- Der GAU ist ausgeblieben für die City: Der Kaufhof bleibt, der Vertrag wurde um 13 Jahre verlängert.
- Doch mit der Einigung zwischen Warenhaus-Konzern und Vermieter ist es nicht getan.
- Der Wiesdorfer Platz muss dringend attraktiver werden. Dazu braucht die Stadtverwaltung auch die Kirchengemeinde.
Leverkusen – Die beiden Treffen am Freitag waren wohl die schönsten Betriebsversammlungen, die Ralf Sturm je abhalten durfte. Der Chef des Kaufhofs konnte die Nachricht des derzeitigen Vorstands Miguel Müllenbach weitergeben, die ihn selbst erst kurz zuvor erreicht hatte: Der Kaufhof wird nun doch nicht Ende Oktober die Türen schließen; Wiesdorf gehört zu den sechs Filialen, die gerettet werden. Vor allem, weil die Vermieter mitspielen. Für das Haus am Wiesdorfer Platz sei der Vertrag um 13 Jahre verlängert worden, sagte am Samstag Rüdiger Scholz. Der CDU-Landtagsabgeordnete war recht nah dran an den Verhandlungen zwischen Konzern und Vermieter. Und zwar deshalb, weil sich die Landesregierung in die Sache eingeschaltet hatte.
In Müllenbachs Brief von Freitagmorgen liest sich das so: „Und ich möchte Ihnen darüber hinaus mitteilen, dass es uns bei Galeria Karstadt Kaufhof mit vereinten Kräften und im engen Schulterschluss mit unserem Eigner Signa in schwierigen Verhandlungen gelungen ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für sechs Filialen so anzupassen, dass wir weitere Filialen fortführen können.“ Anders gesagt: Die Vermieter haben sich auf niedrigere Einnahmen eingelassen. Das, so der Chef des Warenhaus-Konzerns, sei „wirklich ein großer Erfolg, für den ich allen Beteiligten sehr dankbar bin“.
Nur ein Eigentümer
Am Wiesdorfer Platz wird es sehr geholfen haben, dass die gut 20 000 Quadratmeter große Filiale in der Hand nur eines Eigentümers ist. Das ist untypisch für die Luminaden: Viele Ladenlokale sind in der Hand mehrerer Eigentümer. Das macht es sehr schwierig, der seit langem notleidenden Ladenzeile eine neue Struktur zu geben (siehe „Neuer Schub für Gespräche über die Luminaden“).
Aber auch seine Wiesdorfer Belegschaft habe einen Anteil an der nicht mehr für möglich gehaltenen Rettung, sagte Ralf Sturm dem „Leverkusener Anzeiger“. Niemand habe nach dem Schließungsbeschluss den Mut verloren, sondern sich eingesetzt – um zu zeigen, dass der Standort leistungsfähig ist und es sich sehr wohl lohnt, ihn zu erhalten. Das Team sei „großartig“ und in den schon länger recht schwierigen Zeiten für das Haus „eng zusammengewachsen: Das hat uns sehr viel Kraft gegeben.“
Kunden, die aufmuntern – und kaufen
Ganz wichtig sei aber auch der Zuspruch durch die Kunden gewesen, betonte Sturm. Nach der wochenlangen Schließung sei nicht nur die Nachfrage gestiegen – und damit die Umsätze: Viele Kunden hätten dem Team auch Mut gemacht und zum Ausdruck gebracht, wie wichtig das Warenhaus für sie ist. Mit Blick auf die jüngst guten Zahlen sagte der Filialleiter: „Wir hoffen, dass das so bleibt.“
Das muss es auch. Ausdrücklich ist beim Kaufhof die Rede von einem „langfristigen Erhalt“ des Leverkusener Standorts. „Extrem wichtig“ sei das, sagte Markus Märtens auf Anfrage. Der Interims-Chef der Wirtschaftsförderung ist froh, dass Warenhaus-Konzern und Vermieter an einem Strang gezogen haben mit dem Ziel: „Wir wollen diesen Standort erhalten.“
Richrath will an einer Perspektive arbeiten
Dass mehr kommen muss, weiß der Oberbürgermeister. Uwe Richrath will mit Kaufhof und dem Vermieter „eine zukunftssichere Perspektive entwickeln“. Auch er freut sich, dass „ein wichtiger Einzelhandelsstandort und Ankerpunkt in der Wiesdorfer Innenstadt erhalten bleibt“. Ähnlich sieht es die SPD-Fraktion.
Erleichtert reagierte auch Frank Schönberger auf die Kaufhof-Nachricht: Zwei Wochen nach einem fürchterlichen sei nun „ein wunderbarer Tag für Leverkusen“, sagte der Chef der Werbegemeinschaft City und OB-Kandidat der CDU. Zuvor hatte er gesagt, es gebe nur ein ganz kleines Zeitfenster, um das letzte Leverkusener Warenhaus zu retten. Das ist geglückt.
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Jetzt gelte es, am Umfeld des Kaufhofs zu arbeiten. Das westliche Ende der Fußgängerzone müsse attraktiver werden. Dazu gehöre, sich mit der katholischen Gemeinde über den Umbau der Pavillons zu einigen. So sieht es auch Friedrich Busch, FDP: Er wünscht sich eine bessere Gestaltung der Laufwege zum Kaufhof. Ein Konzept müsse her, so „dass die Kundschaft nicht nur bis zur Rathaus-Galerie zum Einkaufen geht.“