Leverkusen – Es ist noch nicht so lange her: Da standen hier Kochkursteilnehmende und hantierten mit Lebensmitteln und Töpfen. Jetzt ist der Raum, der die Küche im Awo-Familienseminar in Opladen beherbergt hat, gähnend leer. Der Küche ist nichts passiert, sie wurde in Containern vor dem Haus eingelagert, doch der ganze Boden der denkmalgeschützten Villa von 1932 musste raus. Bis zu 30 Zentimeter stand hier das Wasser der Wupper Mitte Juli, der Keller war komplett überflutet. Die Awo zieht Bilanz: Neben dem Haupthaus sind die alte Töpferei und die Turnhalle der Flut zum Opfer gefallen. Hier stand das Wasser sogar im Erdgeschoss bis zu 1,60 Meter hoch, da die zwei Gebäude viel tiefer als die Villa liegen. Dementsprechend sind auch die Schäden, hier ist immer noch nicht alles getrocknet, im Haupthaus sind die Handwerker immerhin schon so weit, dass am Dienstag der Estrich verlegt werden kann.
David Blumann ist der neue Leiter des Awo-Familienseminars, Anfang Juli hat er angefangen. Nein, so habe er sich den Einstand nicht vorgestellt, sagt er. Er sieht aber auch die positiven Seiten. Viele aus dem Team haben erst kürzlich zur Awo gefunden. „Das hat das Team schnell zusammengeschweißt“, sagt er.
Chance für Neues
Und es sei ja auch eine Chance, das leere Haus mit Inhalt zu füllen, sowohl vom Programm her wie auch beim Inventar. Viel ändern kann man bei der Villa, die in den 60er Jahren sogar eine Polizeistation war, zwar nicht, da sie unter Denkmalschutz stehe, erklärt Blumann. Doch einige Änderungen wird es geben. Beispielsweise wurde nach dem Hochwasser unter dem Teppich und Linoleumboden ein alter Parkettboden entdeckt, der – frisch restauriert – später wieder an seine angestammte Stelle im Eingangsbereich kommen soll.
Gut 700.000 Euro werden die Sanierungsmaßnahmen kosten, schätzt David Blumann. Förderanträge seien gestellt, aber ein guter Teil werde Eigenanteil sein. Wie viel, wisse man noch nicht. Und ob es bei der Summe bleibt, ebenfalls nicht. Kürzlich hatte der Architekt prognostiziert, dass die Sanierungen Ende März 2022 fertig sein könnten. Doch Blumann rechnet vorsichtshalber mit Mai, es verzögert sich ja immer alles.
Die Kurse der Awo, von Kochkurs bis Pekip und Nähen bis hin zu Bewegung für Senioren finden entweder in den oberen Geschossen der Villa statt, sind entweder auf Eis gelegt oder werden ausgelagert. Evangelische und katholische Kirchengemeinden, Awostätten in Bergisch Neukirchen, Rheindorf, Quettingen, Manfort und Opladen und Langenfeld und die Tanzsportgemeinschaft Leverkusenhelfen aus. Insgesamt finden aktuell 60 Prozent der Kurse statt.
Die meisten Kundinnen und Kunden hätten „großes Verständnis“ gehabt, dass vieles ausfällt oder nicht mehr in der ursprünglichen Form stattfinden kann, erzählt der frisch gebackene Leiter. Am Anfang habe man die Leute nicht mal kontaktieren können, kein Telefon, kein Internet – erst seit vergangenen Freitag wieder. Anfang hätten sie mit Listen an der Tür gestanden, erzählt Mitarbeiterin Sofia Moritz, zuständig für Eltern-Kind-Kurse. Und das gerade, als die Kurse wieder nach den Corona-Lockdowns stattfinden durften. „Corona war schon schlimm, aber das hier ist nicht zu toppen“, sind sich die Awo-Mitarbeitenden einig. Es werde sich nächstes Jahr zeigen, ob alle Leute wiederkommen, sagt David Blumann. Doch resignieren ist nicht: Geplant und organisiert wird derzeit ein Martinsfest.
Das Team überlegt auch, ob man dieses Ereignis nicht irgendwie der Nachwelt hinterlassen kann, „wie man das sichtbar machen kann“, wie David Blumann es formuliert. Vielleicht werden sie einen Künstler ansprechen,