Ratsmitglieder sprachlosDie Baukosten für das Freibad Leichlingen explodieren
Leichlingen – Der Schreck war groß und kam spät. Erst am Schluss ihres Vortrags über die Sanierung des Leichlinger Freibades am Schulbusch, den sie am Donnerstagabend in der Sitzung des Stadtrats in der Aula der Grundschule Witzhelden hielten, kamen die Architekten aufs Geld zu sprechen. Als die Ratsmitglieder hörten, wie sehr die Kosten für die Renovierung und Modernisierung des Schwimmbades explodiert sind, war mancher sprachlos.
4,8 statt 2,9 Millionen
Statt der 2,9 Millionen Euro, die noch vor einem Jahr in der Machbarkeitsstudie für das Projekt genannt worden waren, sind die Planungen inzwischen bei 4,8 Millionen angekommen. Darin steckt zwar noch ein Puffer von 400.000 Euro für unvorhersehbare Kostensteigerungen, aber angesichts der galoppierenden Material- und Baupreise zweifelt niemand daran, dass auch dieser Betrag am Ende aufgebracht werden muss. Der einst gedachte Deckel von drei Millionen Euro ist gesprengt.
Nicht nur die Politiker mussten erst einmal schlucken. Auch Bürgermeister Frank Steffes bekannte: „Wir waren darüber auch etwas erschüttert.“ „War die Machbarkeitsstudie denn damals so weltfremd?“, zweifelte CDU-Fraktionschef Helmut Wagner erstaunt, dass es derart hohe Preissteigerungen gegeben habe. In seiner Stimme klang die alte Kritik der Union an den Planungen des Bäderbetriebs mit, dessen Kompetenz und Aufsichtsrat man in der CDU-Fraktion nicht recht traut.
Alles wird teurer
LBB-Geschäftsführerin Alice Bosch hatte wegen der schlechten Botschaft Unheil wohl geahnt. Sie hielt sich auffällig aus allen Diskussionen heraus und überließ es den Planern, die Suppe auszulöffeln. Die rechneten vor, dass neben der Preisentwicklung für Stahl und Baustoffe „ein Sammelsurium“ aus Positionen von Hochwasserschutz über Schadstoffbeseitigung am alten Beckenanstrich, von teuren Vergabeverfahren bis zur erforderlich gewordenen Verlegung des Technikraums zu der Verteuerung geführt habe.
Die Stadt hofft auf 1,3 Millionen Euro Fördergeld, weil das Bad aus Städtebaumitteln des Bundes zur Attraktivierung des Stadtquartiers bezuschusst wird. Das Geld gibt es allerdings nur, wenn das alte Freibad auch deutlich aufgewertet wird. An Rutschen, Kinderbecken und Wasserspielen zu sparen, habe deshalb keinen Sinn, weil man dann die Förderkriterien nicht mehr erfülle.
Fünf statt acht Sportbahnen
Das Freibad soll zwischen dem begonnenen Hallenbad-Neubau und dem bestehenden Umkleide- und Kiosktrakt modernisiert werden. Das Schwimmerbecken bekommt fünf statt bisher acht Sportbahnen und eine Edelstahlwanne, ein Ein-Meter-Brett und einen Drei-Meter-Turm ohne Sprungbrett. Das auf 143 Quadratmeter verkleinerte Nichtschwimmerbecken wird davon ebenso getrennt wie die separat stehende Dreifach-Rutsche mit unterschiedlichen Wellenprofilen. Für Kinder sind Bachlandschaft und Wasserkanone, ein Spraypark, eine kleine Rutsche und ein Wasserfall vorgesehen.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Wir fassen heute noch keinen Baubeschluss“, erklärte der Bürgermeister den besorgt wirkenden Ratsmitgliedern. Die Entwurfsplanung wird nun zunächst im Aufsichtsrat diskutiert und dem Rat voraussichtlich im Januar zur Entscheidung vorgelegt. Eine Alternative dazu gibt es kaum, denn die Schließung des Freibades will niemand. Nach zwölf bis 14 Monaten Bauzeit soll es im Sommer 2023 wieder eröffnet werden.