City-EntwicklungWarum die Stadt Leverkusen Land in der Seveso-Zone ersteigert hat
Leverkusen – Das Grundstück misst etwa 30 mal 50 Meter, hat 1175 Quadratmeter und ist von großem strategischen Wert. Deshalb hat die Stadt das Terrain an der Peschstraße Mitte Juni für 520.000 Euro beim Amtsgericht ersteigert.
Das war günstiger als befürchtet; die städtischen Entsandten hätten bis zu 850.000 Euro bieten können. In diesen Zeiten weiß man nie, was passiert bei so einem Bieterwettbewerb. Den Verkehrswert der Liegenschaft hat das Gericht auf 423.000 Euro festgesetzt, nachdem sich der Gutachter Andreas Kötter dort umgesehen hatte.
Auf dem Grundstück an Wiesdorfs Südkante stehen neben einem Einfamilienhaus – knapp 130 Quadratmeter groß, 1949 erbaut und 1998 vom letzten Besitzer zum Teil modernisiert und trotzdem sanierungsbedürftig – ein Flachbau aus den Vierzigern, der als Werkstatt genutzt wird, und eine Garage.
Der Bewohner soll schnell ausziehen
Für die Werkstatt hat der nunmehr frühere Eigentümer 150, für die Garage weitere 50 Euro Miete im Monat bekommen. Dem Mann soll eine WGL-Wohnung angeboten werden, damit das Land möglichst schnell frei wird. Denn die Stadt will Spielraum für Planungen haben: Das Nachbargrundstück hatte sie Mitte Februar von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernommen.
Vor der Zwangsversteigerung gab es Bedenken im Rathaus, dass es am 14. Juni Gericht zu einem Wettbieten kommen könnte. Deshalb hatten die städtischen Abgesandten die Erlaubnis, bis 850.000 Euro mitgehen zu können. Damit es möglichst nicht zu einem dermaßen teuren Deal kommt, hat man im Rathaus Vorkehrungen getroffen: Der Rechtspfleger sollte vor der Versteigerung ein Schreiben des Baudezernats verlesen, in dem auf das Seveso-Problem an der Pesch- und den benachbarten Straßen hingewiesen wird. Das heißt: Wohnungen können auf dem Grundstück nicht neu errichtet werden.
Ohne Seveso-Konzept geht es nicht
Möglich sind dagegen Büros und Gebäude mit Publikumsverkehr, wenn sich dort nicht mehr als 100 Personen gleichzeitig aufhalten. Trotzdem sei „bei jedem Vorhaben ein objektbezogenes Seveso-Schutzkonzept anzufertigen“, warnt Baudezernentin Andrea Deppe in ihrem Brief. Darin müsse zum Beispiel beschrieben werden, wie auf einen Störfall im nahen Chempark reagiert werden soll. Der ist ja die Ursache für das Seveso-Problem in großen Teilen der Leverkusener City.
Zum Schutzkonzept können auch bauliche Vorkehrungen gehören wie besonders abgedichtete Fenster und eine im Unglücksfall abschaltbare Lüftungsanlage.Unabdingbar seien Notfall- und Evakuierungspläne im Zusammenhang mit einem Frühwarnsystem, ergänzt die Baudezernentin. Wie so etwas funktioniert, kann man im Gebäude der Pronova-Krankenkasse sehen.
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Mit dem zweiten Grundstücksgeschäft im Bereich der Peschstraße verschafft sich die Stadtverwaltung weiteren Spielraum im Grenzgebiet zwischen City und Chempark. Schon seit vielen Jahren wurden dort Pläne gemacht, wie man das kaum genutzte Land entwickeln könnte. Der Pronova-Bau am südlichen Ende der Breidenbachstraße war Startschuss für eine Entwicklung, die möglichst bald mit dem „Montanus-Quartier“ fortgesetzt werden soll. Entwickler Gernot Paeschke will auf den Brachen der Ganser-Brauerei und Bayers „Bullenklöstern“ neu bauen. Dort können – vom Chempark durch Büro-Riegel geschützt – auch Wohnungen gebaut werden. Bisher stockt das Großprojekt allerdings.