Herr Hupperten: Herzlichen Glückwunsch! Sie werden Nachfolger von Gitarrist, Sänger und Band-Gründungsmitglied Peter Schütten bei den Bläck Fööss! Viele Leverkusener möchten natürlich wissen: Wie kam es dazu, dass einer der ihren das geschafft hat?
Über den ehemaligen Jazztage-Organisator Eckhard Meszelinsky erfuhr ich vor einem guten Dreivierteljahr, dass jemand bei den Bläck Fööss bald aufhören würde. Er drängte mich dann nett aber bestimmt, ich solle mich doch einmal um diese Stelle bewerben. Anfangs dachte ich mir: Das mag ja sein, dass da jemand aufhört. Aber selber vorstellig werden, anklopfen und dann sagen: „Hallo, hier bin ich!“ – das ist nicht so meine Art. Ich habe es dann trotzdem getan. Ekchard Meszelinyk gab mir nämlich die Telefonnummer eines Bandmitgliedes…
Sie sprechen wahrscheinlich von Andreas Wegener, dem anderen Fooss aus Opladen?
Genau. Andy sagte zu mir: „Das würde passen. Komm’ doch mal vorbei.“ Und dann wurde ich tatsächlich eingeladen. Wir haben im Sommer ein bisschen zusammen geprobt und jeschwaad. Dann hat sich das noch einige Monate hingezogen. Im Dezember kam die Nachricht: „Alles klar. Du sollst es sein!“ Und nun geht es am 1.April los.
Wie läuft denn so ein Vorspielen bei den Bläck Fööss?
Ich habe mir erstmal Peter Schüttens Part draufgeschafft, indem ich mir Videos von Fööss-Auftritten im Internet anschaute. Ich wollte wissen: Was spielt er? Welche Songs singt er? Das waren schon ein paar Stündchen an ein paar Tagen, die ich da geübt habe. Und dann saß ich schließlich mit der Band zusammen. Einige von ihnen kannte ich besser. Andere kannte ich noch nicht. Und bei denen war anfangs schon eine eher kritische Haltung zu spüren. Aber: Das ist normal. Das war alles im Rahmen, herzlich und sehr respektvoll. Vor dem ersten Stück hieß es: „Ja, dann mach„ mal!“ und wir probten. Und hinterher sagte Erry Stoklosa dann im Spaß zu mir: „Eigentlich können wir jetzt ja direkt auftreten!“ Das fand ich schonmal toll!
Was war der erste Song, den Sie mit den Fööss gespielt haben?
Das war, soweit ich mich erinnere, „Katrin“. Wahrscheinlich wegen des tiefen Intros…
Nach dem Motto: „Lasst uns gleich mal sehen, wat der Jung drop hat“?
Genau. Das war schon wichtig für mich, diese Stimmlage zu Beginn des Songs auch wirklich gut hinzukriegen. Überhaupt: Ich konnte zwar nicht alle Songs der Band auswendig. Aber mein Vorteil war: Viele Fööss-Lieder kannte ich ja schon aus meiner Zeit in der Tommy-Engel-Band. Tommy war schließlich der erste Sänger der Fööss und ist bis heute für mich auch der beste Sänger in Köln.
Haben Sie sich bei ihm Ratschläge geholt, ob Sie das Abenteuer Bläck Fööss wagen sollen?
Nein. Die Entscheidung stand für mich schon länger fest. Ich habe es ihm irgendwann eben gesagt. Denn die Fööss sind jetzt meine Hauptbeschäftigung. Und ich will ja auch zu den Menschen, mit denen ich bislang zusammengearbeitet habe, fair sein. Vor allem eben zu Tommy Engel.
Opladenisierung
Pit Hupperten ist neben Keyboarder Andreas Wegener (seit 2005) der zweite Opladener bei den Fööss. Wegener sagt, dass Hupperten schon vor längerer Zeit in einem Presseartikel mit den Fööss in Verbindung gebracht worden sei: „Da kannte ihn die Band aber noch gar nicht und suchte noch keinen Neuen. Also: Danke für den Tipp!“
Zur „Opladenisierung“ der Band sagt Ur-Fooss Bömmel Lückerath: „Wo einer herkommt, ist nicht wichtig. Es geht um die kölsche Sproch. Und die wird auch in Leverkusen gesprochen.“ (frw)
Wie hat er denn reagiert?
Er war natürlich ein wenig enttäuscht, denn wir hatten eine tolle Zeit zusammen und harmonierten gut. Aber wir sind trotzdem in Frieden auseinandergegangen. Er hatte Verständnis, denn auch Tommy weiß: Die Bläck Fööss sind noch einmal eine ganz andere Herausforderung für mich. Sie sind eine Chance, weil ich bei ihnen eben nicht in der zweiten Reihe, sondern – gemeinsam mit anderen – in der ersten Reihe stehe. Das ist nochmal etwas ganz Anderes als das, was ich bislang gemacht habe.
Sprich: Die Bläck Fööss sind erste Liga.
So ist es. Ihr Liedgut, mit dem ich auch aufgewachsen bin, ihre Geschichte als Band – all das zeigt: Sie sind quasi die Beatles vom Rhein. So ein Angebot kann man nicht ausschlagen.
Ich rate jetzt einmal: Zeit für Ihre sonstigen Musikprojekte werden Sie Sie nun nicht mehr haben.
Naja, ich habe noch vertragliche Verpflichtungen. Und Dinge wie die Bowie-Shows, die Auftritte mit den Allerwertesten oder mit den Drei vom Rhein möchte ich schon gerne weiterführen. Das wissen die Jungs und das ist auch okay für sie. Schließlich haben wir ja mit den Fööss nicht nur Spiel- sondern auch Urlaubszeiten. Wie sich das aber genau gestalten wird, das werde ich erst in ein, zwei Jahren sagen können. Wenn ich Erfahrung habe und weiß, was genau es heißt, Mitglied der Bläck Fööss zu sein.
Besonders im Karneval werden Sie zukünftig gefordert sein. Sind Sie jeck genug und somit vorbereitet?
Ja. Da ist schon ein Party-Gen in mir, was regelmäßig im Karneval zum Vorschein kommt. Insofern passt das. Aber trotzdem ist das natürlich eine Welt, die ich so nicht kenne. Ich steige im April erstmal in das „normale“ Konzertprogramm der Band ein. Und irgendwann wird der Elfte im Elften kommen… Bislang kenne ich Karneval eher nach dem Muster: Ein Gig pro Abend – und dann es et auch joot. Das wird eine Umstellung, mit den richtigen Cracks unterwegs zu sein. Mit mehreren Auftritten am Tag über Wochen hinweg. Aber ich freue mich wahnsinnig darauf und bin erfahren genug, um kein Lampenfieber zu haben und abliefern zu können!
Das Gespräch führte Frank Weiffen
Erfahrener Musiker mit Star-Verbindung
Pit Hupperten (42) wurde 1974 in Leverkusen geboren. Seine erste Rockband The Sentinels, mit der er vier Alben veröffentlichte und die bis 2000 existierte, gründete er im Alter von 14 Jahren. Hupperten ist unter anderem als Entertainer, Studiomusiker, Songwriter und Musiker für Werbung und Filmmusik tätig sowie Teil mehrerer Bands und Bandprojekte.
Zu den bekanntesten Formationen gehören die Tommy-Engel-Band (Band des ehemaligen Frontmanns der Bläck Föss), die Band von Popstar Herbert Grönemeyer, Pit Hupperten & Die Allerwertesten sowie Die Drei vom Rhein (Frank-Zappa-Tribute-Band). Zuletzt präsentierte Hupperten mit dem „Space Oddity“-Programm eine gefeierte David-Bowie-Hommage auf Bühnen im ganzen Land.
Touren absolvierte Hupperten unter anderem mit dem genanten Herbert Grönemeyer, mit Max Mutzke oder mit Sarah Connor und arbeitete auch über dieses Künstler hinaus mit vielen bekannten Musikern zusammen (etwa Udo Jürgens, Smudo von den Fantastischen 4, Chris de Burgh, Steve Lukather). (frw)
www.pithupperten.de