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Biofrontera-BilanzLeverkusens kleine Pharma-Firma ist endlich in der Gewinnzone

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Der Vorstandsparkplatz von Biofrontera in Leverkusen-Manfort. Im Hintergrund die frühere Wuppermann-Zentrale

Der Vorstandsparkplatz von Biofrontera in Leverkusen-Manfort

Das Wohl und Wehe des Manforter Herstellers der Hautkrebssalbe „Ameluz“ hängt aber weiterhin vom Geschäftserfolg in den USA ab.

Es ist geschafft: Knapp 1,6 Millionen Euro Betriebsergebnis weist die Biofrontera AG für 2022 aus. Die Pharma-Firma aus Manfort ist damit in der Gewinnzone. Ansonsten fällt der Vergleich mit den Vorjahren schwer: Mit der Biofrontera Inc. ist das US-Geschäft derzeit komplett ausgegliedert. Damit taucht der weitaus größte Unternehmensbereich nicht mehr in der deutschen Bilanz auf.

Dem Aufsichtsrat, der 2022 erstmals unter der Kontrolle des sehr umstrittenen Großaktionärs Wilhelm Zours stand, ist die Ausgliederung ein Dorn im Auge. Schließlich seien AG und Inc. auf das Engste verbunden, schreibt Zours im soeben veröffentlichten Geschäftsbericht, in dem er auch den Erfolg relativiert: „Auch wenn die Biofrontera AG für das Geschäftsjahr 2022 ein positives operatives Ergebnis ausweisen kann, dürfen wir nicht übersehen, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft mit der Biofrontera Inc., an der wir weiterhin rund 30 Prozent der Aktien halten und die hohe Verluste ausweist, bilden.“

Das US-Geschäft dominiert

Der wirtschaftliche Erfolg der AG in der Zukunft hänge in einem großen Maße vom Vertriebserfolg der Biofrontera Inc. auf dem US-Markt ab. Nur wenn die US-Niederlassung, ausgestattet mit den bis zum Break Even der Biofrontera Inc. erforderlichen Mitteln, ihre Umsätze weiter deutlich steigern könne, werde sich auch die Biofrontera AG weiter positiv entwickeln: Denn der Anteil des US-amerikanischen Marktes an den Gesamtumsätzen mit der Hautkrebs-Salbe Ameluz dürfte weiter zunehmen – „ebenso die Abhängigkeit des Ergebnisses der Biofrontera AG von den Erfolgen der Biofrontera Inc.“, heißt es.

Allerdings war die Trennung der beiden Unternehmensteile auch das Vehikel, den über Jahre ausgefochtenen Machtkampf zwischen Biofronteras Gründer Hermann Lübbert und dem aktivistischen Aktionär Zours zumindest vorübergehend auszusetzen. Wobei von Ruhe in der Firma keine Rede sein kann.

Deutschland enttäuscht

Zwei Drittel des Umsatzes von 25,7 Millionen Euro kommen aus den USA, wo der Ameluz-Hersteller mit der derzeit abgespaltenen Biofrontera Inc. den Markt bearbeitet. Das habe allerdings weniger gut funktioniert als erwartet, heißt es im Geschäftsbericht: Geplant war ein Wachstum von 30 Prozent, erreicht wurde aber lediglich ein Plus von 20 Prozent. Um dort weiter voranzukommen, laufen vier klinische Studien mit dem Ziel, den Anwendungsbereich für die Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs zu vergrößern. Ende des Jahres könnte ein entsprechendes Dossier bei der US-amerikanischen Food- and Drug-Administration (FDA) eingereicht werden, schreibt Vorständin Pilar de la Huerta Martinez.

Europa hat sich kaum entwickelt; in Deutschland ist der Umsatz voriges Jahr sogar etwas zurückgegangen. Die Erklärung: In Spanien wurde der Verkaufspreis von Ameluz von den Behörden gekappt, mit dem Effekt, dass die Salbe von dort nach Deutschland reimportiert wurde. Das Preisdekret wurde zwar im April 2022 wieder aufgehoben, aber der Abverkauf der Reimportware habe sich „noch bis in den November hingezogen“, so die Vorständin: „Nun erwarten wir im Jahr 2023 wieder ein solides Marktwachstum.“

Das sei möglich, so die im vorigen Herbst vom größten Aktionär und Aufsichtsratschef Wilhelm Zours, eingesetzte Managerin: „Ameluz hat noch großes Entwicklungspotenzial sowohl durch territoriale Ausweitungen, aber auch durch ein recht risikoarmes klinisches Entwicklungsprofil“. Das müsse man nutzen.

Offensive Patentpolitik

Was Patentfragen angeht, habe das vorige Jahr „erfreuliche Ergebnisse gebracht. Ameluz ist in vielen Teilen der Welt über die Nanoemulsionsformulierung geschützt“, so de la Huerta. Dieses Patent hält Biofrontera nun auch in den USA, was Ameluz im weitaus wichtigsten Markt nun gegen Nachahmerprodukte schütze. Folgepatente seien in Vorbereitung, um diesen Schutz weiter auszubauen.

Weitere Patente umfassen die neue Lampe für die photodynamische Therapie (PDT), mit der die Wirkung der Hautkrebssalbe gesteigert werden kann. Außerdem seien nun auch innovative PDT-Belichtungsprotokolle patentiert. Das gewähre einen zusätzlichen Schutz der Medikamenten-Geräte-Kombination in den USA bis 2040. Biofrontera sei also nicht nur Innovationstreiber. Die Manforter Firma könne sich so „trotz einer überschaubaren Firmengröße im hochregulierten Pharmamarkt hervorragend gegenüber den Global Playern behaupten“, ist die Einschätzung der Vorständin.

Diese positiven Aussichten haben indes ihren Vorgänger Ludwig Lutter nicht gerettet. Er wurde vorigen August auf Betreiben des Aufsichtsrats fristlos entlassen – und klagte dagegen. Im Geschäftsbericht liest sich die Affäre so: Der Aufsichtsrat habe „überprüft, in welchem Maße die gesetzlichen Erfordernisse und die Beschlüsse, Anregungen und Empfehlungen des Aufsichtsrats durch den Vorstand nachfolgend bei der Geschäftsführung Berücksichtigung bzw. Umsetzung fanden. Die Ergebnisse führten zu Veränderungen im Vorstand.“

Auch bei der Leistungsüberprüfung sei der frühere Biofrontera-Chef durchgefallen. Im Kontext mit der „kritischen Überwachung der Performance der Vorstandsmitglieder“ stehe das Ausscheiden des Finanzvorstands „und die Bestellung von Herrn Böckmann zum Interims-Vorstand sowie die Bestellung von Frau de la Huerta Martinez zum Vorstand“.


Gehälter von Biofrontera-Vorständen

Für Ludwig Lutter, den am 14. August vorigen Jahres fristlos gekündigten Finanzvorstand, weist der Geschäftsbericht bis dahin ein Gesamtgehalt von 322.000 Euro aus. Das sind – trotz etwas kürzerer Amtszeit – 35.000 Euro mehr als im Vorjahr. Im März 2021 war Lutter zu Biofrontera gekommen, um Thomas Schaffer als Finanzchef abzulösen. Das Plus für Lutter ergibt sich aus einem deutlich gestiegenen Bonus. Er lag bei 126.000 Euro.

Pilar de la Huerta Martinez hat voriges Jahr bei Biofrontera 113.000 Euro verdient. Davon waren 90.000 Euro Gehalt seit dem 13. September und 23.000 Euro für 24 Tage Beratertätigkeit seit Mitte August.

Paul Böckmann hat für seine knapp vier Monate im Vorstand 130.000 Euro bekommen, außerdem 66.000 Euro für Beratung bis zum Jahresende.

Hermann Lübbert hat im vorigen Jahr 208.000 Euro Bonus erhalten. Biofronteras Gründer hat den Vorstand verlassen und führt nun die amerikanische Biofrontera Inc. (tk)