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Hebamme nennt GründeFrauen in Leverkusen bekommen deutlich weniger Babys

Lesezeit 3 Minuten
Babykurs Leverkusen

Leverkusener Mütter bei einem Babykurs im Jahr 2020

Leverkusen – Stirbt die Leverkusener Bevölkerung aus? 4,4 Prozent weniger Kinder wurden im vergangenen Jahr geboren, teilt die Statistikstelle des Landes NRW (IT NRW) mit. Das ist zunächst eine Schätzung, die auf vorläufigen Ergebnissen und der Auswertung von Vorjahreswerten basiert. Endgültige Ergebnisse wird es erst im Juni geben.

Und dennoch: Laut der Datenlage scheinen andere Landkreise zu explodieren, in der Eifel legt der Kreis Euskirchen um fast 13 Prozent zu. Und auch die Städte Köln und Bonn verzeichnen prognostizierte Geburtenraten von1,3 bis 5,3 Prozent. In ganz NRW haben die Geburtenzahlen im Vergleich zu 2020 um 2,5 Prozent zugelegt. Bestätigen sich die Prognosen, „wäre dies die höchste Geburtenzahl seit dem Jahr 2000“, so das Statistische Landesamt.

Anstieg bis 2018, dann wieder zurückgehende Zahlen

Ein genauerer Blick auf die Zahlen offenbart, wie die Entwicklung in Leverkusen in den vergangenen Jahren verlaufen ist: Nach einem stetigen Anstieg von 2012 bis 2015 bleibt das Niveau in Leverkusen erstmal bis 2017 konstant, 2018 gibt es dann den höchsten Wert mit 1631. Ab 2018 geht es dann in der Tat wieder abwärts, die Zahl von 2021 reiht sich eher in das Plateau von 2016/2017 ein.

Emine Bodenstein Hebamme

Hebamme Emine Bodenstein

Wichtig: Das Statistische Landesamt ermittelt die Zahl der geborenen Kinder, deren Mütter in Leverkusen wohnen beziehungsweise hier gemeldet sind – nicht berücksichtigt wird, wo genau das Baby geboren wurde.

Die Nachbarstadt Köln hatte ihren Peak der vergangenen Jahre in 2016 (12.230 Babys), seitdem gehen die Zahlen kontinuierlich zurück, erst 2021 werden wieder etwas mehr Babys geboren (+1,3 Prozent). Ähnlich ist die Entwicklung im Rheinisch-Bergischen Kreis. Auch hier zeigt sich 2016 ein Höhepunkt (2458 Kinder), nach einem Plateau in 2017, 2018 und 2019 gehen die Zahlen wieder etwas rauf und wieder runter (-0,2 Prozent aktuell).

Gründe für die Entwicklung in Leverkusen gibt die NRW-Statistikstelle natürlich nicht an. Dass die aktuelle Krisenzeit ihren Anteil an der Entwicklung hat, ist aber denkbar.

Die selbstständige Hebamme Emine Bodenstein aus Küppersteg sagt dazu: „Grundsätzlich könnte ich ja den Eindruck haben, das noch nie so viele Kinder wie in diesen Zeiten geboren werden. Die Frauen rufen schon an, sobald sie einen positiven Schwangerschaftstest haben.“ Aber das sei wohl weniger den Geburtenzahlen geschuldet als dem gravierenden Hebammenmangel, erklärt sie sich das Phänomen.

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Was die niedrigere Geburtenzahl betrifft, lässt sich diese „vielleicht auf ein stärkeres Gefühl der allgemeinen Unsicherheit zurückführen, von der weltpolitischen Lage über den Klimawandel bis hin zur fehlenden familiären Unterstützung“, vermutet Emine Bodenstein. „Ich habe schon den Eindruck, dass auch die Pandemie dazu verstärkend beiträgt. Das betrifft sowohl den gesundheitlichen als auch den wirtschaftlichen Aspekt. In Gesprächen mit Schwangeren höre ich oft heraus, dass sie gerne zu einer anderen Zeit schwanger geworden wären. Aus diesen Gründen entscheiden sich wahrscheinlich andere Frauen vorerst gegen eine Schwangerschaft.“

Mehr als 2000 Babys in Leverkusen geboren

Dass Leverkusen als Geburtsort dennoch begehrt ist, zeigen die Statistiken aber auch. 1898 Geburten verzeichnete das Klinikum 2021 – ohne die Juli-Hochwasserkatastrophe wären es sicherlich noch mehr gewesen. In Opladen wurden bis zur Schließung der Geburtsstation im Mai 141 Baby geboren.

Macht zusammen 2039 Babys, die in der Stadt Leverkusen das Licht der Welt erblickt haben – es lässt sich also auf den ersten Blick vermuten, dass gut jedes vierte Kind Nicht-Leverkusener Eltern hat. Allerdings ist das nicht so ohne Weiteres nachweisbar: Es wird in der NRW-Statistik schließlich nicht aufgeführt, ob ein Kind einer Leverkusener Mutter auch hier in der Stadt geboren wurde.