Ein 30-Jähriger hat mehr als vier Kilogramm Haschisch, Marihuana und Kokain im Kofferraum.
ProzessDrogenkurier in Burscheid gestoppt – was steckt dahinter?
„Er ist kein Dealer.“ Diese Aussage von Verteidiger Eugen Becker erscheint im Lauf des Tages immer mehr als steile These. Denn der 30 Jahre alte Mann, den Autobahnpolizisten Ende Mai 2024 in Burscheid von der A1 winkten, hatte nicht nur eine Menge Drogen im Kofferraum: je knapp zwei Kilo Haschisch und Marihuana sowie ein Viertelpfund Kokain. In seinem, so ein Beamter am Freitag vor dem Kölner Landgericht, „ziemlich zugemüllten“ Wagen fanden sie auch Neun-Millimeter-Patronen und ein Messer, außerdem kleine Tütchen, um Drogen in konsumfertige Portionen zu verpacken.
Eine Durchsuchung seines Zimmers in der elterlichen Wohnung in einer Ort nahe der niederländischen Grenze war ebenfalls ertragreich: 70 Gramm Cannabis, eine Feinwaage, weitere Tütchen und andere Dinge, die man als Dealer so braucht. Auch ein eineinhalb Jahre alter Telefon-Chat vermittelt den Eindruck, der Angeklagte habe sich im Drogenhandel versucht und sei nicht bloß ein Kurier, der Stoff aus den Niederlanden im Rheinland verteilt, so wie er es darstellt. Darauf weist Richter Aderhold den Mann mit kasachischen Wurzeln mehrmals eindringlich hin. Die Akten geben einfach zu viele Hinweise auf den Handel mit Drogen.
70 Gramm Cannabis-Vorrat für den Vater
Die Dealer-Ausrüstung zu Hause erklärt der Angeklagte, der seit seiner Festnahme am 29. Mai in Untersuchungshaft sitzt, aus Sicht des Gerichts auch nicht schlüssig: Er selbst konsumiere Cannabis in minimalen Mengen, um gelegentlich seine starken Rückenschmerzen zu bekämpfen. Die 70 Gramm daheim habe er peu à peu seinem Vater zuteilen wollen, dessen Konsum deutlich höher sei und rationiert werden müsse, sagt er.
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Das Messer im Auto sei auch keineswegs als Waffe gedacht, so seine nächste Erklärung. Mit seinem alten A 6 habe es vielmehr immer wieder Elektronik-Probleme gegeben, so der leidenschaftliche Auto-Bastler. Das Messer habe er nur dabei gehabt, um zur Not Kabelbinder durchtrennen zu können. Die Munition habe ein entfernter Bekannter im Auto vergessen. Das sei ihm gar nicht aufgefallen, erklärt der Angeklagte. Das immerhin wirkt einigermaßen glaubhaft angesichts der vielen Dinge, die im Auto herumlagen.
Die abgeklebten Rückleuchten weckten Verdacht
Dass er überhaupt von der Polizei angehalten wurde, daran ist seine Autobastelei schuld: Die Rückleuchten seines A 6 hatte der Mann dunkel foliert. Für die Streife war das Anlass, sich den Wagen mal genauer anzuschauen. Als sie eine große, verschweißte Tüte mit Drogen im Kofferraum fanden, legten sie dem Fahrer erst einmal Handfesseln an und riefen Verstärkung. Danach ging es zur Vernehmung nach Bergisch Gladbach. Dort habe sich der 30-Jährige, der an Diabetes leidet, am Ende kooperativ verhalten, heißt es am Freitag vor der 8. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts.
Über den Wahrheitsgehalt seiner Angaben lässt sich nur schwer etwas sagen. Dafür ist seine Hauptthese im Prozess einfach zu wacklig: Nur Kurier, kein Dealer? Die Richter können es kaum glauben.