Thomas Morus in SchlebuschIn einer Leverkusener Kirche entsteht ein Wohnhaus
Leverkusen – Für den Schaden am Dach der Kirche Thomas Morus gilt die alte Weisheit: Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist. Das denkmalgeschützte Gotteshaus war seit einem Dachschaden 2016 einsturzgefährdet und gesperrt, jetzt steht ihr eine schöne Zukunft bevor: Wohnungen werden eingebaut. Der Abbruch läuft.
Plan für Kirche: 15 EInzelzimmer und ein Aufenthaltsraum
Gemeinsam mit der Leverkusener Caritas stellen sich die Architektin Annette Bansi und der Leverkusener Architekt Georg Kollbach der Aufgabe des Umbaus in Schlebusch. Inzwischen ist die Kirche praktisch ausgeräumt, bis auf Außenmauer, Turm und Gemeindehaus steht nichts mehr.
Die Bänke sind raus, Altar, Ambo und andere sogenannte Prinzipalstücke, die für die Liturgie gebraucht werden, stehen inzwischen in Polen in einer neu gegründeten Gemeinde. Zuvor wurde die Reliquie des Heiligen Thomas Morus aus dem Altar herausoperiert.#portrait
Der Grundriss der Backsteinkirche von 1962 ähnele einem Kleeblatt, sagt Annette Bansi. Das Dach, das lange mit einem Innengerüst gestützt wurde, ist weg, der ehemals stockdunkle Kirchenraum ist licht und luftig und wirkt jetzt riesengroß. Tatsächlich ist er etwas über 500 Quadratmeter groß.
Die Idee, in den ummauerten Innenraum ein Haus für mehrere Wohngemeinschaften für Bedürftige und Obdachlose in die Kirche einzusetzen, ist inzwischen ziemlich konkret geworden, wie sich bei einem Baustellenbesuch zeigt. Entwickelt haben es die beiden Architekten mit Wolfgang Klein, Chef der Leverkusener Caritas, die ist die Bauherrin und wird das Haus später betreiben. Mit den Nachbarn habe man bei einer Versammlung über das Projekt geredet. Klein sagt, es habe kaum Bedenken gegeben, vielmehr Interesse an der Architektur.
Der Charakter der Kirche muss dabei erhalten bleiben, die zwölf Meter hohen Außenmauern bleiben stehen, die Kirchenfenster – es sind meist Fensterschlitze – bleiben mit der Kunstverglasung erhalten. Ein paar größere Aussparungen werden aus der gerundeten umlaufenden Mauer noch herausgeschnitten, damit Tageslicht nicht nur von oben, sondern auch seitlich einfällt. Das dreigeschossige Wohnhaus im Innenraum wird, da es sich ans Kleeblatt anpassen muss, viele gerundete Wände haben: eine Herausforderung, sagen die Planer.
An der Stelle des ehemaligen Chors wollen die Architekten einen 114 Quadratmeter großen Innenhof-Garten anlegen lassen. „Einen grünen, keinen Schottergarten“, sagt Georg Kollbach. Die überaus stabile Außenmauer muss wegen des Denkmalschutzes bleiben. Sie werde aber nicht wie eine Gefängnismauer wirken, sondern vielmehr Geborgenheit bieten, die Architektur soll Sicherheit und Halt vermitteln, sagen Bansi und Kollbach.
Unten werden eine Gemeinschaftsküche und Wohnungen eingebaut, oben die meisten der 15 Einzelzimmer und ein Aufenthaltsraum.
Der Architekt der Kirche war Erwin Schiffer, ein ausgewiesener Kirchen-Baumeister. Er hatte den Beichtstuhl als tiefe Nische in die 74 Zentimeter dicke Außenmauer eingearbeitet. Dieses Detail soll genauso erhalten und sichtbar bleiben, wie ein ausgespartes Kreuz und die tief eingelassenen kleinen Fensterchen darüber.
Zurzeit wird abgebrochen, der Fußboden fehlt, den Öltank hat man schon herausgeholt. Die Gemeinderäume neben der Kirche musste die Caritas mit übernehmen. Dort kommen noch zwei Sozialwohnungen hinein, und die Funktion des ehemaligen Gemeindesaals wird im Prinzip das, wofür er gebaut wurde: ein Stadtteiltreff.
Thomas-Morus-Kirche: 2016 gab es einen Knacks im Dach
Der eigentliche Grund für die Aufgabe der Kirche liegt in einem fatalen Bauschaden im Januar 2016, als am Dach gearbeitet wurde.
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Weshalb ein Balken im Dach nachgegeben hatte, ist nie öffentlich erklärt worden. Ein See aus Regenwasser hatte sich auf dem Flachdach gebildet, es konnte nicht abfließen. Die Last des Wassers überforderte einen tragenden Balken in der Konstruktion. Er bekam einen Knacks – es herrschte Einsturzgefahr.
Die Gemeinde ist froh, dass sie die teure Ruine mit dem Innengerüst los geworden ist, die Caritas hat Thomas Morus in Erbpacht von der Kirche übernommen. Caritas-Chef Wolfgang Klein ist sichtlich stolz auf das Werk und das Konzept; es scheint auch andere zu überzeugen: Viel Fördergeld ist geflossen, mehrere Stiftungen haben Geld gegeben, der Denkmalschutz soll nicht gebremst haben, im Gegenteil, sagt Klein. Auf die Baugenehmigung wartet man noch.