1922 belieferte Gründer Ernst Hebbel noch Kneipen mit Getränken. Heute beschäftigt das Leverkusener Unternehmen 140 Mitarbeitende.
Auch digitale FilialenDarum eröffnet Hebbel in Leverkusen wieder Reisebüros
Reisebüros, ein Busbetrieb, eine Spedition und ein Autoservice: Das Unternehmensportfolio des Familienunternehmens Hebbel steht auf gleich mehreren Standbeinen. Angefangen hat alles im Jahre 1922, in einem Hof in Leverkusen-Quettingen. Firmengründer Ernst Hebbel belieferte Gaststätten mit Getränken – in einem von zwei Pferden gezogenen Wagen.
Das erste Reisebüro eröffnete 1969 in der gerade erst fertiggestellten Leverkusener City in Wiesdorf. Heute gibt es rund ein Dutzend Hebbel-Filialen in und um Köln herum, drei allein in Leverkusen. Eine weitere eröffnet nun bald „im Dorf“, in Schlebusch am Arkadenplatz.
Laut Informationen des Deutschen Reiseverbands entwickelt sich die Umsatzentwicklung von Reisebüros nach einem Tief derzeit wieder positiv. Sind also traditionelle Reisebüros in Zeiten von als bequemer empfundenen Online-Reiseportalen doch noch lukrativ?
Hebbel-Gründer: „Wir sind besser als das Internet“
Walter Hebbel, der im Mai 2020 starb, stand in der Unternehmerfamilie für die Reisebüro-Sparte, die er 1969 in Leverkusen gründete. „Wir sind besser als das Internet“, erklärte er 2019 in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Und: „Wenn Sie online eine Reise buchen und dabei Probleme auftreten, haben Sie keinen direkten Ansprechpartner.“
Reicht das schon, um das Reisebüro einer Online-Urlaubsbuchung vorzuziehen?
Während der Corona-Pandemie musste Hebbel die Ladenlokale in der Waldsiedlung (neben der Linden-Apotheke) und in Schlebusch (neben dem Herkenrath Hof) schließen. „Uns war jedoch immer klar, dass wir irgendwann wieder ein Ladenlokal im Schlebuscher Dorf eröffnen werden“, lässt das Unternehmen auf Nachfrage wissen.
Mit der Neueröffnung einer Filiale inmitten von Schlebusch möchte Hebbel die „Präsenz in der Dorfgemeinschaft stärken“. Im Sommer soll es so weit sein.
Laut Hebbel erlebe die persönliche Beratung im Reisebüro ein „Comeback“, angetrieben nicht nur von langjährigen Stammkunden, sondern auch von der jüngeren Generation. „Kein Onlineportal dieser Welt kann mit seinen anonymen Call-Centern die persönliche Beratung eines Reiseexperten vor Ort ersetzen“, nennt die Firma einen Vorteil gegenüber der Online-Konkurrenz.
Doch auch online würde bei Hebbel laut eigener Aussage immer mehr gebucht – über WhatsApp, E-Mail oder auch per Video-Call. Hierzu bietet das Leverkusener Unternehmen „digitale Filialen“ an, die die Reisebuchung per (Video-)Telefonat möglich machen.
Digitale Hebbel-Filialen entstanden durch Corona-Pandemie
„Während der Pandemie waren wir leider gezwungen, rein wirtschaftlich zu agieren und uns von dem ein oder anderen Ladenlokal, z. B. in Bonn, zu trennen“. Hebbel sei es aber wichtig gewesen, keinen Mitarbeitenden kündigen zu müssen und auch während der pandemiebedingten Lockdowns für ihre Kundschaft erreichbar zu sein. So entstanden die digitalen Filialen, die heute zehn Standorte virtuell abdecken.
Damit soll sichergestellt werden, dass Kundinnen und Kunden ihre persönlichen Reiseberater und -beraterinnen weiter erreichen können, auch wenn die physische Filiale fehlt.
Deutscher Reiseverband sieht Entwicklung von Reisebüros positiv
Torsten Schäfter, Leiter Kommunikation beim Deutschen Reiseverband (DRV), sieht die Umsatzentwicklung von Reisebüros positiv: „Wir sehen aus den Buchungszahlen, dass nach den Einbrüchen in der Corona-Zeit wieder deutlich mehr über stationäre Reisebüros gebucht wird.“
So belief sich der Jahresumsatz der rund 9000 stationären Reisebüros in Deutschland im Jahr 2023 auf insgesamt 20,7 Milliarden Euro Umsatz, davon sind 14,2 Milliarden Euro auf Privaturlaube zurückzuführen.
Zum Vergleich: In den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren es 10,2 und 8,3 Milliarden Euro. Die Zahlen gehen aus Berechnungen des DRV sowie des Marktforschungsinstituts GfK hervor. Mit organisierten Reisen, wozu Pauschal- und „Bausteinreisen“ (Reisen aus Flug, Busfahrt oder ähnlichem) zählen, erwirtschafteten Reiseveranstalter im vergangenen Jahr 31 Prozent mehr Umsatz als noch 2022.
Schäfer weist aber auch darauf hin, dass die Anzahl an physischen Reisebüros gesunken sei, auch wenn die Umsatzentwicklung der Büros nach oben zeigt. Dies sei vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, da Fernreisen, Kreuzfahrten und das Erreichen vieler Reiseziele nicht möglich war. „Ein massenhaftes Reisebürosterben haben wir in den Pandemie-Jahren [...] nicht beobachten können.“
Auf der Webseite des Unternehmens betitelt sich Hebbel selbst als die größte private Reisebürokette Nordrhein-Westfalens. 140 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen zurzeit. Hebbel verfügt neben Standorten in Leverkusen auch über Reisebüro-Filialen in Köln, Solingen, Leichlingen, Burscheid, Langenfeld, Monheim und Bergisch Gladbach.