Kreativ in der Corona-KriseLeverkusener Künstlerin singt von zuhause für ihre Fans
Leverkusen – Ihr aktuelles Album heißt „Insel aus Glück“. Das ist ein Name, der – würde man ihn auf die heutige Situation beziehen – maximal sarkastisch klingt. Dank Corona ist derzeit schließlich jede Wohnung, jedes Haus eine Insel. Aber nicht aus Glück. Sondern aus Notwendigkeit. Aus Sorge vor einem aggressiven Virus. Das gilt für jeden. Und für Luisa Skrabic in besonderem Maße, weil sie zwar gerne auch in der Quarantäne Geld verdienen würde, es aber gerade nicht verdienen kann. Sie ist Künstlerin. Musikerin. Moderatorin. Sprich: Sie ist für diejenigen da, die jetzt nicht da sind, weil sie sich nicht treffen dürfen bei Konzerten und anderen Veranstaltungen. Home Office hilft da wenig. Indes: Künstler sind eben auch Künstler, weil sie kreativ sind und Wege finden, die nicht so offensichtlich sind. Und einen davon hat jetzt auch Luisa Skrabic gefunden.
Normalerweise gibt sie Konzerte solo ebenso wie mit ihrer Band Lui Akustik. Oder sie moderiert die Spiele der Bayer-Volleyballerinnen. Manchmal ist die 27-Jährige, die in Leverkusen nicht zuletzt durch ihre Songs für den Fußballer Stefan Kießling auf sich aufmerksam machte, auch als Rednerin bei Messen im Einsatz. Zudem arbeitet Luisa Skrabic mit Chören. Eigentlich. Denn vor knapp zweieinhalb Wochen ging es ja los: „Da wurde eine Messe in Nürnberg, die ich moderieren sollte, abgesagt.“ Es folgten nach und nach Absagen weiterer Veranstaltungen.
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Erst große, dann kleine. Der Abbruch der Volleyball-Saison. Hochzeiten und ähnliche Feiern, die Luisa Skrabic musikalisch begleiten sollte, entfielen. Die von ihr betreuten Chöre in Solingen und Gevelsberg strichen die Proben. Nicht zu vergessen: Die Schulen machten dicht – und somit pausieren nun auch ihre „Kids-Chor“-Projekte mit Kindern an der GGS Opladen und der GGS Herderstraße.
Und dann auch noch dies: Vor eineinhalb Monaten schied Luisa Skrabic, Absolventin eines Lehramtsstudiums, freiwillig aus einer auf mehrere Stunden pro Woche angelegten Festanstellung als Musiklehrerin an einer Schule aus, um sich voll und ganz auf ihre Karriere als Freiberuflerin, als Künstlerin konzentrieren zu können. Manchmal kommt eben alles zusammen.
Patreon als Vertriebsweg
Zwei Alternativen, sagt sie, hätte sie nun streng genommen: „Entweder ich gehe früher oder später zum Arbeitsamt.“ Viele ihr bekannte Kollegen dächten derzeit durchaus darüber nach. „Oder ich gehe an meine Rücklagen.“ Was sich ebenso schlecht anfühle, denn: „Man kann ja selber nichts für die derzeitige Situation. Man will etwas tun. Ist voller Tatendrang. Man darf aber nicht.“ Dafür seien Rücklagen eigentlich nicht gedacht.
In unserem Newsblog halten wir Sie zu allen Corona-Entwicklungen in Leverkusen auf dem Laufenden.
Also entschied sich Luisa Skrabic für Alternative Nummer drei. Dafür, aus der Not eine Tugend zu machen: Sie konzentriert sich jetzt aufs Internet. Dort gibt es eine digitale Plattform namens Patreon, bei der sich Künstler registrieren können. Ist das geschehen, kann jeder, der will, diesen Künstler als Fan – als „Patreon“ eben – unterstützen. Die Gegenleistung: Für einen festen monatlichen Betrag erhält man exklusive Einblicke in die Arbeit des – quasi abonnierten – Künstlers. Mit Videos, Bildern, Texten, Musik. Je nach Sparte. Je nach Kunstgenre. Und je mehr jemand bereit ist zu zahlen, umso besonderer werden die Leistungen der Künstler – bis hin zu persönlichen Songs oder persönlichen Konzerten im Live-Stream.
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Luisa Skrabic schenkte ihren ersten Fans ein halbstündiges Video, in dem sie ein neues, selbst erdachtes Format ausprobiert: „Singing Kitchen“, die singende Küche. Was es genau trifft, denn: Während die junge Künstlerin in der heimischen Quarantäne-Küche Ravioli mit Ricotta-Spinat zubereitet, singt sie Songs ihres eigenen Albums oder Coverstücke etwa von Sarah Connor. Dass dabei auch mal ein Töpfchen mit Olivenöl umkippt und gekleckert wird – geschenkt. Es geht schließlich ums Singen. Ums Singen für andere Menschen in solchen Zeiten – trotz Kontaktverbot. Und darum, als Künstlerin auch ohne Aufträge etwas tun zu können. Mal ganz abgesehen vom Gewinn fürs Wohlbefinden nebenbei, den Luisa Skrabic für sich selber verbucht: „Ich kann durch solche Dinge mehrere meiner Leidenschaften – das Singen und das Kochen – verbinden.“
Und aus der Not dank Erfindergeist eine Tugend machen. „Demnächst, wenn das alles vorbei ist, gerne auch mit Gästen“, wie sie sagt. Vorfreude ist eben immer noch die schönste Freude.