Leverkusen macht Ernst: Die Stadt mietet das ehemalige Sankt-Josef-Krankenhaus für Flüchtlinge und plant den nächsten Bau an der Sandstraße.
FlüchtlingsunterbringungAltes Wiesdorfer Krankenhaus wird Unterkunft
Leider ist das Namensschild schon weg, denn der Name „Sankt Josef“, könnte eigentlich übernommen werden: Schließlich floh auch der biblische Josef von Nazareth mit Frau Maria und Jesus nach Ägypten, weil dem Neugeborenen der Tod durch den diktatorischen Herodes drohte. Denn jetzt wird es Ernst mit einem Plan für das Haus im Viertel zwischen Haupt-, Adolfs- und Carl-Leverkus-Straße. Darin sollen bald Flüchtlinge untergebracht werden.
Bis 2022 war das „Juppes“ das Wiesdorfer Krankenhaus, seit der Gründung, ungefähr im Jahr 1900, unter katholischer Trägerschaft. Zuerst hieß es das Klösterchen, Tausende Wiesdorfer sind dort zur Welt gekommen. Das nur noch zu einem kleinen Teil genutzte Wiesdorfer Krankenhaus will die Stadtverwaltung jetzt in größerem Umfang anmieten, um darin Geflüchtete unterzubringen. Die Rede war einmal davon, dass dort 150 leben sollten, wenn der Platz in anderen Unterkünften knapp werde.
Jetzt ist es offenbar so weit, Leverkusen hat wie die meisten Kommunen ein Problem mit steigenden Flüchtlingszahlen. Die Unterbringung war zunächst nur bis 2025 geplant, jetzt sollen mehrere Etagen gemietet werden: bis 2030 sollen im westlichen Wiesdorf Flüchtlinge leben. Das alte Krankenhaus muss allerdings überhaupt erst bezugsfertig gemacht werden, dafür soll die Stadt mit mehreren hunderttausend Euro aufkommen, wie aus einem Papier ersichtlich ist, das dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt.
Stadt mietet – Caritas betreut
In der Wiesdorfer Altstadt sollen vorerst vulnerable Gruppen untergebracht werden, erklärt Wolfgang Klein, der Leverkusener Caritas-Chef. Mit vulnerabel sind Personen gemeint, die einen erhöhten Betreuungseinsatz erfordern: Mütter und Kinder, Kranke zum Beispiel. Die Betreuung der Menschen übernimmt die Caritas, die Einrichtung ist grundsätzlich städtisch.
Schon jetzt hat die Caritas im Sankt-Josef eine Etage gemietet. Ganz oben sind die Leute aus dem Christophorus-Haus untergebracht. Diese Einrichtung für ehemalige Alkoholkranke, die sich auf dem Weg zurück ins Leben befinden, musste aus Schlebusch an der Von-Diergardt-Straße abgezogen werden. Die Stadt hatte einer Investorin erlaubt, das Grundstück aus der Sozialbindung zu nehmen und dort nach eigenen Vorstellungen zu bauen. An medizinischen Praxen gibt es nur noch einen Pathologen und eine Dialysepraxis an der Kleine Kirchstraße.
Eine zweite Erweiterung der Leverkusener Flüchtlingskapazität soll an der Sandstraße angeschoben werden. Dort gibt es noch ein Grundstück für eine Ausbaureserve, das man jetzt bebauen will. Sofern der Bau im Konzept dem 2020 in Betrieb gegangenen kleinen Flüchtlingszentrum entspreche, will die Stadtverwaltung dort auf einen üblichen Baubeschluss verzichten, damit das möglichst schnell geht. Im Zentrum an der Sandstraße ist zurzeit Platz für 350 Personen, die in abgeschlossene Wohnungen mit Küchenzeile und Bad für jeweils vier, notfalls auch sechs Personen, untergebracht sind. Das Gebiet mit mehreren Wohn- und Betreuungshäusern ist umzäunt und wird bewacht.
Als Begründung für die Belegung des Sankt Juppes wird die Entlastung der anderen Gemeinschaftseinrichtungen genannt. Man will auf diese Weise verhindern, dass neue Notunterkünfte, Zeltbauten gebaut werden müssen oder dass gar Sporthallen umfunktioniert werden müssen, wie 2016.