeitung sind die mobilen Hindernisse unter anderem an der Luxemburger Straße im Bereich der Zugaufstellung in Hoven, an der Römerallee und an der Nideggener Straße vorgesehen.

Zülpich: Mobile Hindernisse und ein neuer Zugweg

Auch im Bereich der B56 soll ganz genau hingesehen werden und ein Hindernis aufgebaut werden. „Wir sind noch auf der Suche nach Unterstützung. Wer uns also helfen will, beispielsweise mit einem Traktor, darf sich gerne melden“, so der Zugleiter, der sich in diesem Jahr aber nicht nur mit einem verschärften Sicherheitskonzept auseinandersetzen muss, sondern auch mit einer ganz anderen Baustelle – im wahrsten Sinne des Wortes.

In der Innenstadt von Zülpich haben nämlich die Sanierungsarbeiten an der Münsterstraße begonnen. Damit ist der gewohnte Zugweg in dieser Session nicht möglich. „Wir haben möglichst viele in den Findungsprozess für einen neuen Weg einbezogen, weil das natürlich ein sensibles Thema ist“, sagt Dordel. Man habe bis zum Schluss gehofft, dass man doch noch den Weg über die Köln- und Münsterstraße gehen könne. Entsprechend habe man zweigleisig geplant.

Baustelle: Zülpicher Prinz muss auf Heimspiel verzichten

Doch es wurde dann Plan B, weil die Stadt nun die Münsterstraße gesperrt hat. Vor allem Prinz Basti I. (Schumacher) muss damit eine bittere Kamelle schlucken. Die Zülpicher Tollität wohnt nämlich am bisherigen Zugweg und kommt durch die Baumaßnahme nicht in den Genuss eines echten Heimspiels. „Für Basti tut es mir unheimlich leid“, sagt Dordel. Und wie hat man einen neuen Zugweg gefunden? Mithilfe des Internets, des Fahrrads und des E-Autos. In den vergangenen Wochen sei er die angedachte Strecke immer wieder abgefahren – auch, um herauszufinden, wann der Zug ungefähr ende.

Genau wie in Jahren zuvor startet der Zoch um 13 Uhr in Hoven. Von dort aus geht es über die Nideggener Straße in Richtung Münstertor, das man aber links liegenlässt, um auf dem Frankengraben weiterzuziehen. Über die Römerallee, die Neusser Straße und die Düsseldorfer Straße geht es dann wieder auf den Frankengraben. „Der Frankengraben ist seit Jahren eine Stimmungshochburg“, berichtet Dordel.

Der neue Zugweg habe einen großen Vorteil und einen möglichen positiven Überraschungseffekt: Zum einen können Toiletten und Müllcontainer genau dort aufgestellt werden wie bisher. Und zum anderen dürfte die Spitze des Umzugs über die Düsseldorfer Straße dann am Frankengraben ankommen, wenn Prinz Basti I. gerade auf die Römerallee abgebogen ist. Für die Zuschauer am Wegesrand bedeutet das – Stimmung nonstop am Frankengraben.

Was sich zudem nicht ändern soll: die Auflösung des Zugs am Münstertor. Dort sollen die Gruppen dann noch einmal der Zülpicher Tollität ihre Ehre erweisen, um dann zum Forum zu ziehen.


After-Zoch-Party in Zülpich

Von der Anzahl der Gruppen her ist der Rosenmontagszug in Zülpich der größte im Kreis. Wie viele Teilnehmer es in dieser Session sein werden, kann Zugleiter Philipp Dordel noch nicht verraten. Der Grund: Die Anmeldefrist ist noch nicht abgelaufen. Mit der bisherigen Resonanz sei er aber sehr zufrieden, so Dordel. Dordel ist aktuell nicht nur mit der Organisation des Zochs beschäftigt, sondern mit den anderen Vereinsmitgliedern der Zölleche Öllege auch mit der After-Zoch-Party. Die findet erneut im Zülpicher Forum statt.

„Wir opfern uns am Rosenmontag ein bisschen für die Jecken auf, aber das tun wir auch sehr gerne“, so Dordel. Ähnlich wie beim Zug, müsse auch die Sicherheit im Forum nach Absprache mit den Behörden ein wenig erhöht werden. Während das von einer Security-Firma erledigt wird, sind praktisch alle Öllege im Forum im Einsatz – an der Theke, der Kasse und bei der Sichtung der schönsten Kostüme. Denn die werden in dieser Session wieder ausgezeichnet. Genau wie die kreativsten Gruppen im Rosenmontagszug.