Anderthalb Jahre nach dem verheerenden Hochwasser ist das Wohnhaus für psychisch Erkrankte wieder ganz hergestellt.
Sozialpsychiatrisches Zentrum LeverkusenNeustart für flutgeschädigtes Opladener Wohnhaus
Das Hochwasser kam in der Nacht. Wie überall im nördlichen Teil Opladens rund um die Düsseldorfer Straße. Als am Morgen des 15. Juli 2021 die Nachtbereitschaft im Wohnhaus des Sozialpsychiatrischen Zentrums vom Frühdienst abgelöst werden sollte, mussten ein Boot und eine Leiter an der Gebäudefront her. Der Keller des Hauses an der Günther-Weisenborn-Straße – direkt gegenüber der Zufahrt zum GBO-Parkhaus Kantstraße – war komplett vollgelaufen, im Erdgeschoss stand das von der Wupper kommende Hochwasser 1,70 Meter hoch.
Mit Schaudern denken die Betroffenen noch heute an dieses Ereignis zurück, das ihr Lebensumfeld, ihr derzeitiges Zuhause, ihren Arbeitsplatz für gut anderthalb Jahre tief erschüttert hat. In der vergangenen Woche wurde der Neustart der Einrichtung mit einer kleinen Feierstunde begangen, der gemeinsame Kraftakt gewürdigt, den vielen Unterstützern gedankt, ein optimistischer Ausblick getan. Und immer noch wird es dauern, bis wieder ein Stück Normalität in den Alltag der Wohneinrichtung für 21 Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen eingekehrt sein wird.
Sofort nach der Flut, das Wasser stand noch im Erdgeschoss, gab es dramatische Probleme. „Ich leide stark unter extremen Migräne-Schüben“, berichtet eine aus Hitdorf stammende Bewohnerin. „Aber alle Medikamente waren durch die Wasser- und Schlammflut vernichtet worden. Ein Boot wurde dann losgeschickt, um mein Schmerzmittel zu holen.“ Nicht ihr allein erging es so.
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SPZ Leverkusen: Enorm viel zerstört
Vor dem Wasser selbst habe sie weniger Angst gehabt: „Ich bin alte Hitdorferin und habe meinen Rettungsschwimmerschein. Notfalls wäre ich hier weggeschwommen.“ Sie blieb, harrte aus, als es über eine Woche lang keinen Strom und kein warmes Wasser gab. Keine Waschmaschinen, keine voll funktionsfähige Küche. Alle technischen Geräte waren zerstört. Waschküche, Vorratsräume und Mitarbeiterbüros, der Aufzug, der Garten hinterm Haus, der davor geparkte Kleinbus.
Alle hier Wohnenden blieben, hielten zusammen in ihren Wohngruppen. Die Bewohner im ersten der vier Stockwerke mussten zusammenrücken, um Platz für die Mitarbeitenden zu schaffen. Eine kleine Küche dort musste die zerstörte Hauptküche im Erdgeschoss notdürftig ersetzen. Zum Waschen und Duschen ging es anfangs ein paar Häuser weiter, zum Zentrum für integrative Beschäftigung. Als Büro wurde ein Container vor dem Haus geparkt.
Den zahlreichen Helfenden zu danken und deren Unterstützung zu würdigen, hatte das SPZ vergangene Woche zu einer kleinen Feierstunde in den nach dem Hochwasser neu gestalteten Gemeinschaftsraum der Einrichtung im Erdgeschoss eingeladen. Einige Bewohnerinnen und Bewohner nahmen daran teil und applaudierten ihren Helferinnen und Helfern.
Zahlreiche Leverkusener Unternehmen und Handwerksbetriebe haben mitgewirkt, um trotz ihres Personalmangels in der Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten und daraus resultierendem Materialmangel sowie zahlreicher Anfragen anderer Hochwassergeschädigter dem Wohnhaus schnellstmöglich zu helfen. Die Räume in Keller- und Erdgeschoss mussten bis auf die Grundmauern entkernt und saniert werden.
„Nach dem, was ich vor wenigen Tagen erst in Stolberg und an der Ahr gesehen habe, muss ich sagen: Wir sind mit anderthalb Jahren zur Wiederherstellung schon recht schnell dabeigewesen“, dankte SPZ-Geschäftsführerin Rita Apke nachdrücklich den engagierten Leverkusener Handwerksbetrieben. Und sie dankte im Namen der Einrichtung und ihrer Bewohner den Geldgebern, die mit Zuschüssen und Spenden den Neustart ermöglicht haben, darunter neben dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Leverkusen der Lions-Club, der „Aktion Deutschland hilft“, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Leverkusen sowie zahlreichen privaten Spendern.
Wohnheim-Leiterin Miriam König-Naji hob in ihren Dankesworten den großartigen Zusammenhalt der 21 Bewohnerinnen und Bewohner und 13 Mitarbeitenden hervor, der in dieser Notsituation noch enorm zugenommen habe. Und die Hilfsbereitschaft vieler Mitmenschen, die in dieser außerordentlichen Notlage eine bis dahin unbekannte Dimension erreicht habe.