AboAbonnieren

Feierabendmarkt als Lösung?In die Burscheider Kirchenkurve kommen kaum Kunden

Lesezeit 3 Minuten

Osman Toprak ist vor wenigen Wochen in die Kirchenkurve umgezogen und wartet auf Kunden.

Burscheid – „Hier ist es tot.“ Osman Toprak ist erst seit einem Vierteljahr mit seinem Secondhand-Laden in der Kirchenkurve.

Drei Euro Umsatz gemacht

Fünf Wochen lang musste er wegen Corona schließen, in der vergangenen Woche machte er einen Umsatz von gerade einmal drei Euro: „Da hat eine alte Dame etwas gekauft.“ Bald sei er ganz allein. Denn da nun auch das Eiscafé und der Blumenladen angekündigt haben, ihre Ladenlokale zu schließen, bleibt nicht mehr viel.

Das könnte Sie auch interessieren:

Toprak sieht die Lage noch recht entspannt, da er nämlich der Überzeugung ist, dass jemand, der eine alte Standuhr kaufen will, über kurz oder lang doch bei ihm landen dürfte. Geld komme bei ihm auch durch die Entrümpelung in die Kasse. Aber wer in der Kirchenkurve Lebensmittel verkaufe oder eine Kneipe betreibe, habe es aufgrund der immer kläglicheren Kundenrinnsale wohl besonders schwer.

Feirabendmarkt soll Ortskern beleben

Das Bündnis für Burscheid (BfB) bringt jetzt angesichts der fortschreitenden Verödung der Kirchenkurve erneut seine Idee ein, mit einem regelmäßigen Feierabendmarkt die Kirchenkurve, aber auch den Marktplatz zu beleben. „Darin sehen wir einen Beitrag, mehr Menschen in die Innenstadt zu locken und den Burscheidern ein zusätzliches Angebot zu bieten“, erklärt BfB-Ratsfrau Giovanna Lombardo.

Bereits vor zwei Jahren hatten sie und Stella Ignatz mit ihren BfB-Kollegen das Projekt vorgestellt, nachdem sie einige Monate den Erfolg der Feierabendmärkte in NRW und bundesweit beobachtet hatten. Da sich nicht nur die Kaufgewohnheiten der Kunden ändern, sondern auch die Zeiten, zu denen sie einkaufen, hat sich vielerorts die Verlagerung der klassischen Märkte in die Nachmittags- und Abendstunden als eine Alternative zu den Wochenmärkten am Vormittag erwiesen. Lombardo und Ignatz hatten bereits Kontakte zu potenziellen Beschickern geknüpft. Die wiederum seien der Idee, nach Burscheid zu kommen, sehr aufgeschlossen gewesen. Selbst gemachte Nudeln, sonnengereifte Tomaten, Strickwaren, Käse, Mettwurst, frische Forellen, Schuhe und Lederwaren, Biofleisch und Wein – die mögliche Warenpalette klang vielversprechend.

Bereits Kontakte zu Händlern geknüpft

Die Kontakte der Händler gab Fraktionsvorsitzender Michael Baggeler zusammen mit dem Antrag an die Stadtverwaltung weiter. Anfang vergangenen Jahres wurde der Antrag vom Sommer im Stadtentwicklungsausschuss positiv aufgenommen, doch die Umsetzung des Projekts wurde aufgrund der geplanten Umbauten am Marktplatz und der unteren Hauptstraße verschoben.

„Das war keine so gute Idee“, kritisiert BfB-Ratsherr Thoma Kaps jetzt und schlägt vor, dass die Verwaltung die Umsetzung des Projektes „Feierabendmarkt“ schon bald angehen solle. Denn die Umbaumaßnahmen im Zuge der Stadtsanierung dürften seiner Einschätzung nach nicht vor 2024 beginnen. „Das ist zu lange hin.“ Es müsse jetzt etwas getan werden, „sonst werden die Leerstände bleiben“. Auch Osman Toprak sieht mit Sorge auf die Kirchenkurve. „Ich mache mir Gedanken. Jemand sollte sich kümmern.“ Es sehe traurig im alten Burscheider Ortskern aus. Sein Vorschlag wären regelmäßige Trödelmärkte, die in der Kirchenkurve stattfinden könnten. Secondhand-Produkte seien auch gut für den Umweltschutz. Denn Ware, die nicht für den schnellen Konsum produziert worden sei, sei auch nach langem Gebrauch oft noch sehr gut und funktionstüchtig.

Nach Ansicht des BfB ließe sich das im vergangenen Jahr von der Verwaltung dargelegte Problem der mangelnden Lagermöglichkeiten der Möbel für die Gastronomie umgehen. Es sollte geprüft werden, dass erst einmal die „vorhandene, stationäre Gastronomie in direkter Nähe eingebunden wird“, so Kaps.

Musikalische Umrahmung möglich

Das BfB schlägt einen monatlichen oder auch häufiger stattfindenden Feierabendmarkt zwischen 16 und 20 Uhr vor. „Das Angebot bleibt nicht nur Kunden vorbehalten, die an Vor- oder frühen Nachmittagen Zeit haben, einen Markt zu besuchen. Der monatliche Veranstaltungsrhythmus macht das Angebot interessanter für die Kunden“, sagt Giovanna Lombardo. Ihre Idee: Der Markt könnte durch musikalische Beiträge umrahmt werden, so dass auch auswärtige Besucher nach Burscheid kämen. Nach Ansicht Osman Topraks zieht es aber immer seltener auswärtige Kunden nach Burscheid.