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Wupperbrücke in Leichlingen gesperrtPutz-Tag auf der Marly-Brücke

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Mit dem Pressluft-Meißel wird der Putz der Betonbögen abgestemmt. Die Lichtleiste wird vorübergehend demontiert.

Leichlingen – Manche wollen es partout nicht einsehen, dass man tatsächlich nicht mehr über die Marly-Brücke gehen soll. Einige Passanten ignorierten am Dienstagmorgen alle Verbotsschilder, schoben die Gitter beiseite, quetschten sich am Geländer hindurch und marschierten unbekümmert durch die abgesperrte Baustelle auf die andere Wupperseite.

Sogar Radtouristen hoben ihre Räder in einem Kraftakt einfach über die rot-weißen Bauzäune und ließen sich nicht von ihrem Weg abbringen. Aber es ist wahr: Die Marly-le-Roi-Brücke im Herzen Leichlingens ist seit Dienstag wie angekündigt für jeglichen Verkehr, auch für Fußgänger, gesperrt.

Schäden werden freigelegt

Arbeiter haben mit der Sanierung und neuen Abdichtung des Bauwerks begonnen. Ob die avisierte Bauzeit bis zum 10. Mai ausreicht oder die Sperrung der wichtigen Einkaufsstraße verlängert werden muss, ist noch unsicher. Mit kleinem Werkzeug, einem Pressluftmeißel, Pinsel und Besen, haben zunächst zwei Mitarbeiter des auf Brücken spezialisierten Unternehmens STH Hüttental aus Netphen mit der Erkundung der Schäden begonnen. Vorsichtig wurde am Dienstag von einer Hebebühne aus die wenige Zentimeter dicke Putzschicht des südlichen Brückenbogens abgestemmt.

Für Autos, Fußgänger und Radfahrer ist die Marly-le-Roi-Brücke bis mindestens 10. Mai gesperrt.

Wenn der Beton gesandstrahlt ist, können der Zustand der durch eingedrungenes Wasser angegriffenen Bewehrungen inspiziert und Probebohrungen vorgenommen werden. Danach erst stehen Schadensausmaß und Sanierungsaufwand fest. Jürgen Scholze, der Leiter des städtischen Tiefbauamtes, rechnet eigentlich schon jetzt damit, dass die Tage bis zum 10. Mai nicht ausreichen. Denn er vermutet, dass auch an den Rollenlagern unter der Fahrbahn Korrosionsschäden zutage treten werden.

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„Die Brücke stammt aus 1926 und hat ihre 80-jährige Lebensdauer längst überschritten“, weiß der Fachmann und dämpft Hoffnungen auf eine langfristige Rettung des Leichlinger Wahrzeichens. Auch nach der nun laufenden Sanierung werde die Marly-Brücke vielleicht noch zehn Jahre durchhalten. Dann müsse wohl über einen Neubau nachgedacht werden, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wahrzeichen des Ortsbildes

Und über dessen Gestaltung, das kann man schon jetzt vorhersagen, dürften in der Blütenstadt wohl heftigste Diskussionen zwischen Bogen-Traditionalisten und Modernisierern ausbrechen. Denn eine andere Brücke wird das gewohnte Ortsbild im alten Dorf nachhaltig verändern.

Auch an der Basis der Pfeiler hat Wasser das Eisen angegriffen.

Der Autoverkehr an der Baustelle immerhin funktioniert offenbar. Die Ausfahrt aus der verkehrsberuhigten Brückenstraße erfolgt jetzt ausschließlich über den steilen Uferberg hinauf zur Poststraße, wo man die Schranke geöffnet und Parkverbotsschilder angeordnet hat. An der Zufahrt zum (weiterhin nutzbaren) Pastorats-Parkplatz gab es zwar ab und zu Gehupe, weil trotz der Beschilderung nicht alle Fahrer schnallten, dass hier Gegenverkehr herrschen kann. Aber es kam zu keinen Staus.

Ruhetag am 1. Mai

Auf der anderen Wupperseite ist die Einbahn-Richtung zwischen dem Bergischen Hof und dem Grillmeister-Restaurant aufgehoben worden, damit die Läden und Parkplätze befahrbar bleiben.

Schulkinder, Kunden und andere Fußgänger müssen auf die Pastorats- oder Funchalbrücke nebenan ausweichen.