Im Zweiten Weltkrieg wurde die mittelalterliche Hofburg in Zülpich zerstört, nun steht sie wieder – dass das so kam, hat auch mit Glück zu tun.
Wiederaufbau abgeschlossenZülpich hat wieder vier Torburgen
Das Set ist wieder komplett: Der Wiederaufbau des Weiertors befindet sich in den letzten Zügen, und damit stehen die vier mittelalterlichen Torburgen der Stadt Zülpich wieder so da, wie sie einst erbaut wurden. Noch allerdings ist das Weiertor von Gerüsten und Bauzäunen umgeben. Bis zur Einweihungsfeier in knapp drei Wochen werden sie aber größtenteils abgebaut sein, zeigt sich Oliver Hohn zuversichtlich. Hohn ist Schriftführer der Hovener Jungkarnevalisten, die den Wiederaufbau der Torburg initiiert haben.
Vor knapp 80 Jahren trafen Bomben der Alliierten das Weiertor und zerstörten es fast vollständig. Die zwei kleineren Türme und der Torbogen wurden bis in die 1970er-Jahre restauriert, die Torburg aber nicht mehr aufgebaut.
Mehrere glückliche Zufälle führten zum Wiederaufbau des Weiertors
Schon lange habe es im Verein Träume und Ideen für den Wiederaufbau gegeben, berichtet Hohn. Doch letztendlich sei es immer an der Finanzierbarkeit gescheitert. Vor fünf Jahren dann aber traf ein glücklicher Zufall auf den nächsten.
Der Architekt Karl Josef Ernst sei auf ihn zugekommen und habe den Wunsch geäußert, dem Verein eine Skizze für den Wiederaufbau des Weiertors anzufertigen, erinnert sich Hohn. Eine nette Geste, doch niemand habe an die Umsetzbarkeit geglaubt. Dafür sei es einfach zu teuer gewesen. Dann allerdings sei die Stadt auf die Hovener Jungkarnevalisten zugekommen und habe sie auf das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. – Wir fördern, was Menschen verbindet“ aufmerksam gemacht.
Trotz Förderung war der Wiederaufbau ein Kraftakt für Zülpicher Verein
Der Verein stellte einen Antrag, und der wurde tatsächlich bewilligt. 90 Prozent der Kosten waren die Hovener Jungkarnevalisten damit los. „Sonst wäre das eine Utopie geblieben“, sagt Hohn.
Denn selbst mit Förderung blieb es eine kostspielige Angelegenheit: Etwas mehr als eine Million Euro habe der Wiederaufbau gekostet, berichtet Hohn. Der Verein habe also rund 100.000 Euro dafür bereitstellen müssen. Dazu sei noch die Finanzierung des gesamten Innenausbaus gekommen, der sei nämlich nicht Teil der Förderung gewesen und habe rund 50.000 gekostet. „Das ist ein echter Gewaltakt für uns als Verein“, betont Hohn. Umso stolzer ist man nun auf das Endergebnis.
Eine Kneipe wollen die Jungkarnevalisten im Weiertor nicht errichten
Das Weiertor ist größer als die anderen Stadttore. Neben der 17,5 Meter hohen, dreigeschossigen Torburg hat es noch zwei kleinere runde Türme, und es nimmt insgesamt mehr Fläche ein. Eine eiserne Treppe führt rechts an der Torburg hinauf. Das Geländer habe eine LED-Beleuchtung, berichtet Hohn, während er die Stufen nach oben steigt.
Im ersten Stockwerk befindet sich nur ein Technikraum. Die Haupträume befinden sich auf der zweiten und dritten Etage und sind laut Hohn jeweils 35 Quadratmeter groß. Innen dominiert ein helles Holz die Einrichtung, dazu gibt es dunkelgraue Elemente. In der zweiten Etage befindet sich ein Aufenthaltsraum mit Theke und Bartischen. Im obersten Stockwerk sind die Toiletten und ein bisher noch leerer Raum.
Künftig will der Verein in der Torburg Versammlungen und Proben abhalten. Doch die Räume seien nicht nur für den Verein, betont Hohn. Auch der Öffentlichkeit soll die Torburg offenstehen. So werde es beispielsweise einmal im Monat einen geselligen Abend gehen, zu dem jeder herzlich eingeladen sei. Eines aber sei klar: „Das soll keine Kneipe werden.“ Hohn blickt zur Theke: „Aber es gibt Bier“, fügt er hinzu und lacht.
Wärmepumpe auf dem Dach der Hofburg installiert
Nicht öffentlich zugänglich sein wird das Dach der Torburg. Was fast ein bisschen schade ist, denn von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Felder und Wiesen und die Landesburg. Zwei Fahnenstangen fehlen noch, schon montiert ist hingegen die Wärmepumpe. Einen cleveren Platz hat sie, schließlich sind die meisten Wärmepumpen nicht gerade eine Augenweide. Auf dem Dach kann sie ihren Dienst tun, ohne das mittelalterliche Bild der Hofburg zu stören.
Dies wurde im Übrigen nicht komplett originalgetreu wiederhergestellt. Anhand der Steine kann man sehr gut erkennen, welcher Teil neu gebaut wurde. Das sei Absicht und von der Denkmalschutzbehörde so vorgegeben, sagt Hohn. „Es soll immer von außen sichtbar sein: Das war mal weg und ist wieder da.“
Er ist zuversichtlich, dass die restlichen Arbeiten bis zur Einweihung zum größten Teil erledigt sind und somit dann auch die vierte Torburg der Stadt Zülpich in vollem Glanz erstrahlt.
Räuber spielen Konzert zur Einweihung in Zülpich
Vier Tage lang feiern die Hovener Jungkarnevalisten die Einweihung des Weiertors. Los geht es am Donnerstag, 3. Oktober, mit einem Konzert der Gruppe Räuber ab 18 Uhr im Festzelt neben dem Weiertor. Einlass ist um 16 Uhr, ab 16.45 Uhr spielt die Band Kelz Boys. Karten gibt es im Laden „Anziehfee“ und online bei Eventim Light. Laut Oliver Hohn sind nur noch wenige Karten verfügbar.
Der Festakt zur Einweihung der Torburg findet am Freitag, 4. Oktober, statt und ist nur für geladene Gäste. Erwartet werden unter anderem Ina Scharrenbach (CDU), Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, sowie Landrat Markus Ramers (SPD). Der Festakt beginnt um 15.30 Uhr.
Nahezu ausverkauft ist laut Hohn auch das Oktoberfest, das am Samstag, 5. Oktober, gefeiert wird. Los geht es um 18 Uhr, es spielen der Musikzug der Hovener Jungkarnevalisten und die Oktoberfest-Partyband Roland Brüggen. Tickets gibt es im Laden „Anziehfee“.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten findet am Sonntag, 6. Oktober, ein Tag der offenen Tür am Weiertor statt. Nach einem Festgottesdienst um 11 Uhr folgt ein Frühschoppen, und am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen. Zudem kündigen die Hovener Jungkarnevalisten Spiel und Spaß für Groß und Klein an. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag ist das Weiertor von 12 bis 17 Uhr für Besichtigungen geöffnet.