1 Jahr nach der FlutHistorische Geheimnisse bei der Awo in Leverkusen entdeckt
Leverkusen – Es hat nicht ganz ein Jahr gedauert: Elf Monate nach der Flut konnte das Awo-Familienseminar wieder komplett öffnen. Dort, wo noch im Juli vergangenes Jahres Wasser und Schlamm Mobiliar und Holzböden verwüstet hatten, laden jetzt sanierte Räume ein.
Auffälligste Veränderung ist das neue Holzparkett im Eingangsbereich des historischen Hauses der Arbeiterwohlfahrt am Berliner Platz in Opladen. Neu ist es eigentlich nicht: Es stammt aus der Zeit der Entstehung des denkmalgeschützten Gebäudes (1932 errichtet) und wurde unter dem Teppich und weiteren Bodenschichten wiederentdeckt und aufbereitet.
Ebenfalls bei den Sanierungsarbeiten zum Vorschein gekommen ist eine Verbindungstür zwischen Büro und Veranstaltungsraum. Davor sei eine Wand gewesen, erklärt David Blumann, der das Familienseminar leitet. Jetzt ist die frisch in mintgrün gestrichene Tür ein echter Hingucker. „Eine Kollegin hatte bereits vorher vermutet, dass da eine Tür ist“, erzählt Mitarbeiterin Sofia Moritz.
Die Bewegungsräume mussten komplett renoviert werden, hier stand das Wasser bis zu 1,60 Meter hoch. Ein Schild wird angebracht und soll die Höhe der Flut markieren. Es sieht nicht nur zufällig aus wie am Naturgut, es ist das gleiche.
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Auch die Alte Töpferei kann sich mit einem neuen Fußboden und neuer Küche sehen lassen. Mehr als 500.000 Euro haben die Arbeiten insgesamt gekostet, 85 Prozent der Kosten soll das Land übernehmen.
David Blumann hatte kurz vor der Flut die Leitung des Awo-Familienseminars übernommen. So hatte er sich den Einstand natürlich nicht vorgestellt, hatte er damals eingeräumt. Er sieht aber auch die positiven Seiten. Viele aus dem Team hatten ebenfalls erst kurz zuvor zur Awo gefunden. „Das hat das Team schnell zusammengeschweißt“, sagt er. Für die Kurse von Kochen bis Pekip und Nähen mussten damals Ausweichquartiere gefunden werden – entweder in den oberen Geschossen der Villa oder sie wurden eine Zeit lang auf Eis gelegt. Teilweise wurden sie auch ausgelagert: Evangelische und katholische Kirchengemeinden, Awostätten und die Tanzsportgemeinschaft Leverkusen haben ausgeholfen.
Die meisten Kundinnen und Kunden hätten „großes Verständnis“ gehabt, dass vieles ausfällt oder nicht mehr in der ursprünglichen Form stattfinden kann, erzählt Blumann. Am Anfang habe man die Leute noch nicht mal kontaktieren können, kein Telefon, kein Internet – erst im Oktober waren sie wieder normal erreichbar. Anfangs hätten sie sogar mit Listen an der Tür gestanden, erzählt Sofia Moritz.
Neues Programm, Schwerpunkt Nachhaltigkeit
Gefeiert hat die Awo die Sanierung mit einem großen Sommerfest im Juni. Und mit einem neuen Programm, das neue Schwerpunkte setzt. Mirjana Karan wird im September ein Notfall-Kochseminar anbieten, gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Bundesamts für Katastrophenschutz in Bonn. Thema: Was tun, wenn der Strom ausfällt, was kann man sich an Essen zubereiten, und vor allem wie?
Auch ein Kreativmarkt im Oktober ist geplant und sowieso wolle man viel zum Thema Nachhaltigkeit machen: Upcycling, Reparaturcafé, Schmuck selber herstellen. Aber auch Politisches findet sich auf der Agenda, es wird beispielsweise einen Vortrag zum Thema Umgang mit Querdenkern geben.