Kreis Euskirchen – Zerstörte und beschädigte Brücken und Bahnübergänge, unterspülte Gleise, weggebrochene Dämme und Stützmauern, kaputte Signalanlagen und Elektronik: Wenn Wolfgang Heller, Vorsitzender der Bahn- und Businitiative Schleidener Tal (BuBI), über den aktuellen Zustand der Oleftalbahn spricht, weiß er gar nicht, wo er anfangen soll. „Es gibt kaum Stellen, die noch in Ordnung sind“, sagt Heller.
Rhein-Sieg-Eisenbahn kann Instandsetzung finanziell nicht stemmen
Walter Zienow und Joachim Großmann, Geschäftsführer der Rhein-Sieg Eisenbahn (RSE), die die Strecke Kall-Hellenthal für 50 Jahre von der Deutschen Bahn AG gepachtet hat, schätzen den Schaden auf rund 15 Millionen Euro. „Aus eigener Kraft können wir die Instandsetzung nicht stemmen“, betont Großmann.
Ob und in welcher Höhe Fördermittel fließen, könne man noch nicht sagen. RSE und BuBI wollen dafür kämpfen, dass die Oleftalbahn wiederhergestellt wird. „Das ist wichtig für die Menschen im Schleidener Tal und auch für den Tourismus in der Region“, betont Heller.
„An dem besagten Mittwoch war ich an der Strecke unterwegs gewesen. Zuerst hatte der Rosselbach das Gebiet am Höddelbusch in Schleiden unter Wasser gesetzt“, erinnert sich Heller. Danach habe er an verschiedenen Stellen nachgesehen, ob Brücken und Durchlässe frei waren. „Irgendwann am Abend war das nicht mehr möglich. Ich musste dann auch erkennen, das es keinen Sinn mehr machte.“
Am Freitag habe er dann mit Vereinsmitglied Michael Lingscheidt die Strecke kontrolliert. „Wir haben Gefahrenstellen beseitigt und Rettungswege freigeräumt. An mehreren Stellen lagen Autos auf der Strecke“, berichtet Heller. „Als uns mit der Zeit klar wurde, wie groß die Schäden sind, kamen uns die Tränen. Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit in den vergangenen Jahren wurden in einer Nacht zerstört.“
Reaktivierung der Strecke war Ziel
Vor der Katastrophe hatte die Initiative nach Angaben des Vorsitzenden intensiv an einer Reaktivierung der Strecke gearbeitet. „In unzähligen Stunden haben wir beispielsweise an den Tunneleingängen in Gemünd die Stützmauer und die Regenabflüsse saniert und den Bereich freigeschnitten.“
Ziel der Bemühungen sei gewesen, einen Vorlaufbetrieb wie auf der Bördebahn zu realisieren. Vom Kreis Euskirchen und der Stadt Schleiden sei die Initiative bei ihren Bemühungen stets unterstützt worden. „Alle haben erkannt, wie wichtig die Oleftalbahn als Verkehrsträger und für den Tourismus ist. Jeden Sonntag bringen wir zwischen 200 und 300 Fahrgäste ins Schleidener Tal“, erklärt Heller.
Appell des NVR
Die Mitglieder der Verbandsversammlung des Nahverkehr Rheinland (NVR) sprechen sich für einen zukunftsfähigen Ausbau der von der Flut betroffenen Strecken aus. Der neueste Technik solle verbaut und Voraussetzungen für einen zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung von Strecken geschaffen werden.
In einer Resolution appelliert der NVR an die Verantwortlichen, die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen und die für den Ausbau nötigen Untersuchungen und Planfeststellungsverfahren zu vereinfachen. Bundes- und Landtagsabgeordnete sollen sich dafür einsetzen. (wki)
Auch neue Angebote wie die Frühstücksfahrten, die zusammen mit einem Café durchgeführt wurden, sowie Charterfahrten für Betriebsausflüge und Geburtstagsfeiern seien gut angenommen worden. Gemeinsam mit der Nordeifel Tourismus GmbH habe man ferner individuelle Wander- oder Abenteuer-Pakete für verschiedene Zielgruppen angeboten.
Vor Hochwasser stand Regelbetrieb der Oleftalbahn zur Debatte
„Vor der Flut lief alles in Richtung Regelbetrieb. Mit der Rurtalbahn wurden bereits Gespräche wegen einer Kooperation geführt“, erzählt Großmann. Nun habe die Rurtalbahn selbst mit den Folgen der Flut zu kämpfen. Sachverständige würden derzeit die gesamte Strecke der Oleftalbahn prüfen.
„Die Brücke am Ortseingang von Mauel musste bereits gesperrt werden, weil sie einsturzgefährdet ist“, berichtet Großmann. Dort wurde der Mittelpfeiler weggerissen. „Wir hatten die Brücke gerade saniert und dafür Hunderte Stunden Freizeit geopfert“, sagt Heller.
Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat die RSE die Schäden bereits mitgeteilt. Aktuell wartet man auf einen Gesprächstermin mit der DB AG. Großmann geht aber davon aus, dass zunächst die Bahnstrecken instandgesetzt werden, auf denen ein Regelbetrieb läuft. „Die Oleftalbahn wurde bislang nur touristisch genutzt.“ Es werde sicher auch nicht leicht, Firmen für die Sanierung zu finden.
„Oleftalbahn darf nicht ein Opfer des Hochwassers werden“
Trotzdem müsse diese Strecke saniert werden, fordern Heller, Zienow und Großmann. „Die Oleftalbahn darf nicht ein Opfer des Hochwassers werden. Es wäre grotesk, wenn eine Bahn als umweltfreundliche Alternative ein Opfer des Klimawandels wird“, meint Heller: „Das wäre auch ein Schlag in das Gesicht aller Ehrenämtler, die sich für den Erhalt der Oleftalbahn eingesetzt haben.“ Die Politik könne am Beispiel der Oleftalbahn zeigen, dass sie die Verkehrswende ernst nehme.
Heller sieht den Bund und das Land NRW in der Pflicht, Mittel für die Erneuerung der Strecke bereitzustellen: „Das wäre dann auch eine gute Gelegenheit, den Regelbetrieb auf der Oleftalbahn aufzunehmen.“
Wie wichtig die Strecke in Katastrophenfällen sein könnte, habe sich auch bei der Flut gezeigt. „Die Bundeswehr hatte bei uns angefragt, ob es möglich sei, den Müll auf der Schiene abzutransportieren, weil die Straßen ja verstopft waren“, berichtet Heller. Dieses mal konnte BuBI der Bundeswehr leider nicht helfen.