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Erste ErgebnisseKein Dioxin nach der Explosion in Leverkusen, aber Sperrungen bleiben

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Weiträumig abgesperrt ist nach wie vor das Gelände um das Entsorgungszentrum. Die Rußpartikel sind nicht so gefährlich wie befürchtet.

Leverkusen – Es ist eine halbe Entwarnung: Die Rußpartikel, die sich nach dem Großbrand am Bürriger Sondermüllofen über der Stadt und weiter bis Leichlingen, Solingen und weit darüber hinaus verteilt haben, enthalten kein Dioxin. Bei PCB und PAK, also Polychlorierten Biphenylen und Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen seien sehr geringe Mengen gemessen worden. Das ist das Ergebnis erster Untersuchungen durch das Umweltamt des Landes. Die – so sagte Leverkusens Amtsarzt Martin Oehler am Freitagnachmittag – „Trias des Bösen“ spielt also nach der zweiten Katastrophe binnen zwei Wochen keine Rolle in der Stadt.

Aber: Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Und solange raten die Chemiker des Landes zur Vorsicht. Die seit Dienstag geltenden Einschränkungen für die Bürger werden aufrecht erhalten: Man soll die Rußflocken nicht anfassen, Obst aus dem Garten nicht essen und Kinder nicht draußen spielen lassen. Dabei sagte Ulrich Quaß, der am Dienstag seitens des Landesumweltamts an den Unglücksort geeilt war, dies: „Auch für ein Kind sind die Rußflocken völlig unkritisch.“ Sogar, wenn es so einen Brand-Rückstand verschlucken sollte.

Was aber noch fehlt, sind die Untersuchungen weiterer Emissionen der Explosion und der Brandkatastrophe. Currenta hat erst am Donnerstagabend und am Freitagmorgen dem Amt übermittelt, was in den Tanks war, die am Dienstag nach einer Explosion zerstört wurden und in Flammen aufgingen. „Für uns hatte die Suche nach den Vermissten absolute Priorität“, ist die Erklärung von Hans Gennen. Der Technische Geschäftsführer von Currenta erinnerte daran, dass auch jetzt noch zwei Personen vermisst werden. Fünf Tote sind mittlerweile geborgen.

Alles zum Thema Uwe Richrath

Landesumweltamt, Stadtverwaltung und Currenta informierten über die Untersuchungsergebnisse.

Dass zwei weitere Menschen auf der Anlage ihr Leben lassen mussten, ist längst sicher. Erneut drückte der Verantwortliche des Chempark-Betreibers sein tiefes Bedauern darüber aus. Uwe Richrath tat es ihm gleich. Der Oberbürgermeister räumte aber auch ein, dass die Verbote eine „enorme Einschränkung für die Bürgerinnen und Bürger“ sind. Aber es gelte, letzte Risiken auszuschließen.

Wann die zweite chemische Untersuchungsreihe von ihrer Behörde abgeschlossen wird, vermochte Andrea Notthoff am Freitagnachmittag nicht zu sagen. Mit Blick auf weitere Folgen des Großbrandes sei es auch denkbar, den Boden zu untersuchen. Akut sei es aber um den Ruß gegangen und die typischerweise daran haftenden Dioxine. Dass keine gefunden wurden, erklärt man sich beim Umweltamt mit den Reaktionsbedingungen bei dem Brand. Möglicherweise hätten die Temperaturverhältnisse die sonst übliche Dioxin-Bildung nicht gefördert oder sie sogar gehemmt.

Explosion in Leverkusen: Die Verunsicherung ist groß

Allerdings habe man nur eine eher kleine Probe genommen, erklärte Ulrich Quaß. In Bürrig hatten die Chemiker des Landes Rußpartikel eingesammelt. Doch habe man natürlich versucht, „alle Variationen zu erfassen“, unterstrich der Chemiker. Ob das die Bürger endgültig beruhigen kann, wird man sehen. Die Verunsicherung ist jedenfalls sehr groß. Allein Currenta habe an seinem Bürgertelefon (☎ 0214 / 26 05 99 333) bisher rund 3500 Anrufe gezählt, sagte Hans Gennen in der städtischen Rettungswache.

Unterdessen hat der Chempark-Betreiber unter Aufsicht der Polizei damit begonnen, die Unglücksstelle aufzuräumen. Löschwasser und -schaum würden abgepumpt, die umliegenden und schwer beschädigten Gebäude und Anlagen stabilisiert, ergänzte Gennen. Bei den eigenen Analysen der Brand-Rückstände sei Currenta zudem zu keinen anderen Ergebnissen gekommen als das Landesumweltamt. Das will die komplette Analyse so schnell wie möglich veröffentlichen, damit sich die Bürger ein detailliertes Bild von den Folgen der Katastrophe am Dienstag machen können.

Fakenews: Falsche Fotos im Netz aufgetaucht

Falschmeldungen machten nach der Explosion im Entsorgungszentrum des Chemparks sehr schnell die Runde. Aber auch falsche Fotos tauchten auf und verbreiteten sich rasend schnell über die sozialen Netzwerke. Unter anderem sprach zwar der AfD-Kreisverband Leverkusen den Opfern sein Beileid aus, teilte dazu jedoch Fotos, die eben nicht diesen Vorfall dokumentierten. Das Foto einer gewaltigen Feuerwalze über technischen Anlagen stammte vielmehr aus Mexiko und entstand im April 2021, wie das Recherche-Netzwerk Correctiv herausfand. Ein zweites Bild stammte mutmaßlich aus Nigeria.