Unterkunft AuermühleLeverkusen rechnet mit starkem Zustrom aus Afghanistan
Leverkusen – Die Bezirksregierung hat kein Interesse an einer Landesunterkunft für Geflüchtete am Standort Auermühle. Die Stadt Leverkusen will die geplante Unterkunft dennoch umsetzen, auch wenn die Kostenübernahme von 30 Prozent durch die Bezirksregierung nach der Absage entfällt. Aber braucht Leverkusen diese Unterkunft überhaupt?
Zwei neue Unterkünfte geschaffen
Das will die FDP-Fraktion im Stadtrat wissen. Schließlich seien derzeit rund 300 Geflüchtete in Leverkusener Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die beiden neu aufgebauten Räumlichkeiten an der Olof-Palme-Straße und der Heinrich-Lübke-Straße hätten zusammen aber schon eine Kapazität von bis zu 600 Personen.
Die Verwaltung begründet im Mitteilungsblatt zda-Rat, warum sie dennoch befürchtet, im Herbst den Verpflichtungen ohne den Standort Auermühle nicht nachkommen zu können.
Zunächst einmal habe die Stadt mit den neuen Unterbringungen erreicht, dass die Sporthallen wieder frei wurden und zurück an Schul- und Vereinssport übergeben werden konnten. Auch in der Demenz-WG „Im Dorf 81“ untergebrachte Geflüchtete sollen bald umgesiedelt werden, so dass diese wieder ihren eigentlichen Zweck erfüllen kann.
Gleiches gilt für die Containeranlage an der Merziger Straße, die als Schulstandort für die Dauer der Sanierung von zunächst der GGS Morsbroicher Straße und anschließend der Waldschule umfunktioniert werden soll. Eine weitere Baustelle entsteht an der Sandstraße, wo der Altbau zwingend renoviert werden muss, auch hier müssen Menschen umziehen.
Unabhängig von der unkalkulierbaren Lage in der Ukraine erwartet die Stadt künftig Zustrom aus Afghanistan. „Der Bund hat darüber informiert, dass durch eine Kooperation mit einem Anrainerstaat Afghanistans erneut eine größere Anzahl von afghanischen Ortskräften und weiteren besonders schutzbedürftigen Personen mit Charterflügen nach Deutschland ausgeflogen wird“, schreibt die Stadt. Es könne sich um bis zu 700 Personen pro Woche handeln.
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Auch auf anderen Wegen kommen weiterhin kontinuierlich Menschen auf Afghanistan nach Deutschland, so dass sich die Zahl auf bis zu 1000 pro Woche erhöht. Nach der aktuellen Verteilstatistik bestehe für Leverkusen eine Aufnahmeverpflichtung von knapp 600 Personen, für die gegebenenfalls Unterbringungsmöglichkeiten vorgehalten werden müssen.
Isolationszimmer für den Herbst
Außerdem würden absehbar mehr Einzelzimmer gebraucht. Zum einen steige die Zahl von unterzubringenden wohnungslosen Menschen kontinuierlich an. „Hierbei handelt es sich oft um psychisch kranke Menschen, bei denen eine Einzelbelegung notwendig ist“, schreibt die Stadt. Außerdem müssen bis zum Herbst ausreichend Isolierungsmöglichkeiten für coronainfizierte Personen geschaffen werden.
Kurz gesagt: Nur mit einer zusätzlichen Unterkunft im Bereich der Auermühle sieht die Stadt sich für diese Aufgaben gerüstet. Landesfinanzierung hin oder her.