Gedränge im NahverkehrWupsi-Geschäftsführer fordert entzerrte Unterrichtszeiten
- Seit Schuljahresbeginn wird es morgens und mittags eng in den Bussen.
- Die Wupsi setzt auf mehreren Linien Zusatzbusse ein.
- Die Schulen werden aufgefordert, den Unterrichtsbeginn zu staffeln.
Leverkusen – Seit dem Ende der Sommerferien gehört das Bild wieder zum Alltag: Überfüllte Schul- und Linienbusse am Morgen und zur Mittagszeit, vor Unterrichtsbeginn und nach dessen Ende, wenn Tausende Schülerinnen und Schüler unterwegs sein müssen. In der Zeit der Corona-Pandemie ein Zustand, der vielen Fahrgästen und nicht zuletzt den Schülern Unbehagen bereitet. Marc Kretkowski, Geschäftsführer des kommunalen Verkehrsunternehmens Wupsi, wurde dazu am Montagabend im Stadtrat befragt. Er sieht vor allem die Schulen in der Pflicht.
Abstand halten im Bus?
„Die Schulanfangszeiten müssen dringend entzerrt werden“, lautet seine Forderung an den Schulträger Stadt und die Schulleitungen. Zwar herrscht im Öffentlichen Nahverkehr Maskenpflicht – was gerade seit Montag strenger kontrolliert und bei Nichtbefolgung mit Bußgeldern geahndet wird –, doch mit Abstand halten ist hier nichts.
„Das ist einfach nicht möglich“, erläuterte Kretkowski. „In den Bussen könnte nur jede zweite Sitzbank mit jeweils einer Person besetzt werden, das wären dann nur noch 10 bis 15 Personen pro Fahrzeug.“ Immerhin sei es hilfreich, dass sich die Fahrgäste zu 99 Prozent an die Maskenpflicht hielten.
Zusätzliche Fahrzeuge
Die Wupsi hat inzwischen einzelne Engpässe identifiziert und nachgerüstet. So werden zur Entlastung zu den Spitzenzeiten auf fünf ihrer Buslinien in Leverkusen seit Montag zusätzliche Busse von beauftragten Subunternehmen eingesetzt. Doch das wird absehbar nicht ausreichen.
„Sehr viele Schülerinnen und Schüler nutzen zurzeit noch das Fahrrad für den Weg zur Schule. Das wird sich im Herbst und Winter bei ohnehin ansteigenden Fahrgastzahlen ändern“, ist sich der Wupsi-Chef sicher. „Wir können dann nicht unbegrenzt zusätzliche Busse und Fahrer einsetzen.“
Aktuell sind zahlreiche Reisebusse verfügbar, weil Busreisen nicht stattfinden. Diese können gut für den Schülerverkehr eingesetzt werden, sind aber nicht für einen Linienbetrieb ausgestattet. 1000 Busse sollen landesweit dafür zur Verfügung stehen, wusste CDU-Ratsherr Rüdiger Scholz beizutragen, bisher seien aber nur 200 Busse in NRW angefordert worden.
Keine Reaktion in den Ferien
Kretkowski sieht nur eine Lösung des Problems: „Die Schulanfangszeiten müssen entzerrt werden. Wir haben schon früh darauf hingewiesen, aber das Schulverwaltungsamt hat in den Sommerferien nicht reagiert. Schade, dass die Schulleitungen offensichtlich nichts ändern wollen. Wir suchen das Gespräch und wollen Lösungen finden. Wir müssen die Schulen bewegen, ihre Komfortzone zu verlassen.“
„Die Schulen waren in den Sommerferien nicht besetzt“, versuchte Schuldezernent Marc Adomat, den Zeitverlust zu entschuldigen. Seine Behörde sei am Thema dran, letztlich aber müssten die Schulen das intern organisieren und entscheiden. So unverbindlich wollten die Ratspolitiker dies allerdings nicht belassen, sondern den Schulen Druck machen. „Wir müssen Schaden von der Stadt abwenden“, mahnte Peter Ippolito (SPD).
Das könnte Sie auch interessieren:
Und auf Antrag der Grünen wurde die Stadtverwaltung vom Rat – bei sechs Gegenstimmen – beauftragt, zeitnah mit den Schulen ein Konzept zur Entzerrung der Unterrichtszeiten zu erarbeiten. Das muss bis zu den Herbstferien vorliegen, weil sonst Mittel des Landes NRW für den Mehraufwand im Nahverkehr verloren gehen. So sieht es eine Landesverordnung eindeutig vor.