Ein Drittel aller Staus in ganz Deutschland entfallen auf das bevölkerungsreichste Bundesland – und 66 Prozent aller Baustellen. Bringt 2025 Besserung?
ADAC-Bilanz für 2024NRW steht knapp 6500 Tage im Stau – A3 ist die schlimmste Strecke
![Autos und Lkw stauen sich auf der A3 im Autobahndreieck Köln-Heumar.](https://static.ksta.de/__images/2025/01/07/d7b7a3f4-6a77-41df-b9e3-c094ba6460b4.jpeg?q=75&q=70&rect=0,246,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=925f48e163afd6907c7a2db237c84f59)
Stillstand auf dem Kölner Ring: Autos und Lkw stauen sich auf der A3 im Heumarer Dreieck.
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Stauland Nummer 1 in Deutschland – Nordrhein-Westfalen hat diesen unrühmlichen Titel für das Jahr 2024 mit einem souveränen Vorsprung verteidigt. Ein Drittel aller Staus entfallen laut ADAC auf das bevölkerungsreichste Bundesland. In Bayern sind es 17, in Baden-Württemberg neun Prozent.
Auch die Zahl der Stunden, die Autofahrer in NRW auf den Autobahnen herumstehen, hat noch einmal um acht Prozent auf knapp 155.000 zugenommen. Autofahrer steckten damit fast 6457 Tage im Stau oder stockendem Verkehr fest (2023: 5984 Tage). In zehn von zwölf Monaten lagen die Staustunden deutlich über den Vorjahreswerten. Die Stauzeit nähert sich damit weiter dem Wert von 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, an. Da betrug die Staudauer 170.500 Stunden (7104 Tage). Auch bei den Staukilometern (31,5 Prozent) und Staustunden (34,6 Prozent) hatte NRW im vergangenen Jahr wieder den größten Anteil.
Hauptursache sind die vielen Baustellen. „Über Jahrzehnte wurde zu wenig in die Verkehrsinfrastruktur investiert. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Der Sanierungsbedarf auf den Fernstraßen ist gewaltig“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Im vergangenen Jahr befanden sich bis zu 66 Prozent der bundesweiten Autobahnbaustellen in NRW, obwohl das Land am Gesamtnetz der Autobahnen nur einen Anteil von 17 Prozent hat.
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Welche zehn Strecken besonders belastet waren
Von Mai bis Dezember 2024 gab es auf den NRW-Autobahnen mehr als 600 Baustellen pro Monat. Der Spitzenwert lag im November bei 685. „Pendler fahren oft von einer Baustelle in die nächste. NRW versinkt mehr und mehr im Stau“, so Suthold, er räumt aber ein, die Sanierungsmaßnahmen seien alternativlos. „Bauzeit bleibt Stauzeit. Viel Geduld und starke Nerven werden Autofahrer in NRW leider auch in den kommenden Jahren brauchen.“
Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr diese zehn Autobahnen: A1, A2, A3, A4, A40, A42, A46, A52, A57 und A59. Auf der A1 zählte der ADAC mit 16.967 Meldungen die meisten Staus und mit 40.195 Kilometern auch die größte Staulänge. Am meisten Zeit im Stau verbrachten Autofahrer auf der A3 (18.723 Stunden). Auch bei der Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) erreichte die A3 mit 112.930 Kilometer mal Stunden den Höchstwert.
Auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen ist viel Geduld gefragt
Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war erneut die A42 zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort (13.907 Meldungen). Die in Summe längsten Staus gab es mit 22.126 Kilometern auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen. Hier brauchten Autofahrer auch die meiste Geduld (Staudauer: 11.461 Stunden).
Die A40 zwischen Duisburg und Essen erreichte bei der Anzahl der Staustunden je Kilometer Autobahn wie schon 2023 den NRW-Höchstwert (287). Den längsten Stau in NRW gab es am 17. Januar auf der A4 zwischen Köln und Aachen. Aufgrund des Wintereinbruchs mit starkem Schneefall staute es sich in beiden Richtungen auf mehr als 50 Kilometern.
Berufsverkehr am Freitagmorgen am geringsten
Der stauintensivste Tag in NRW war mit 860 Staustunden der Mittwoch vor den Herbstferien (9. Oktober). Es folgen der Dienstag nach den Herbstferien (29. Oktober) und der Mittwoch vor Fronleichnam (29. Mai) mit um die 850 Staustunden. Die in Summe längsten Staus gab es aufgrund des Wintereinbruchs am 17. Januar (4041 Kilometer).
Die schlimmsten Stautage im Wochenverlauf sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Für den Mittwoch ermittelte der ADAC im Durchschnitt die meisten Staumeldungen (625), Staukilometer (1111) und Staustunden (578). Am Montag war die Verkehrslage auf den Autobahnen hingegen etwas weniger schlimm (493 Staus/751 Kilometer/432 Stunden). Vor allem die Morgen- und Nachmittagsspitze war montags weiterhin schwächer ausgeprägt.
Den geringsten Berufsverkehr auf den NRW-Autobahnen gab es unter der Woche am Freitagmorgen. Dafür hatte der Freitag eine breitere und höhere Nachmittagsspitze als die übrigen Werktage, weil hier Berufsverkehr, Freizeit- und Urlaubsverkehr aufeinandertreffen. Schon ab Mittag brauchten Autofahrer freitags oft mehr Geduld. Die wenigsten und kürzesten Staus gab es am Wochenende, Samstag (272 Staus/275 Kilometer/208 Stunden) und Sonntag (199 Staus/239 Kilometer/168 Stunden).
Im Oktober stand NRW 16.000 Stunden im Stau
Der staureichste Monat des Jahres war in Nordrhein-Westfalen der Oktober. Der ADAC zählte auf den Autobahnen in NRW insgesamt mehr als 16.700 Staumeldungen mit einer Länge von fast 29.000 Kilometern. Die Staudauer lag bei rund 16.000 Stunden. Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahm die Staulänge im Oktober um 17 Prozent zu, die Stauanzahl stieg um zehn, die Staudauer um acht Prozent. Vor allem in der Woche vor und nach den Herbstferien brauchten Pendler viel Geduld. Ähnlich beeinträchtigend war die Staulage im November. Viele Pendler steigen mit sinkenden Temperaturen auf das Auto um und müssen sich erst wieder an die schlechten Sicht- und Fahrbedingungen gewöhnen. Außerdem sind bei den meisten Arbeitnehmern die Urlaubstage nahezu aufgebraucht. Absolute Staumagneten waren im Oktober und November die monatlich bis zu 685 Baustellen auf den NRW-Autobahnen.
Heumarer Dreieck wird 2025 ein Hotspot bleiben
Das Jahr 2025 verspricht laut ADAC keine Besserung. Im Gegenteil. Der gewaltige Sanierungsbedarf in Nordrhein-Westfalen sorgt in Kombination mit einem weiter steigenden Verkehrsaufkommen auch 2025 für Staufrust auf den NRW-Autobahnen. Nimmt der Berufspendlerverkehr in gleichem Maße zu wie 2024, könnte die Stauzeit erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Am meisten Geduld werden Autofahrer laut Prognose des ADAC unverändert rund um das Kreuz Kaiserberg (A3/A40) brauchen. Weitere Stau-Hotspots 2025 bleiben das Autobahndreieck Heumar bei Köln sowie der gesamte Kölner Autobahnring, das Kamener Kreuz und das Kreuz Herne. Baumaßnahmen und zum Teil zeitlich begrenzte Sperrungen sorgen auch auf der A42 (Essen/Bottrop), A45 (Lüdenscheid), A46 (Wuppertal), A52 (Essen) und A57 (Meerbusch/Krefeld) für hohe Staugefahr.
Eine halbe Million Verkehrsstörungen bundesweit
Bundesweit zählte der ADAC 2024 rund 516.500 Verkehrsstörungen auf deutschen Autobahnen (plus 3 Prozent). Die gemeldeten Staulängen summierten sich auf etwa 859.000 Kilometer Stau und stockenden Verkehr (minus 2 Prozent). Die registrierten Staustunden beliefen sich auf fast 448.000 Stunden (plus 5 Prozent).