Interview mit Fortuna-Trainer Markus von Ahlen„Wir sind alle nicht zufrieden“
Köln – Herr von Ahlen, Fortuna Köln hat aus vier Spielen in der Fußball-Regionalliga West erst einen Punkt geholt. Dabei gelang nur ein Tor durch einen Elfmeter. Was ist Ihnen in der Analyse aufgefallen?
Die Ergebnisse sind natürlich erst einmal das Gravierendste. Ursachen gibt es mehrere. Fakt ist, dass wir immer weniger Torchancen als der Gegner zugelassen haben, in allen Spielen. Wir haben in drei Spielen aber mehr Gegentore bekommen. Fakt ist auch, dass wir in drei Spielen mehr Chancen als der Gegner hatten, gegen Rödinghausen waren es gleich viele Möglichkeiten. Aber wir haben in drei Spielen weniger Tore als der Gegner erzielt. So kommen die Negativ-Ergebnisse zustande.
Ist das nur Pech? Oder auch Unvermögen? Von der individuellen Qualität ist Ihre Mannschaft keinem der Gegner unterlegen gewesen.
Grundsätzlich sind wir von unserem Kader maximal überzeugt. Fakt ist, dass wir einen sehr, sehr großen Umbruch hinter uns haben. 14 Spieler sind gegangen, zwölf sind neu gekommen. Einige Spieler sind erst gegen Ende der Vorbereitung zu uns gestoßen. Und der Umbruch wirkt sich natürlich auf dem Feld auf die Abstimmung aus.
Erklärt das auch die mangelhafte Chancenverwertung?
Nein. Aber auch da muss man unterscheiden. Natürlich haben wir auch mal eine große Torchance liegen gelassen. Gegen Lippstadt oder Rödinghausen haben aber auch überragende Torhüter dazu geführt, dass wir nicht getroffen haben.
Sie wirken, als belaste Sie der schlechte Start nicht so, wie man es erwarten könnte.
Noch einmal: Wir stecken in einem Umbruch. Und ich bin unter anderem dafür verpflichtet worden, hier mit unserem neuen Konzept der Nachwuchsförderung etwas aufzubauen. Das braucht mitunter Zeit – das ist allen Beteiligten klar. Klar ist auch, dass in so einer Situation Misserfolge für Verzögerungen sorgen können. Und Erfolgserlebnisse die Entwicklung beschleunigen können. Diese Erfolgserlebnisse gab es bislang nicht, aber ich sehe jeden Tag, wie die Mannschaft an sich arbeitet. Es gibt mir Zuversicht, dass wir den richtigen Weg finden. Fußball ist kurzfristig auch mal Glück und Pech. Langfristig geht es um gute und nachhaltige Arbeit und darum, die Wahrscheinlichkeit für Erfolg zu erhöhen. Und es ist meine tiefe Überzeugung, dass uns diese Arbeit an unser Ziel führen wird.
War ein solcher Fehlstart im Zuge des Umbruchs mit einkalkuliert?
Es war allen Beteiligten klar, dass dieser Umbruch Zeit braucht. Und ich finde, dass es die Leistungen der vier Spiele nicht zwingend hergeben, dass nur ein Punkt dabei herausgekommen ist.
Spüren Sie nach wie vor den kompletten Rückhalt der Sportlichen Leitung und der Klubführung?
Absolut! Wir alle, der gesamte Verein, sind mit der Punktausbeute nicht zufrieden und wissen, dass wir auf Strecke besser spielen können, spielen müssen und auch besser spielen werden.
Nach dem 0:2 gegen Rödinghausen hatte Vereinspräsident Hanns-Jörg Westendorf gesagt: „So was habe ich in meinen 40 Jahren bei Fortuna noch nicht erlebt.“ Das klingt nicht nach Ruhe.
Da kann ich nichts zu sagen, da unser Präsident das nicht zu mir gesagt hat. Für mich ist relevant, was man miteinander bespricht.
Wie kommt die Mannschaft aus der Krise heraus?
Erfolgserlebnisse sorgen für Stärke und Selbstvertrauen. Und nach so einem Erfolgserlebnis gilt es für die Mannschaft, die in vielen Teilen neu zusammengestellt ist, weiter hart zu arbeiten. Und es dauert nun einmal seine Zeit, den Spielern meine Philosophie beizubringen. Ich wünsche mir natürlich, dass das schnell geht.
Gerade zum Saisonstart birgt eine Krise die Gefahr, dass Zuschauer abgeschreckt werden. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Alle, die bei der Fortuna Entscheidungsträger sind, sind sich dieser Verantwortung bewusst. Wir werden alles tun, um uns da unten rauszuarbeiten.
Wird der Kader zeitnah noch einmal verstärkt?
Das könnte Sie auch interessieren:
Wir beobachten den Markt. Wir sind in der Lage, noch einmal aktiv zu werden.
Wann stehen Dustin Willms und Jules Schwadorf wieder zur Verfügung?
Dustin Willms trainiert seit eineinhalb Wochen mit der Mannschaft und ist für das Spiel am Samstag eine Kaderoption. Jules Schwadorf hat Fortschritte gemacht, wurde aber durch einen Infekt zurückgeworfen und steht nicht zur Verfügung.
Am Samstag ist Schalke 04 II zu Gast im Südstadion. Zuhause ist die Fortuna noch punkt- und torlos. Wie werden Sie das Spiel angehen?
Wir haben in den letzten Partien versucht, viel Fußball zu spielen. In der aktuellen Situation müssen wir jedoch vielleicht verstärkt auf einfachere Mittel zurückgreifen und sagen: Es geht jetzt mehr über den Kampf. Wir müssen mehr Energie ins Offensivspiel bringen, unsere Chancen besser nutzen und mal ein Tor erzwingen.