42. Leverkusener JazztageKlare politische Botschaften von Konstantin Wecker
Leverkusen – Dieser Künstler benötigt keine zehn Minuten, um einmal mehr zu zeigen, wie er tickt und auf welcher Seite er steht. Konstantin Wecker setzt sich an den Flügel – und erzählt die Geschichte von „Willy“, der beim Streit mit Faschisten erschlagen wird. „Gestern hab’ns den Willy daschlogn. Und heit, und heit, und heit werd a begrob’n“, heißt es bayrisch im Refrain.
Schon seit den 70er Jahren muss Willy herhalten als Symbolmensch für diejenigen, die sich dem alles und jeden verachtenden Mob entgegenstellen. Oder die ihm – aus welchen Gründen auch immer – schlichtweg ausgeliefert sind und dessen Opfer werden. Immer und immer wieder.
Faschismus bis in die Gegenwart
Eine Generation von Faschisten folgt auf die nächste und prügelt und mordet los. Bis heute geht das so. Bis in die Gegenwart, in der sich – als wäre das alles nicht schon genug – viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft plötzlich auch noch mit militanten Impfgegnern, Verschwörungstheoretikern neurechten Schwurblern gemein machen. Sie alle bekommen ihr Fett weg vom 74-Jährigen. Konstantin Wecker macht sich einmal mehr gerade und seinen Mund auf. Denn er kann nicht anders: Er ist der Künstler, der sich in der Verantwortung sieht. Und der mit seiner Musik die Menschen stets aufs Neue beschenkt – weil er sie durch seine Lieder aufeinander einschwört.
Utopische Sehnsucht
Von diesem Gedanken getragen wird ja auch sein aktuelles Album „Utopia“, dessen Lieder er im fast voll besetzten Erholungshaus präsentiert: Getragen „von meiner utopischen Sehnsucht nach einem Leben in Ordnung ohne Herrschaft“. Diese Hoffnung werde er jedenfalls nie verlieren. Man merkt’s: Diese Hoffnung liegt nämlich in jedem Satz, den er an diesem Abend ausspricht – entweder indem Konstantin Wecker die andere, die menschenfeindliche und anstandslose Seite geißelt. Oder indem er dieses stete Hohelied auf die Liebe singt – zwischendurch auch mal als Gedichte respektive kleines Lesestückchen ins Programm eingespeist.
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Letztlich will Konstantin Wecker, wie er sagt, die Welt „poetisieren“ – weil sie dann der Kultur der Künste zugeneigt sei und nicht mehr der Unkultur des Geldes. „Nie mehr Söder oder Seehofer – nur noch Rilke oder Brecht. Das wäre doch wunderbar!“, ruft er lachend – und erntet dafür genauso: Lachen. Herzlich. Und Applaus natürlich.
Maximale Poesie und Lyrik
Den bekommt er ohnehin durchgehend: warm und laut und am Ende von sich erhebenden Zuschauerinnen und Zuschauern. Sie alle wissen jetzt wieder, was so ein Wecker-Konzert bedeutet: Ein Wecker-Konzert ist der maximal mögliche Input an Poesie, Lyrik, klugen und alle einenden Gedanken, die meist melancholisch und traurig, immer aber lebensfroh daherkommen. Verpackt zudem in Klaviermelodien, die nah an der Kammermusik liegen und die tiefe Verwurzelung dieses Mannes in der Kunst zusätzlich offenbaren.