Leverkusen – Überschwemmungen durch Rhein, Wupper und Dhünn hat es auch in früheren Zeiten gegeben. Das ruft Reinhold Braun, der Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Leverkusen-Niederwupper, und aktiv in der Stadtgeschichtlichen Vereinigung Leverkusen, in Erinnerung. Er hat in den Archivalien nachgeblättert und ist schnell fündig geworden. So berichtete der „Generalanzeiger für Wiesdorf-Leverkusen“ Anfang 1909 über Hochwasser und Überschwemmungen. Im Januar hatte es seinerzeit starke Schneefälle mit Eisbildung auf den Flüssen gegeben, mit milderen Temperaturen setzte die Schnee- und Eisschmelze ein, starke Regenfälle kamen hinzu.
„Ein Bild trauriger Verwüstung bieten die im Überschwemmungsgebiet der Wupper liegenden Stadtteile“, berichtete die Zeitung aus Leichlingen. „Der Schaden ist ganz ungeheuer. (...) Der Schaden an den Straßen, der ein interessantes Bild von der Gewalt der Strömung bietet, beziffert sich allein auf Tausende von Mark.“ 1890 sei das Wasser aber noch höher gestiegen.
Vorsicht beim Wegwerfen
Lokalhistorisch interessante Dokumente sollten beim Aufräumen nach dem Hochwasser nicht leichtfertig weggeworfen werden. Darum bitten die örtlichen Geschichtsvereine. Gerade erst seien in einem überschwemmten Keller in Alkenrath Musiknoten des Zitherverein Schlebusch aus den 1920er-Jahren gefunden worden, die dem Bergischen Geschichtsverein übergeben wurden.
Dokumente, Fotos und Unterlagen für den Bereich Leverkusen und Leichlingen könnten den Geschichtsvereinen gern auch nur leihweise überlassen werden, damit diese gesichtet und bei Bedarf eingescannt werden könnten. Diese Tätigkeit werde in enger Zusammenarbeit mit den Stadtarchiven von Leverkusen und Leichlingen erledigt, die Leihgaben verlässlich zurückgegeben. (ger)
„Heute ist die Dhünn aus ihrem Bett getreten“, berichtete die Zeitung am 6. Februar 1909. „Das Wasser steht fast kniehoch bis an das Bürgermeisteramt. Auch sind große Wassermengen in die Fabrikräume der Firma Kuhlmann Söhne in Schlebusch eingedrungen. Der Betrieb musste heute Vormittag eingestellt werden.“ Und: „Viele Landwirte, deren Ländereien an der Dhünn liegen, erleiden großen Schaden, weil von den schon bestellten Feldern die Saat abgetrieben ist und in Obstgärten Bäume entwurzelt sind.“
Ein Lob der Feuerwehr
Aus Opladen berichtet das Blatt über weitläufige Überschwemmungen im Bereich rund um die Düsseldorfer Straße und beobachtet dabei auch: „Notlagen wie die heutige wecken ja in besonderem Maße das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen.“
Da gebe es in den überschwemmten Straßen durchaus auch heitere Szenen. „Eine Freude war es, die braven Feuerwehrleute mit Lust und Liebe bei der Arbeit zu sehen. Zum Teil mussten sie bis in den Leib ins Wasser.“
Dringend wurde damals von Anwohnern eine Verlegung des Wiembachs gefordert, der als ein gefährlicher Bach bezeichnet wird, der bereits 1890 zu weiteren schadensreichen Überschwemmungen geführt habe. Auch eine Anhebung der Düsseldorfer Straße wurde erwogen, um die Verbindung für die elektrische Straßenbahn von Opladen nach Langenfeld sicherzustellen.