- In Leverkusen stellte der Landesbetrieb Straßen.NRW die Pläne für den Ausbau der A 3 vor.
- Auch die denkbaren Lösungen für die Verbreiterung. Einige Häuser müssen dann weichen.
Leverkusen – Irene Schulz ist gelassen geworden im Lauf der Jahre. 2001 hat sie ein Haus in der Alsenstraße gekauft. Es steht in sieben Meter Abstand von der A 3.
Die Garage in dreieinhalb. Seit dem ersten Tag weiß sie, dass irgendwann die Autobahn verbreitert wird. Was sie nicht wusste: Wann das geschieht und welche Folgen das haben wird für ihr Zuhause.
Am Donnerstag geht sie durch den Agam-Saal des Forums. Im Schlepptau hat sie Timo Stoppacher von Straßen NRW. Seine Behörde präsentiert den Stand der Dinge bei der Autobahnplanung. Auch die denkbaren Lösungen für die Verbreiterung der Autobahn 3. Auf den meisten ist ihr Haus gelb. Das bedeutet: muss weg.
Sehr überrascht ist Schulz nicht. Aber die heute 62 Jahre alte Frau will wissen, wie es vor sich geht, wenn ein Haus einer Autobahn im Weg steht: „Rufen Sie dann an und sagen, dass ich sofort ’raus muss?“ Nein, das passiere garantiert nicht, beruhigt Stoppacher.
Und zählt die Schritte auf, die noch zu gehen sind: Ermittlung der besten Variante, Planfeststellungsverfahren mit Widersprüchen und Beurteilung durch die Bezirksregierung. Vielleicht Klagen von Hausbesitzern, die verkaufen müssen. „Das sind schnell acht bis zehn Jahre.“
Denken in Dekaden
Zehn Jahre? Das kommt Irene Schulz bekannt vor: Vor zehn Jahren hat sie sich erstmals so richtig Sorgen gemacht um ihr Haus, in dem damals noch ihr Sohn wohnte.
Und ihr Vater. Der hatte aus seinem Zimmer den besten Blick, wenn man so will: ein Autobahn-Panorama, garantiert unverbaubar. Vor zehn Jahren hieß es noch, die Autobahn werde bald verbreitert. Der damalige Leiter von Straßen NRW erklärte, sein Haus prüfe derzeit verschiedenen Varianten für den Ausbau und wolle schnell ins Planfeststellungsverfahren gehen.
Das Jahr 2008 sei angedacht. Heute befindet sich die Behörde exakt an dem Punkt, an dem sie vor einer Dekade schon einmal war. Andere Dinge wurden wichtiger. Nicht nur die Rheinbrücke, die jetzt wegen Baufälligkeit vorgezogen werden muss.
Irene Schulz hat also allen Grund für Gelassenheit. Die herrscht nicht an jedem Stand der Info-Messe, die Straßen NRW über vier Stunden ausrichtet. Die Frage Tunnel oder Stelze scheint derzeit von einer anderen in den Hintergrund gedrängt zu werden. Wegen besonderer Dringlichkeit: Wie aufwendig, teuer und gefährlich ist der Eingriff in die Giftmüll-Deponie? Die Ingenieure halten die Sache für händelbar, die Bürger nicht. Und es sind nicht die Ahnungslosesten, die mit den Planern diskutieren.
In einer anderen Ecke geht es doch um den Tunnel. Dagegen spricht aus Ingenieurssicht die kaum klärbare Gefahrgutfrage. Selbst der Westerschelde-Tunnel sei nur bedingt Gefahrgut-tauglich, so Peter Schnichels. „Der ist schnurgerade und es fahren am Tag 16 000 Autos durch. Auf der A 1 sind es 120 000.“ Der Planer stellt das nur fest. In aller Gelassenheit.