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Diskussion um wilden Müll in Leverkusen„Können wir den Abfall abschaffen?“

Lesezeit 3 Minuten

In der Christuskirche diskutierten (v.l.) Detlev Prößdorf, Alexander Lünenbach, Nina Müller-Rositzke, Ute Müller-Eisen, Jürgen Schröder und Ulrich Bornewasser.

Leverkusen – „Warum wirfst Du Deinen Müll hierhin?“ Mit dieser Frage konfrontiert die Wiesdorfer Christuskirche seit einem Monat die Passanten. In einem nachgebauten Modell der Kirche sammelt die Küsterin den Abfall, der sorglos aufs Kirchengrundstück geschmissen wird. Ein Mahnmal der Wegwerfkultur, das tagtäglich vor Augen führt, was so in der Gegend landet und von anderen als den Verursacherin beseitigt werden muss. Um das Thema zu vertiefen, hatte Pfarrer Detlev Prößdorf zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „wilder Müll“ in seine Kirche eingeladen: „Können wir den Abfall abschaffen?“

Wilder Müll hat sich während der Pandemie fast verdoppelt

Gemeinsam mit Ulrich Bornewasser vom Nachbarschaftsbüro der Currenta nebenan befragte Prößdorf Experten zum Thema. Vor allem Jürgen Schröder von der Avea konnte mit Fakten aufwarten. Mit 700 Tonnen wilden, also in die Landschaft geworfenen Müll rechnet das Abfallunternehmen in diesem Jahr in Leverkusen, das habe sich in der Corona-Zeit fast verdoppelt. „Wo was liegt, kommt was dazu“, ist die Erfahrung des Abfallberaters, der nach vielen Jahren im Job nur noch begrenzt an die Lernfähigkeit der Menschen glaubt. „Die Leute wissen viel über Umweltschutz, sie handeln aber nicht danach.“ Alle wollten den Müll nur loswerden, interessierten sich aber nicht für die Folgen.

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Es gibt in Leverkusen bekannte Hotspots dieser Art von „Entsorgung“, Schröder nennt als Beispiele die Solinger Straße und den Kurtekottenweg. Da finden sich auch Wassertanks, Mengen von Autoreifen oder Asbestdächer, die auf gewerbliche Umweltferkel hinweisen. Inzwischen gebe es wenigsten bei vielen insofern ein gewachsenes Bewusstsein als immer mehr solcher Fälle angezeigt würden. Auch laufe die Zusammenarbeit der Avea mit den Technischen Betriebe, dem Jobservice Leverkusen, den Umweltverbänden und der Polizei ganz gut.

Ein Pfandsystem für Verpackungen soll her

Optimistisch zeigte sich auch Nina Müller-Rositzke: „Viele kleine Schritt können durchaus großes bewirken.“ Die ehemalige Journalistin hat gerade erst einen Unverpacktladen in Schlebusch eröffnet und hat festgestellt, dass es in Leverkusen kein Pfandsystem für Verpackungen gibt. „Wir brauchen Vorbilder“, sagt sie. „Und Systeme, die funktionieren.“ Da sei auch die Stadt gefordert, eigene Konzepte zu entwickeln, wie es sie andernorts bereits gebe.

„Wir müssen über Quartiersstrukturen Initiativen stärken und Angebotsstrukturen schaffen“, drückte es der städtische Umweltdezernent Alexander Lünenbach auf seine Weise aus. In jedem Fall sei eine Bewusstseinsbildung in Sachen Umgang mit Abfall besser als eine ausgeweitete Überwachung.

Dass die chemische Industrie nicht daran Schuld sei, wenn die Meere an Kunststoffmüll ersticken, versuchte Ute Müller-Eisen von Covestro darzustellen. „Für uns ist auch Müll zuerst ein Wertstoff – wir wollen unser Produkt wiederhaben und neu verwenden.“ Dass dies bei entsprechenden Anreizen auch wirtschaftlich funktioniere zeige das Recycling von Matratzen. In manchen Fällen könnte schon weniger Bürokratie zu mehr Umweltschutz führen, so Müller-Rositzke. Was sie an Vorschriften mit ihrem Unverpacktladen erleben müsse, sei haarsträubend. Sie verstehe nicht, dass in Schlebusch ein Problem sei, was in Ehrenfeld anstandslos funktioniere. Da müsse Leverkusen vielleicht von mutmaßlich erfahreneren Kollegen lernen, räumte Lünenbach ein.