Durch Lützenkirchens sonst sonntäglich stille Gassen scholl Karnevalsmusik, große und kleine Jecken zog es in Scharen nach Holzhausen.
Karneval in HolzhausenTausende strömen zu Leverkusens kleinstem Zug
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An der Ecke zum Sperberweg regnete es Kamelle.
Copyright: Peter Seidel
Durch Lützenkirchens sonst sonntäglich stille Straßen und Gassen scholl Karnevalsmusik, große und kleine kostümierte Jecken zog es in Scharen nach Holzhausen, eine Mutter war auf dem Weg vertieft in ein Karnevalskostüm-Fachgespräch mit ihren Kindern, die im vom Papa gezogenen Bollerwagen saßen. Das konnte nur eines heißen: Leverkusens kleinster Veedelszoch stand vor der Tür.
Auf dem Bruch standen schon eine Stunde vor Zugbeginn Tausende Jecken am Straßenrand, in Garageneinfahrten und Vorgärten hatten Anwohner Bierbänke mit Kölschfässchen und Musikboxen aufgestellt und ihre Häuser bunt geschmückt. An der Ecke mit der Dohrgasse fand sich Prinz Bea mit Elke und Andrea – den beiden weiteren jecken Frauen im Holzhuusener Mädchentrio – zum Fotoshooting mit dem Lützenkirchener Koch-Club zusammen. „Andrea und ich singen im Chor YMCD, dem gemischten Chor im MGV Dürscheid“, erzählte die bestens aufgelegte Prinz Bea. Und weiter: „Da simmer gefragt worden.“
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Der Lützenkirchener Koch-Club mit dem Holzhuusener Mädchentrio
Copyright: Peter Seidel
Und da Elke, die Dritte im Bunde, vor zehn Jahren selbst schon mal Prinz in Holzhausen war, und damit wusste, was so in etwa auf die Tollitäten in Holzhausen im Fastelovend zukommt, haben die Rheinländerinnen Andrea und Elke und die Westfälin Bea Ja gesagt und beendeten so auch das regentenlose Interregnum in dem Lützenkirchener Veedel, denn im vergangenen Jahr gab es weder Dreigestirn noch Prinzenpaar.
Ein paar Schritte weiter warten die Kinder und Erwachsenen des Kinderhauses Am Bürgerbusch als kleine Astronauten gewandet darauf, dass der Zug sich in Bewegung setzt. Dahinter standen die „Fründe Kunterbunt“. „Wir sind eine Freundesgruppe aus der Schönen Aussicht. Wir sind erst zum zweiten Mal dabei. Aber letztes Jahr hat es uns so mitgerissen, dass wir wieder dabei sein wollen“, erzählte Paul Niestroy, der wie alle in der Gruppe in einem Overall mit vielen bunten Punkten verkleidet war.
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Prinz Bea (M.) mit Elke (r.) und Andrea machten schon vor Beginn des Zugs mit ihrem Karnevalslied Stimmung auf der Dohrgasse.
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Am oberen Ende der Zugstrecke standen drei junge Leute, die wohl die weiteste Anfahrt nach Lützenkirchen hinter sich hatten. Die Rettungssanitäter Simon Kaspari, Christian Fries und Jona Daentzer waren eigens aus dem niedersächsischen Hameln und dem zu Hameln benachbarten Bad Münder nach Lützenkirchen gekommen, um im Fall der Fälle Hilfe zu leisten. „Es gibt hier eine freundschaftliche Verbindung zum DRK in Leverkusen und wir unterstützen uns gegenseitig bei großen Festen“, erzählte einer der drei. Viel zu tun sei für sie in Lützenkirchen erfahrungsgemäß eigentlich nicht, ergänzten sie. Umso mehr Zeit, den Fastelovend in Leverkusen kennenzulernen: „Zugucken, miterleben - das ist kultureller Austausch. Karneval kennt man ja in Niedersachsen gar nicht.“
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Die GGS Im Kirchfeld nahm als Baustellen-Truppe am Zug teil.
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Und dann war es soweit: Um 14.11 Uhr setzte sich der 34. Jeckentreck in Holzhausen in Bewegung, an der Spitze die Gruppe der Freunde des Holzhausener Karnevals um die Zug-Organisatoren Bernd und Dagmar Lorenz. Unter den ersten Gruppen war auch eine große, als Baustellen-Trupp verkleidete Fußgruppe der Grundschule Im Kirchfeld. Auf karnevalistisch-satirische Art nahmen die Jecken aus der Lützenkirchener Schull die seit Jahren herrschenden Verkehrsprobleme rund um ihre Schule auf die Schippe.
Gewohnt gemächlich ging es Auf dem Bruch entlang bis zur Ecke Sperberweg und über Am Sportplatz wieder zurück Auf dem Bruch, aber warum auch beeilen? Die Sonne schien märzenhaft warm und lud zum Tanzen ein und das war ja das Motto von Bea mit Elke und Andrea: Hück weed et joot – 3 Mädcher han et em Blood. Mir Jecke in Holzhuusen wolle danze!“