Drama für VereineIn Leverkusener Sporthallen wird Platz gemacht für 450 Geflüchtete
Leverkusen – Die Zahl der ukrainischen Geflüchteten in Leverkusen steigt weiter stark an. Und die Unterbringung der vielen Menschen stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Anfang der Woche wurde ein eigenes Krisenzentrum unter der Leitung von Stadtdirektor Marc Admomat und Sozialdezernent Alexander Lünenbach zu dem Thema eingerichtet. Dieses Krisenzentrum hat nun beschlossen die Sporthallen auf der Heinrich-Brüning-Straße und auf der Görresstraße zur Unterbringung von Geflüchteten zu nutzen. Das gab die Stadt in einer Pressemitteilung bekannt. Es gehe nun „um die Vermeidung möglicher Obdachlosigkeit“, so die Leiter des Krisenzentrums in einem gemeinsamen Statement mit Oberbürgermeister Uwe Richrath.
„Die Entscheidung Sporthallen zur Unterbringung zu nutzen, hat sich niemand leichtgemacht, und sie ist auch nicht leichtfertig getroffen worden“, heißt es weiter. „Sowohl der Vereins- als auch der Schulsport konnte schon in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt nur eingeschränkt stattfinden. Das ist uns genauso bewusst wie die Tatsache, dass Sport und Vereinsleben mit Blick auf Gesundheit, Fitness und Zusammenhalt eine ausgesprochen wichtige Funktion haben.“
Mehrere tausend ukrainische Geflüchtete erwartet
Trotz „trotz intensiven Bemühungen zur Schaffung zusätzlicher Unterbringungsmöglichkeiten an anderer Stelle“, gebe es kurzfristig keine Alternative zur Umnutzung der Sporthallen. Mittlerweile hat die Stadt 621 geflüchtete Menschen aus der Ukraine registriert. Am Montag waren es noch etwa 430, wie Alexander Lünenbach im Sozialausschuss angegeben hatte.
Noch sei nicht klar, wie viele weitere Menschen in Leverkusen untergebracht werden müssen, die Stadt geht allerdings davon aus, dass die Zahl weiter stark ansteigen wird. Grund dafür sei auch, dass das Bundesinnenministerium angekündigt hatte, Geflüchtete nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zu verteilen. Dieser bestimmt die Aufnahmequote der Bundesländer und Kommunen je nach Bevölkerungszahl und Steueraufkommen. Von „mehreren tausend Menschen“, sprach Alexander Lünenbach am Montag.
„Drama“ für Leverkusener Sportvereine
Während in der Sporthalle auf der Heinrich-Brüning Straße 300 bis 400 Menschen Platz finden, können auf der Görresstraße etwa 50 Menschen aufgenommen werden, heißt es aus der Pressestelle. Die beiden Hallen kamen schon bei der Versorgung der Geflüchteten im Jahr 2015 zum Einsatz. Deswegen sei die kurzfristige Umnutzung dort schnell zu organisieren.
Für die Sportvereine stellt die Entscheidung der Stadt „ein Drama“ dar, wie Heike Schirm vom Leverkusener Sportbund gegenüber dem „Leverkusener Anzeiger“ erklärt. Zwar würden die Sportvereine Verständnis für die Situation der Geflüchteten zeigen und ihren Beitrag leisten wollen. „Aufgrund des sowieso prekären Hallensituation in Leverkusen wird das den Sportvereinen aber stark zu schaffen machen“, so Schirm.
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Die Liste der Vereine und Schulen, die nun nach Alternativen für Sportunterricht und Training suchen ist lang: neben der Gesamtschule Schlebusch, der Grundschule Im Steinfeld und dem Geschwister Scholl Berufskolleg, suchen unter anderem der TSV Bayer 04 Leverkusen, der TuS Roland Bürrig und die Basketballerinnen vom BBZ Opladen nach neuen Spielstätten.
Die Stadt beteuert, dass sie auf der Suche nach Alternativen für die Vereine seien, doch Heike Schirm hat kaum Hoffnung, dass sich auf die Schnelle etwas finden lässt: „Es werden ganz viele Sportler übrig bleiben, für die es keine Lösung geben wird.“ Viele Hallen müssten aktuell, auch wegen Flutschäden, saniert werden. Nach den Lockdowns während der Corona-Pandemie stelle der Wegfall zweier weiterer Hallen für die Vereine ein „Kampf ums Überleben“ dar.