Gas- und Strompreise in LeverkusenSo viel mehr müssen Verbraucher ab Januar zahlen
Leverkusen – Das wird ein teurer Winter: Die Energieversorgung Leverkusen hat eine drastische Erhöhung der Gaspreise angekündigt: Im Schnitt steigt der Arbeitspreis, der für den tatsächlichen Verbrauch berechnet wird, in den meisten Tarifen um mehr als 30 Prozent. Wir rechnen vor, was die neuen Preise für die Gas- und Stromrechnung bedeuten.
Im sehr verbreiteten „EVL-regio“ kostet die Kilowattstunde ab dem 1. Januar nicht mehr 5,40 Cent, sondern 7,06 Cent bei einem Verbrauch bis 10.000 Kilowattstunden. Bei den höheren Verbräuchen wird es ein bisschen günstiger, allerdings auch von einer niedrigeren Basis aus.
Auswirkungen auf die Gasrechnung
Etwas weniger heftig fällt die Erhöhung des Verbrauchspreises im Basistarif aus, wo der Preis für die Kilowattstunde von 7,33 auf 8,68 Cent steigt. Aber das täuscht: Der Basistarif ist der einzige, in dem der Grundpreis erhöht wird, und zwar deutlich. Bis 4000 Kilowattstunden steigt er von 3,76 Euro auf 11,80 pro Monat, ab einem Verbrauch von 10 000 Kilowattstunden sind in Zukunft 17,45 Euro fällig – bisher lag der Grundpreis bei höheren Verbräuchen maximal bei 6,44 Euro im Monat.
Wie wird sich das auf die Gasrechnung auswirken? Auf Anfrage machte EVL-Sprecher Stefan Kreidewolf am Montag einige Beispielrechnungen auf. So wird eine Familie mit einer nicht gut gedämmten 80-Quadratmeter-Wohnung ab Januar im Monat rund 25 Euro mehr bezahlen müssen. Bewohner eines 150-Quadratmeter-Hauses müssen mit gut 40 Euro rechnen, wenn es ein schlecht gedämmter Altbau ist und sie nur mit Gas heizen.
Ursache: Steigende Großhandelspreise
Nach Berechnungen des „Leverkusener Anzeiger“ werden zum Beispiel Kundinnen und Kunden mit einem Basis-Vertrag und kleiner Wohnung deutlich stärker belastet als zuvor. Hier steigen die Kosten um 166 Euro im Jahr – ein Plus von 41 Prozent. Verbraucherinnen und Verbraucher, die einen Comfort-Vertrag besitzen und in einem großen oder schlecht gedämmten Haus wohnen, müssen demnach mit fast 500 Euro zusätzlich eine Steigerung um 26 Prozent in Kauf nehmen.
Als Grund für das kräftige Drehen an der Preisschraube nennt der kaufmännische EVL-Chef Thomas Eimermacher eine enorme Verteuerung von Gas an den Terminmärkten. Im Großhandel seien die Preise „auf das bisherige Jahr gesehen doppelt so hoch wie 2020. Das können wir auch nicht mit unserer langfristigen Beschaffungsstrategie auffangen.“ Dazu komme, dass die CO2-Steuer ab 2022 von 25 auf 30 Euro pro verursachter Tonne steige. Nach drei Jahren Preisstabilität beim Gas führe an der Erhöhung kein Weg vorbei, so Eimermacher.
Auch Strom wird teurer
Ebenfalls teurer wird im neuen Jahr der Strom, auch wenn die Erhöhung bei weitem weniger extrem ausfällt als beim Erdgas. Beim Tarif „Comfort Öko“ steigt der Arbeitspreis von 26,32 Cent pro Kilowattstunde auf 28,94 Cent. Die Preise steigen, obwohl die Umlage für Erneuerbare Energien fast um die Hälfte von 6,75 auf 3,7 Cent pro Kilowattstunde sinkt.
Aber das reiche bei weitem nicht, um die Entwicklung an der Strombörse auszugleichen, sagt Thomas Eimermacher. Dort hätten sich die Preise „im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt“. Je nach Tarif bedeutet die von der EVL angekündigte Preiserhöhung für einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3100 Kilowattstunden nach Berechnungen dieser Zeitung eine Mehrbelastung zwischen 81 und 118 Euro im Jahr.
Rund 100 Euro im Jahr, wenn man sparsam ist
Auch nicht an höheren Heizkosten vorbei kommen ab dem 1. Januar die Haushalte, die eine Wärmepumpe betreiben. Zwar ist der Preis nach Angaben der EVL niedrig kalkuliert, um die Verbreitung von Wärmepumpen zu fördern. Trotzdem steigt der Preis für die Kilowattstunde von 21,31 Cent auf 23,93 Cent brutto. Der Grundpreis bleibt gleich. Das macht rund 100 Euro mehr im Jahr, wenn man sparsam ist.
Auch am Tarif für Wärmespeicherstrom dreht die EVL mit dem Jahreswechsel: Bei der Einzählermessung steigt der Preis um rund zweieinhalb auf 28,44 Cent pro Kilowattstunde. Die Senkung der Strompreise vom Frühjahr – sie ist längst vergessen.
Verbraucherzentrale rät zum Wechsel
Bei der Verbraucherzentrale rät man zum Wechsel – aber die Gasverbraucher sollten nicht in Hektik verfallen, sagt Bernhard Pilch, der Leiter der Filiale in Wiesdorf. Auch wenn die Erhöhung mitten in der Heizperiode komme, müsse niemand eine kalte Wohnung fürchten, wenn er den Vertrag mit der EVL kündigt. Dann fällt er in die – wenn auch teurere – Grundversorgung mit kurzer Kündigungsfrist „und kann ganz entspannt wechseln“.
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Beim Blick auf Vergleichsportale sei aber Vorsicht geboten: „Nur, wenn man alle Voreinstellungen abwählt, bekommt man die regulären Tarife angezeigt“, so Pilch. Der Verbraucherschützer kann sich vorstellen, dass die Gaspreise in ein paar Monaten wieder sinken. Wenn dann mehr Kunden den Anbieter gewechselt hätten, „ist das gut für den Wettbewerb. Davon profitieren die Kunden.“