Fest vor dem RathausDer Tod soll raus aus der Tabu-Ecke
Leverkusen – Ein entspannter Einkaufsbummel durch die Wiesdorfer Innenstadt, vielleicht ein Eis mit ihrer Tochter, so hatte sich Claudia Brugger ihren Samstag vorgestellt. „Da ist ein Fest!“, ruft die siebenjährige Mirel, als sie die Zelte und Stände auf dem Rathausvorplatz sieht – ist man ja auch nicht mehr gewohnt in den kargen Coronazeiten. „Wir sind einfach hingegangen“, erzählt die Mutter und gesteht: „Als ich dann die Schilder gesehen habe mit Hospiz und Palliativstation, da bin ich ein bisschen erschrocken.“ Mit Tod und Sterben konfrontiert zu werden – das war eigentlich nicht ihr Plan für diesen Samstag.
Tod im Mittelpunkt
Genau das ist aber im Sinne der Veranstalter. „Wir wollen das Thema Sterben und Tod in den Mittelpunkt der Gesellschaft bringen, raus aus der Tabu-Ecke“, erklärt Christoph Meyer zu Berstenhorst, der Leverkusens erstes stationäres Hospiz leitet. Und zentraler als auf dem Rathausvorplatz geht es in Leverkusen nicht.
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Also stehen sie hier am Samstag gemeinsam: Die Verantwortlichen des Pallilev, des SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung), des ambulanten Hospizdienstes und des Klinikums Leverkusen, das eine Palliativstation für Erwachsene hat und gerade noch eine für Kinder baut. „Jeder Moment ist Leben“ heißt das Motto der 2. Hospiz- und Palliativtage, die in ganz NRW stattfinden. Oberbürgermeister Uwe Richrath betont bei seiner Begrüßungsrede, dass man gerade in Leverkusen jüngst erlebt habe, wie schnell ein Unglück über eine Stadt kommen kann. Umso wichtiger sei es zu zeigen: „Hier wird niemand alleine gelassen.“
Damit das große Netzwerk an Angeboten für unheilbar Kranke aber bestehen kann, braucht es Spenden. Die sammelten am Samstag alle Beteiligten gemeinsam, um dann gerecht zu teilen. Zum Beispiel bei einem Ruderwettbewerb, an dem mit dem SV Bergfried und dem SV Schlebusch auch zwei lokale Sportvereine mitmachten.
Mobiler Piano-Mann
Vor allem aber sollte es auch ein Fest sein, das Lebensfreude vermittelt, als Botschafter dafür fuhr der mobile „Piano-Mann“ klavierspielenderweise die Fußgängerzone auf und ab. Auf der Bühne wechselten sich Musikbands mit Prominenten ab: Schauspielerin Johanna Gastdorf, Comedian Guido Cantz und für die kleinsten Besucher das Maskottchen „Brian the Lion“ waren gekommen.
Die siebenjährige Mirel interessierte sich für den Stand der Malteser. Hier steht der Herzenswunsch-Wagen, mit dem Menschen ein letzter Wunsch erfüllt werden kann: Etwa noch einmal ans Meer zu kommen oder zum Geburtstag der Enkelin. Rettungshelferin Marion Wessels erklärte gerne alle Funktionen des Wagens, der mit Musik und Lichtanlage ausgestattet ist. „Es ist total nett hier“, sagt Claudia Brugger. „Ich wäre nie hierher gekommen, wenn ich davon gehört hätte, dass hier ein Hospiztag ist.“ Dann hat es aber doch gar nicht weh getan, sich mit dem Tod zu beschäftigen.