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Dessousgeschäft „Donna“ in Wiesdorf„Ein BH ist beratungsintensiv, er ist kein Pulli“

Lesezeit 4 Minuten
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Isolde Faust in ihrem Geschäft

  1. Ein BH sei kein Pulli, betont Isolde Faust. Den Richtigen zu finden, ist schwer und aufwendig.
  2. Sie betreibt den Laden in Wiesdorf und erzählt, wie sie durch die Corona-Krise gekommen ist, und warum sie jetzt mehr Kundinnen als zuvor hat.

Leverkusen – Sie hängen in Koralle, Himbeere oder klassisch in Schwarz, haben Formen mit Namen wie „Balcony padded with seam“ oder „Strapless deep plunge“: Unterwäsche und Dessous in vielen Farben und Formen verkauft Isolde Faust in ihrem Geschäft „Donna“ . Seit 29 Jahren bedient die gelernte Kauffrau Kunden, seit zwölf Jahren in der Pfarrer-Schmitz-Straße in Wiesdorf.

„Ein BH ist sehr beratungsintensiv, er ist kein Pulli“, beschreibt Isolde Faust den oftmals langen Weg auf der Suche nach dem passenden und gut sitzenden Unterwäschestück. Viele Frauen würden die falsche Größe wählen. Teilweise kämen Kundinnen, die vom Orthopäden oder Physiotherapeuten geschickt würden. Da der BH auch „ein medizinisches Gerät“ sei, würden ihre Mitarbeiterinnen auch Fachseminare zu Materialkunde und Schnittführung besuchen, erzählt Faust; die Firmen, mit denen das Geschäft zusammenarbeitet, würden von Sportmedizinern und Gynäkologen beraten.

Ästhetik bleibt einfach sehr wichtig

Doch neben dem Gesundheitsaspekt bleibt die Ästhetik wichtig. „Wertig“ ist ein Ausdruck, den die Inhaberin benutzt und der sich auch im Innenraum des Ladens widerspiegelt: Gemütliche Sessel laden zum Sitzen ein, ein Kronleuchter hängt von der Decke, je nach Gusto wird Minztee, Cappuccino oder Prosecco auf goldenen Tablettchen gereicht. Bereits am Morgen ist das Geschäft gut besucht.

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Dessousgeschäft "Donna"

Viele Kundinnen kämen auch von außerhalb, erzählt Isolde Faust. Teilweise käme das noch aus Bayer-Zeiten, als die Mitarbeiter ins Ausland geschickt wurden und sie bei einem Besuch der Eltern in der Gegend auch eine Unterwäschebestellung mit aufgeben. So gehen die BHs und Unterhosen teilweise in die USA oder nach Japan, aber auch nach Berlin oder München. Vielleicht auch, weil die Menschen wissen: Online kann man die Unterwäsche von „Donna“ nicht bestellen.

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Und die Kundinnen – oder Kunden, „natürlich kaufen auch Männer ein“, sagt Isolde Faust und schmunzelt – bleiben dem Geschäft treu , auch in Corona-Zeiten. „Wir wurden viel unterstützt“, schwärmt Faust, die Kunden hätten per Telefon oder E-Mail bestellt. „Das hat uns sehr gut getan“, sagt die gebürtige Wiesdorferin.

Knapp 90 Prozent ihrer Kunden seien Stammkunden, erklärt Isolde Faust. Nach der Corona-Wiederöffnung habe sie aber auch festgestellt, dass viele Neukunden gekommen wären. Ihre Vermutung: „Durch die Enttäuschung im Internet.“ Wo es eben keine Beratung gebe. Dass mehr Frauen durch die coronabedingte Arbeit im Home Office eher auf den BH verzichten – der Gemütlichkeit wegen –, glaubt Faust nicht. „Es kann das teuerste Kleid nicht sitzen, wenn es darunter nicht passt“, sagt sie und lacht.

Wie sieht denn nun der aktuelle Trend für die Saison aus? Viel „Revival“: Die hohen Hüftslips kommen wieder, die Triangel- oder die Balconyform, Farben wie Gelb oder Mandarin finden sich. Immer häufiger passt sich die Wäschefarbe der aktuellen Mode an, erklärt Isolde Faust. Bei der Bademode, die sie ebenfalls verkauft, sind Muster mit Anklängen an die Hippie-Zeit im Schaufenster zu sehen. Auch nach „nachhaltiger Mode“ werde deutlich mehr gefragt. Die Unterwäsche, die in Fausts Laden hängt, wird in Europa genäht. Die gibt es mittlerweile auch in wiederaufbereiteter Baumwolle. Auch Kleidung aus textilen Fasern wie Cupro, das auf Basis von Cellulose hergestellt wird, hängen an den Bügeln und werden in Tüten verpackt, dessen Ausgangsmaterial Heu ist. „Da passiert Einiges“, betont Isolde Faust.

Dass die Kundinnen sich gerne bei ihr beraten lassen, zahlt sich aus: Anfang des Jahres hat ihr Geschäft innerhalb eines Zusammenschlusses der Wäschebranche in der Kategorie „Champion League“ den Ersten Preis gewonnen. Ausgerichtet hatte den Wettbewerb die Fachzeitung „Sous“. Coronabedingt musste die Feier im März aufgeschoben werden, doch nachgeholt werden soll sie auf jeden Fall.

Dass der Kaufhof in Wiesdorf um die Ecke gerettet ist, freut Isolde Faust. Das hätte der Stadt nicht gut getan, ist sie sich sicher. Dennoch bleibt bei ihr ein Bedauern, dass in Wiesdorf die „Atmosphäre zum Bummeln“ fehle. Vor dem Trend zum Onlinehandel hat sie keine Angst: „Ich glaube nach wie vor an die Klientel, die bedient und beraten werden möchte.“